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"Sei doch einfach mal positiv.“ Was wir nicht zu depressiven Menschen sagen sollten

"Sei doch einfach mal positiv.“: Was wir nicht zu depressiven Menschen sagen sollten
© Jordi D/ peopleimages.com / Adobe Stock
Frustration macht sich breit. Nichts scheint unserem Gegenüber zu helfen. Der Umgang mit depressiven Personen ist nicht immer leicht. Manchmal führt das dazu, dass wir Dinge sagen, die eher schaden als helfen. Diese sechs Sätze solltest du in jedem Fall vermeiden.

"Du musst einfach mal abschalten."

Menschen mit Depressionen können nur bedingt beeinflussen, wie es ihnen geht. Ihre Traurigkeit ist keine Frage des Willens oder etwas, das man sich aussucht. Häufig helfen nur langfristige therapeutische Maßnahmen. "Einfach mal abschalten" ist also keine Option, denn es gelingt vielen Betroffenen schlichtweg nicht. Ihr Krankheitsbild ist komplex und wird durch biologische Faktoren und das Umfeld beeinflusst. Eine solche Aussage impliziert aber, dass die Entscheidung allein bei der depressiven Person liegt. Außerdem wird sie der Vielschichtigkeit der Erkrankung nicht gerecht. Auch, wenn es gut gemeint ist, sollte man also lieber eine andere Formulierung wählen, die unterstützender und einfühlsamer wirkt. 

"Sei doch mal positiv."

Auch hier gilt wieder: Das Gegenüber hat keinen direkten Einfluss auf seine Gefühlslage. Problematisch ist an diesem Kommentar zudem, dass bei Betroffenen ein Gefühl von Schuld entstehen kann. Schließlich sind sie negativ, statt "einfach mal positiv zu sein." Dabei sind betroffene Personen nicht für ihr Leid verantwortlich und es ist wichtig, sie in dieser Ansicht zu bestärken, statt zu verunsichern. Viele von ihnen versuchen wahrscheinlich schon, positiver zu denken. Ein solcher Fokus hat aber leider keinen Einfluss auf die Symptome einer Depression. 

"Es ist doch gar nichts. Kein Grund, depressiv zu sein."

Depressionen sind in vielen Fällen nicht auf äußere Umstände zurückzuführen. Selbst Menschen, die aus der Sicht von Außenstehenden ein perfektes Leben führen, können von der Krankheit betroffen sein. Wenn man jemandem sagt, dass es keinen Grund gibt, depressiv zu sein, kann das für die Person bedeuten, dass ihre Gefühle unangebracht sind. Das ist aber keineswegs so, denn es ist wichtig, dass Betroffene ihre Emotionen ernst nehmen. Außerdem sollten sie das Gefühl haben, dass man ihnen glaubt und sich Hilfe suchen. Wer aber das Empfinden seines Gegenübers grundlegend infrage stellt, bewirkt genau das Gegenteil. 

"Das ist alles nur in deinem Kopf."

Im Umgang mit Betroffenen müssen wir uns bewusst machen, dass sie genauso unter einer chronischen Krankheit leiden wie beispielsweise Menschen mit Asthma. Durch den Vergleich wird schnell deutlich, dass solche Sätze eher schaden als helfen. Wir würden ja auch nicht zu Sportler:innen, die aufgrund ihrer Krankheit luftnötig sind, sagen, dass sich das alles nur in ihrem Kopf abspielt. Schließlich gehört viel mehr dazu und eine Depression ist eine Erkrankung, die auch als solche behandelt werden sollte. 

"Es könnte schlimmer sein."

Wie sich eine Depression anfühlt, nehmen Betroffene stark subjektiv wahr. Es ist für Außenstehende schwer möglich zu beurteilen, wie schlimm sich das anfühlt. Natürlich gibt es immer ein Szenario, welches bedrückender scheint als die gegenwärtige Situation. Es sollte aber darauf ankommen, die Gefühle des Gegenübers ernst zu nehmen und anzunehmen, dass sie so schlimm sind, wie es sich für die depressive Person anfühlt. Ob wir uns etwas noch Schrecklicheres vorstellen können, spielt dabei keine Rolle, sondern die Realität der betroffenen Person. Immerhin ist das Ziel zu unterstützen, nicht abzuwägen oder zu argumentieren. 

"Ich weiß, wie du dich fühlst."

Auch, wenn du damit Solidarität ausdrücken möchtest, hilft diese Aussage leider nicht. Von Depressionen betroffene Menschen nehmen die Krankheit unterschiedlich wahr. Sogar wenn man selbst betroffen ist, ist es also wahrscheinlich, dass es sich für das Gegenüber nicht gleich anfühlt. Vergleiche helfen nicht, schließlich sollten die Emotionen und das individuelle Leiden der betroffenen Person im Vordergrund stehen. Wer es so formuliert, läuft zudem Gefahr, sich selbst in den Vordergrund zu drängen. 

Du erkennst dich in diesen Aussagen wieder? Kein Grund zu verzweifeln! Die meisten von uns sind keine Psycholog:innen und der Umgang mit depressiven Personen ist ein komplexes Unterfangen. Es braucht viel Achtsamkeit, Sensibilität und Empathie. Dass wir dabei Fehler machen, ist nur menschlich. Niemand kommt allwissend auf die Welt, aber wenigstens weißt du jetzt schonmal, wie du es nicht formulieren solltest. Wenn du dich fragst, wie es richtig geht, kannst du dich an diesen Beispielen orientieren. 

Verwendete Quellen: Psychologytoday.com, psychcentral.com, rki.de 

Brigitte

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