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Mein Traum

Auf Mallorca ist Catín Cañellas so bekannt wie der spanische König. Sie tut alles, um die Schönheit, die alten Gemäuer, den ursprünglichen Stil der Insel zu bewahren. In ihrem Zuhause hat sie das Beste aus mallorquinischer Tradition und Moderne vereint. Und in ihrem Hotel können Gäste eintauchen in die Welt der Señora Cañellas.

Am liebsten hätte ich meine Familie ständig um mich", sagt Catín Cañellas. "Da bin ich eine ganz typische spanische Mutter." In Gedanken hat sie ein Haus vor Augen, in dem sie mit ihren Kindern und Enkeln die Sommer verbringen kann. Das passende Grundstück hat sie schon gefunden: direkt am Meer, bewachsen mit krummen, vom Wind gebeugten Kiefern, die ihren harzigen Duft verströmen. Doch vorerst bleibt es bei der Wunschvorstellung. Catín Cañellas ist zu beschäftigt - genauso wie ihr Mann, der Architekt Antoní Esteva, ihr Sohn Tomeo, ebenfalls Architekt, und ihre Tochter Rosa, eine Modedesignerin. Ständig klingelt ihr Mobiltelefon, von dem aus sie ihr Privat- und Geschäftsleben regelt, denn "im Büro bin ich eigentlich nie", sagt Catín Cañellas. Sie ist viel lieber bei sich zu Hause oder unter Menschen in ihrem Hotel, auf dem Markt oder in einem Café.

Mallorca ist für die 57-Jährige ein besonderes Kleinod. Sie gehört zu den Einheimischen, die das Typische der Insel, der Landschaft, der Häuser und der Küche bewahren wollen. Mit ihrem Mann, mit dem die ehemalige Floristin seit über 30 Jahren verheiratet ist, spricht sie ausschließlich Mallorquín. Die beiden leben ihren Traum von Mallorca, der Tradition und Moderne vereint. Zu sehen ist das sowohl in dem abgelegenen Zuhause der beiden in der Nähe von Son Servera als auch in ihrem Hotel "Finca Son Gener", das im Osten der Insel zwischen Son Servera und Artà liegt.

Beide Häuser sind sehr puristisch eingerichtet. Bei der Wahl der Materialien und Farben haben sich Catín Cañellas und Antoní Esteva beschränkt: auf Holz, Natursandstein und Leinen sowie Ocker, Weiß und Brauntöne. Selbst die Hotel-Treppengeländer, an denen Kunsthandwerker sonst gern ihr ganzes Können demonstrieren, sind auf das Notwendigste reduziert - keine Schnörkel und Ornamente, nur schlichte Eisenbänder. "Das Bäuerliche und Handfeste ist in der Tradition Mallorcas verankert, nicht das Verspielte", sagt Catín Cañellas.

Das Privathaus des Ehepaars ist ein schlichter zweistöckiger Neubau mit einem Mittelhaus und zwei Flügeln, ein Entwurf des Hausherrn. Von jeher typisch für mallorquinische Häuser sind die überdachten oder mit Pflanzen berankten Laubengänge ringsherum sowie die Schatten spendenden Fensterläden. Besonderen Wert legte Catín Cañellas auf eine große Küche. Steht sie am Herd, so fällt ihr Blick auf einen ausladenden Esstisch, an dem sie oft und gern Gäste bewirtet.

Das Hotel entstand aus einer Ruine. Das Gemäuer war im 18. Jahrhundert errichtet worden und diente ursprünglich als Ölmühle, in der Bauern ihre geernteten Oliven abgaben und anschließend das Öl mit nach Hause nehmen konnten (in einem Salon ist heute noch die alte Ölpresse zu sehen). Als das kreative Paar die Überreste des Bauwerks zwischen Oliven- und Mandelbäumen entdeckte, ging es ihm zunächst nur um die Erhaltung eines historischen mallorquinischen Gebäudes. Den weiteren Verfall des inzwischen von Ziegen bewohnten Baus versuchten sie zunächst mit einem provisorischen Dach zu verhindern. "Dass wir später mal ein Hotel in diesen Mauern einrichten würden", sagt Catín Cañellas, "war uns lange nicht klar. Aber die romantische Lage auf einem Hügel, die Farben der Steine und der Duft nach Rosmarin und Mimosen waren so schön, das durfte nicht verloren gehen." Vor sechs Jahren eröffneten sie nach aufwändigen Restaurierungsarbeiten die "Finca Son Gener" mit zehn Gästezimmern. Hinter robusten Mauern liegen nun einladend helle und elegante Räume.

Die Schönheit und Eigenheit der Insel zu schützen und Besuchern näher zu bringen, diese Chance bietet sich in einem Hotel viel eher als nur im privaten Rahmen. Im Hotel wie in ihrem Zuhause setzt Catín Cañellas auf das gleiche Farbkonzept und die gleiche Mischung aus modernen Möbeln und Antiquitäten. Hier wie dort benutzt sie die feinen Produkte der in Artà ansässigen Keramikerin Marí Antonia Carrió, die sich für den täglichen Gebrauch auf dem Esstisch ebenso eignen wie als Dekorationsobjekte. Und hier wie dort hat sie schöne Gärten angelegt. Das Gemüse landet in der Küche und anschließend auf dem Tisch, die Blumen schmücken die Zimmer.

Catín Cañellas ist nie hektisch, sie strahlt Gelassenheit und ruhige Bescheidenheit aus. Selbst bei unserer Anfrage sagte sie: "Warum ich? Da gibt es doch viel interessantere Menschen hier, über die ihr schreiben könnt!" Doch auf der Insel ist sie fast so bekannt wie die Mitglieder der spanischen Königsfamilie. Ihre Begeisterung motiviert alle, mit denen sie zu tun hat. Bei Bauern und Viehzüchtern, die ökologische Landwirtschaft betreiben, kauft die Señora Gemüse, Obst und Fleisch für ihre Familie und die Hotelküche. Viele Künstler profitieren von ihrem Faible für Kunst, denn sie integriert Skulpturen und Bilder in die Einrichtung der "Finca Son Gener" oder stellt sie in ihrem zweiten Hotel aus, dem "Convent de la Missió", einem ehemaligen Kloster in Palma. So macht Catín Cañellas viele Menschen glücklich. Und am meisten sich selbst.

Die Mallorca-Tipps von Catín Cañellas:

"Finca Son Gener": Ctra. Vieja Son Servera-Artà, km. 3, E-07550 Son Servera Tel. 00 34/971/18 36 12, Fax 18 35 91; DZ/F 255 Euro www.songener.com

Das "Convent de la Missió", ein ehemaliges Kloster, ist das zweite Hotel des Ehepaars. Das Haus wurde im 17. Jahrhundert im Stadtkern von Palma errichtet und diente als Ausbildungsstätte für Missionare: Carrer de la Missió, 7A, E-07003 Palma Tel. 00 34/971/22 73 47, Fax 22 73 48; DZ/F ab 242 Euro www.conventdelamissio.com

Die Keramikerin Marí Antonia Carrió formt hauchfeine Schalen und Teller, deren glänzende Glasuren das Licht einzufangen scheinen: "Finca Son Xerubi", E-07570 Artà,Tel. 00 34/690/85 26 30

Isabel heißt die Chefin des "Café Parisien" in Artà, in dem Catín Cañellas gern zwischendurch einen Kaffee trinkt und einen kleinen Plausch hält. Dort wird auch frisches, typisch mallorquinisches Essen serviert: Carrer Ciutat,18, E-07570 Artà Tel. 00 34/971/83 54 40

Catín Cañellas kauft fast ihre gesamte Garderobe in einem der Läden ihrer Tochter, der Modedesignerin Rosa Esteva: Cortana C'an Granada/C'an Asprer, E-07003 Palma Tel. 00 34/971/71 20 23

Auf alten englischen Webstühlen werden in dem kleinen Handwerksbetrieb traditionelle mallorquinische Stoffe produziert. Catín Cañellas kauft hier gern den Stoff für ihre Gardinen: Bujosa Carrer Bernardo Santa Eugénia, 53 E-07320 Santa Maria del Camí Tel. 00 34/971/62 00 54, Fax 14 00 23 www.bujosatextil.com

Der Markt, auf dem Catín Cañellas gern bummeln und einkaufen geht, findet mittwochvormittags in Sineù auf dem Platz vor der Kirche statt.

Fotos: Heiner Orth Produktion: Sabine Wesemann Text: Uta Abendroth BRIGITTE Heft 15/2006

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