Auf das dänische Hygge folgt nun das schwedische Lagom – und zwar nicht nur als Lebenseinstellung, sondern auch als Wohntrend. Doch wie funktioniert er genau?
Lagom kennt, wer Astrid Lindgrens Michel aus Lönneberga mal in der schwedischen Originalfassung gelesen hat. Da sagt Emils Mutter über die Köttbullar zum Osterfest: "Lagom stora, lagom runda och lagom bruna" – soll heißen: "So groß, rund und braun, wie sie sein müssen." Mit anderen Worten: genau richtig! Nicht zu groß, nicht zu klein, nicht zu hart, nicht zu weich. Die goldene Mitte eben.
Dieses Lagom findet nun Einzug in deutsche Wohnungen und Häuser. Denn was beim Essen, Trinken und im Alltag so gut klappt, funktioniert doch sicher auch bei der Inneneinrichtung. Statt Minimalismus oder vollgestopften Räume, gilt es nun, ein Mittelmaß zu finden.
1. Die Lagom-Farben
Erdnah, neutral, natürlich – so sollten die Farben im Lagom-Stil sein. Ob Grau- oder Brauntöne, dezentes grün oder weiß: In schwedischen Häusern stößt man kaum auf grelle Farben und große Muster.
Die Wände sollten hell und warm gestrichen werden, Holzböden und -decken sorgen für einen gemütlichen Flair.
Wer Buntes mag, kann farbenfrohe Akzente in der Deko setzen, etwa Blumentöpfen, einem gestreiften Teppich, ein Wandgemälde (oder -Teppich) oder gemusterte Sofakissen. Einzige Voraussetzung: Man sollte sich entscheiden. Wer bei jedem Dekoelement zu pink, blau und lila greift, überfrachtet die Farbwelt im Zimmer und zerstört die Lagom-Atmosphäre.
2. Die Lagom-Materialien
Natürlich und warm sollten nicht nur die Farben sein, sondern auch die Materialien im Raum. Für Möbel heißt es: lieber Holz als Metall, lieber Naturfasern wie Wolle, Hanf und Leinen statt Synthetikfasern wie Polyester und Polyamid.
Die Böden bestehen bei Lagom aus hellem Holz oder hellen Fliesen. Unter dem Ess- und Wohnzimmertisch darf dabei kein Teppich (z.B. aus Jute oder Wolle) fehlen. Die Schweden wissen nun mal, wie wichtig warme Füße für das Wohlbefinden und gute Laune sind!
In Badezimmer und Küche sollte möglichst auf Plastik verzichtet werden. Wer Lagom lebt, setzt auf nachhaltige Lebensmittel, greift auch lieber zum selbstgemachten Zuckerpeeling, statt zu chemiebeladenen Fertigpeelings aus der Drogerie.
3. Die Lagom-Möbel
Hauptsache nachhaltig heißt das Lagom-Motto! Dabei wird ein stabiles Second-Hand-Möbelstück einem unstabilen Neustück bevorzugt. Auch Upcycling-Möbel finden Einzug in die Lagom-Wohnung.
Sofas, Sessel & Co. können am besten in Grau- oder Brauntönen gehalten werden, Farbakzente mit Kissenbezügen oder Wolldecken (am besten aus ökologischem Anbau) gesetzt werden.
Lagom steht dabei auch für Geselligkeit. Ein großer Esstisch, an dem zur Not die ganze Familie und Nachbarn Platz finden, ist obligatorisch. Am besten natürlich aus massivem Holz. Auf Tischdecken wird übrigens verzichtet. Wer den Tisch vor Flecken schützen möchte, kann auf ein Platzset setzen – am besten in hellen Naturtönen,, wie etwa beige.
Im Schlafzimmer sollte das Hauptmöbelstück – das Bett – ebenfalls aus Holz bestehen. Die Bettbezüge aus Leinen oder Baumwolle runden den Lagom-Stil ab.
4. Die Lagom-Deko
Kein Nippes, Schnickschnack oder unnötiger Kleinkram ist in der schwedischen Wohnung zu finden. Stattdessen wird auf Leben gesetzt! Mindestens eine Pflanze gehört in jedes Zimmer – besser noch sind ein paar mehr. Palmen und Kletterpflanzen bieten sich an; wer Schnittblumen bevorzugt, sollte sie möglichst aus dem eigenen Garten oder Balkon reinholen.
In der Küche bevorzugt man handgetöpfertes und selbstbemaltes Geschirr. Kühle Designerplatten werden verbannt. Statt Papierservietten werden Baumwollservietten verwendet, die wesentlich nachhaltiger sind.
5. Die Lagom-Beleuchtung
Je heller, desto besser! Große Fenster und viele Lampen (etwa mit Treibholz-Elementen und / oder Leinenbezug) sind für die Lagom-Einrichtung unerlässlich. Energie- und ressourcensparende Aspekte sind auch hier relevant, etwa durch LED-Leuchten oder Solar-Strahler.
Noch besser sind Kerzen aus Bienenwachs und ein Holzofen, der für Licht und Wärme sorgt.
6. Die Lagom-Elektrogeräte
Lagom setzt auf Umweltfreundlichkeit. Kühlschrank, Waschmaschine und Co. sollten energiesparend sein und TV- und Musikanlagen nie im Stand-By-Modus stehen: aus ist aus!
Grundsätzlich gilt: Elektrogeräte, auf die man leicht verzichten kann, haben in der Lagom-Küche nichts zu suchen. So findet man etwa Mikrowellen in den wenigsten Schweden-Küchen.
Wem es möglich ist, sollte auf einen eigenen Holzofen setzen, statt die Heizung voll aufzudrehen. Auch warme nachhaltige Kleidung wird einer hohen Zimmertemperatur bevorzugt (man denke an den Norweger-Pullover).