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Wohnen mit Katzen: Hallo, Stubentiger!

Wohnen mit Katzen: Hallo, Stubentiger!
© Anja Hölper
Wie schön das Wohnen mit Katzen ist, zeigt Schriftstellerin Zoë Beck. Sie teilt sich mit Kater Oscar und Katze Mieps eine Altbauwohnung in Berlin. Ein Hausbesuch.

Oscar liegt gerne auf dem Rücken. Mit eingerollten Pfoten. Gerne auch zugedeckt. Im Bett, auf den Küchenfliesen, in seinem Kuschelkörbchen, auf dem Designersofa - eigentlich überall. Hauptsache, Zoë Beck ist in der Nähe. "Auch das Mieps ist immer da, wo ich bin", sagt die Schriftstellerin mit einem liebevollen Blick auf Oscars Spielgefährtin, als wir in ihrer schönen Altbauwohnung in Berlin-Zehlendorf bei Tee und Croissants beisammensitzen. Und so haben der rote Britisch-Kurzhaar-Kater und die blaue Tabby-Britin, die ihre langen Beine wohl einem Hauch Maine Coone verdankt, in jedem der fünf Zimmer viele Lieblingsplätze. "Meine Wohlfühlwesen" nennt die junge, erfolgreiche Autorin ihre beiden Stubentiger, ein doppelt passender Begriff, denn sie verbreiten nicht nur Wohlsein, sie empfinden es auch ganz deutlich. Wie Werbestars für Katzen-Wellness liegen sie entspannt herum, die Augen halb geschlossen, schnurrend oder leise schnarchend. Es sind reine Wohnungskatzen, zu nah liegt die große Bundesstraße. "Ich hätte ständig Angst, dass sie überfahren werden", sagt Zoë Beck.

Die Rasse eignet sich wegen ihres ruhigen Charakters gut für die Indoorhaltung, dennoch hat die Übersetzerin mit den deutsch-britischen Wurzeln nichts dem Zufall überlassen. "Ich habe meine Tierärztin gebeten, einmal durch die ganze Wohnung zu gehen. Sie macht auch Hausbesuche, das ist stressfreier für alle." Zwei große Kratzbäume und mehrere Schlafplätze pro Zimmer sind das Ergebnis der Beratung. Noch wichtiger ist wohl, dass sich die verspielten Schmusetiere nie aus Mangel an Gesellschaft langweilen: Weil sie zu zweit sind und weil ihr Zuhause auch die Arbeitsstätte der Schriftstellerin ist. "Ich verbringe sehr viel Zeit in meiner Wohnung. Daher ist es mir besonders wichtig, dass sie schön ist," sagt die Friedrich-Glauser-Preisträgerin, die 2011 wieder nach Berlin zog. Die sanierte Altbauwohnung, ein Schmuckstück mit Wintergarten und über vier Meter hohen goldverzierten Stuckdecken, hat sie im Internet gefunden, "in nur fünf Minuten". Bei der Besichtigung war ihr sofort klar: "Das ist meine Wohnung. Hier fühle ich mich gut. Die Nachbarn sind nett. Das ganze Haus hat einen 'guten Spirit', wie die Amerikanerin über mir sagt."

Die Einrichtung hat sie auf dem Papier geplant, nach einer Inventur: "Was kommt mit, was will ich neu kaufen? Denn jede neue Wohnung atmet ja auch etwas anderes." Dabei trifft sie stets schnelle, klare Entscheidungen - und auch radikale: "Ich habe mein Klavier weggegeben, auf dem ich als Dreijährige zu spielen angefangen habe. Es hat mich mein Leben lang begleitet, bei bestimmt zehn Umzügen." Aber es war aus hellem Holz, "und das sah in diesem Raum einfach blöd aus. Außerdem hat es nicht mehr gut repetiert. Ich wollte ein neues, eines mit schwarzem Klavierlack." Mit ihrem 80er-Jahre-Yahama-Konzertklavier ist sie jetzt glücklich, sowohl optisch - es passt sehr gut zum lackierten Sideboard gegenüber - als auch wegen des Klangs. Die Katzen sehen das wohl ähnlich: "Sie mögen Musik." Den gewohnten Klavierhocker hat Zoë Beck behalten, und natürlich ihren schönen alten Schreibtisch im englischen Stil aus der Werkstatt von Bowlings of Tenby. "Er ist eines der wenigen Erinnerungsstücke, die ich von meiner Mutter habe. Hier schreibe ich meine Bücher", erzählt die zweisprachig aufgewachsene Autorin. "Oscar liegt dann gerne hinter meinem Rechner und schläft. Und das Mieps würde am liebsten das Kabel anknabbern. Aber auf die Tastatur gehen sie nicht, die respektieren sie als meins."

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Die Banker Lamp aus den Dreißigerjahren, ein seltenes Stück mit integrierten Tintenfässern und Füllerablage im Messingfuß, verbreitet ein angenehmes Licht. Sie ist nur eine von vielen Vintage- und antiken Lampen der Liebhaberin, die auch ein deutliches Faible für schöne Uhren hat. gesteht sie. "Vor allem jetzt, da ich mir manche Sachen endlich leisten kann. Jugendstil und Art-déco haben es mir besonders angetan." Neben der Ästhetik spielt auch das Gefühl eine Rolle: "Bei alten Dingen denke ich: Das hat eine Geschichte. Das lebt, das spricht noch zu mir."

Die zweite große Neuanschaffung außer dem Klavier steht ebenfalls im Schreibraum und ist ganz zeitgenössisch: Eine schöne und überraschend komfortable Sitzgruppe von Moroso, die sich Zoë Beck aus dem Sofa 'My Beautiful Backside' und zwei runden Sesseln der 'Sushi Collection' zusammengestellt hat. Die Arbeiten des Londoner Designerpaars Nipa Doshi und Jonathan Levien passen stilistisch so gut in die Wohnung, als seien sie eigens für sie entworfen: edel und doch verspielt, modern, freundlich-feminin und farbenfroh. Die Liebe zum Material- und Mustermix, zu Handarbeit und Qualität finden sich in jedem Raum wieder. Kein Wunder, dass Zoë Beck nicht widerstehen konnte, als sie die Möbel zufällig im Schaufenster sah. "In einem Anfall von Wahnsinn habe ich sie dann gekauft." Natürlich hatte sie Bedenken wegen ihrer krallenbewehrten Mitbewohner. "Sie schlafen gerne darauf, das dürfen sie auch. Tagsüber besprühe ich die Polster mit Katzen-Pheromonen, das sind Wohlfühlhormone, die Kratzattacken verhindern sollen. Das funktioniert auch. Trotzdem mache ich nachts, wenn ich sie nicht beaufsichtigen kann, lieber die Türen zu."

Es ist ja nicht so, dass es den Katzen an bequemen Plätzen mangeln würde. Eine Fülle von bunten Kissen setzt überall fröhliche Akzente und verbreitet Kuschelstimmung, ob im Wintergarten, dem Wohnzimmer oder der Bibliothek mit rund 1.700 Büchern. Viele Kissen haben einen persönlichen Bezug, angefangen von dem Fundstück eines Bekannten bei "Herzilein" in Wien bis zu den Maßanfertigungen des DaWanda-Kreativmarkt-Labels "Marjellka", handgenäht aus 70er-Jahre-Stoffen von der früheren Violinistin einer Lieblingsband von Zoë Beck. Aber so weich die Kissen auch sind: Das Mieps schläft jetzt am liebsten in luftiger Höhe auf den Vinyl-Platten im Bücherregal. Den Platz hat sie sich von Oscar erkämpft.

Wie ich zu meinen Katzen kam - und warum ich sie nie wieder hergebe:

Zoë Beck
Zoë Beck, geboren 1975, arbeitet als Schriftstellerin und Übersetzerin und ist Autorin verschiedener Kriminalromane und Komödien. Zuletzt ist von Beck der Krimi "Brixton Hill" erschienen. Mehr zu Zoë Beck erfahren Sie auf ihrem Blog "Erase and Rewind".
© Anja Hölper

Oscar war ein Notfall: In der Familie, in der er wohnte, wurde er von dem kleinen Kind ständig gejagt. Keiner hatte genug Zeit, sich um ihn zu kümmern. Er war ganz verstört, und alle waren unglücklich mit der Situation.

Das Mieps habe ich für Oscar als Spielgefährtin ins Haus geholt. Sie hat eigentlich einen anderen Namen. Aber da sie immer nur "Mieps" sagt, heißt sie jetzt so. Zuerst hat das Mieps den armen Oscar kräftig angeknurrt. Aber dann hat er ihr gezeigt, wie man Fliegen fängt. Und sie hat ihm das Köpfchen geputzt, als er Angst vor der Tierärztin hatte.

Ich liebe sie, weil sie so kuschelige, verpennte Mistbiester sind, so weich und schnurrig. Ich kann ihnen stundenlang beim Schlafen zusehen. Von den Katzen habe ich gelernt, wie wichtig Ruhe ist. Früher, als ich noch ohne Katzen lebte, habe ich nichts vermisst. Aber heute kann ich mir ein Leben ohne sie nicht mehr vorstellen. Ich freue mich jeden Tag über sie.

Text: Maike Grundwald und Zoë Beck Fotos: Anja Hölper Text und Bilder stammen aus dem Buch <a class="link--external" href="http://www.callwey.de/buecher/vom-gluck-mit-katzen-zu-wohnen/" target="_blank" rel="noopener">"Vom Glück mit Katzen zu wohnen"</a>

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