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Das Herzstück meines neuen Lebens

Wenn wir uns in unserem neuen Zuhause eingerichtet haben, kommt es irgendwann: dieses Gefühl, endlich angekommen zu sein. Und oft gibt es einen Gegenstand, der diesen Zustand wie kein anderer verkörpert.

"Mein kleines Ritual: Morgenkaffee aus meinem Einweihungsparty-Becher"

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Christina Weinhardt, 20, Auszubildende Die ersten Wochen in meiner ersten eigenen Wohnung in Hamburg waren ziemlich hart: niemand da, wenn ich abends von der Arbeit komme. Einen Haushalt, den ich ganz allein schmeißen muss und der trotz guter Vorsätze oft genug auf der Strecke bleibt.

Mittlerweile habe ich mich an das Alleinleben gewöhnt. Ich wohne jetzt seit fünf Monaten mitten auf St. Pauli, in einer kleinen 20-Quadratmeter-Wohnung. Durch die Nähe zum Kiez ist da immer was los, und ich bin abends viel unterwegs. Meine Mutter hatte natürlich Bedenken, dass es nicht sicher sei, hier zu wohnen. Aber ich habe noch nichts Bedrohliches erlebt. Klar, man trifft die verrücktesten Leute, wenn man ausgeht, und wird auch mal blöd angequatscht, aber Angst hatte ich noch nie.

Eher mal Heimweh. Ich fahre gelegentlich am Wochenende zu meinen Eltern nach Wrist, das ist dann wie Urlaub für mich. Aber im Moment passe ich einfach besser in die Großstadt. Meine Ausbildung, die Neugier und ein großes Stück mehr Selbständigkeit - ich wollte immer nach Hamburg und bin so froh, dass es geklappt hat. Als ich meine Wohnung bezogen hatte, habe ich eine Einweihungsparty gemacht. Und von einer Freundin einen Becher geschenkt bekommen. Wenn ich mir morgens einen Kaffee mache, trinke ich ihn immer aus diesem Becher, das ist zu meinem ersten kleinen Ritual geworden. Weil ich mit der Freundin schon zur Schule gegangen bin, ist der Becher auch ein Bindeglied zwischen meinem alten und meinem neuen Leben.

"Mein neues Leben sucht ein Zuhause" ist das Thema im Dossier der neuen Brigitte (Heft 12, ab 19.5. am Kiosk). Lesen Sie, wie mit einem professionellen Konzept nach einer Trennung die Wohnung ein neues Gesicht bekommt, wie ein Wochenend-Vater seine Single-Wohnung blitzschnell kindgerecht umbaut und wie wir unseren eigenen Wohnstil finden.

"Die Uhr ist ein Sinnbild für unser Zuhause"

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Astrid Zaumseil, 51, Hausfrau und Mutter Wenn wir mit unseren vier Kindern umgezogen sind, waren jedes Mal eine Menge Möbel und 400 Kisten im Container unterwegs, nach Venezuela, Kanada, Japan - wo immer mein Mann für seine Firma hinversetzt wurde. Es war uns wichtig, dass wirklich alles, was wir so angehäuft haben, mit dabei ist. Damit man sich auch an einem neuen Ort, in fremder Umgebung, möglichst schnell zu Hause fühlt. Aus dem Grund schleppen wir auch unsere alte, vollkommen verformte Küchenuhr überall mit hin. Sie läuft nicht mehr, die Zeiger zeigen noch auf fünf nach halb acht - der Moment, in dem sie damals stehen geblieben ist. Sie ist zeit- und damit eigentlich auch sinnlos, aber trotzdem wird sie in jedem neuen Haus immer sofort über die Küchentür gehängt.

Sie ist wie ein Sinnbild: Hier ist unser neues Daheim. Sie steht einfach für eine Menge Erinnerungen: Vor rund 18 Jahren hing sie in unserem Haus in Düsseldorf. Es war Weiberfastnacht, als es plötzlich brannte, ein Kurzschluss. Mein Mann Jochen war bei einem Geschäftsessen, ich habe die Kinder und unser Au-pair-Mädchen aus dem Haus getrieben. Tage später haben wir aus den ausgebrannten Räumen herausgeholt, was einfach zu unserem Leben gehörte - darunter ein paar Bilder und angesengte Kuscheltiere. Auch die Uhr fanden wir, völlig zerschmolzen. Sie sah aus wie die Uhren auf dem Dalí-Bild "Die zerfließende Zeit". Seitdem reist sie mit uns um die Welt, wie ein Familienmitglied. Jetzt wohnen wir seit drei Jahren wieder in Deutschland. Als ich die Uhr aus der Kiste holte, dachte ich: Eigentlich passt sie hier gar nicht so gut rein, das Haus ist von 1910, mit gewölbter Decke und viel Stuck. Aber auch die Kinder sagten sofort: Die Uhr muss wieder über die Tür, erst dann fühlen wir uns hier richtig zu Hause.

"Die perfekte Lebensqualität: Niclas spielt, ich liege auf der Gartenbank"

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Nadine Bartels, 33, Bankkauffrau Eigentlich bin ich ein Stadtkind. Ich habe bis auf wenige Jahre in meiner Kindheit immer in der Stadt gelebt. Dieses Kapitel ist zu Ende: Vor ein paar Monaten sind mein Mann und ich und unser dreijähriger Sohn Niclas in ein Haus am Rand von Hamburg gezogen. 300 Meter dahinter fangen die Felder an. Wir haben einen Garten und: meine Gartenbank. Früher hatten wir einen Balkon, aber das ist nicht dasselbe. Jetzt kann ich bei schönem Wetter nach Herzenslust einfach nur so draußen sitzen. Die Terrassentür aufmachen, mich gemütlich auf meine Bank legen und Fünfe gerade sein lassen. Niclas kann dabei neben mir spielen. Das ist für mich die perfekte Kombination von seiner und meiner Lebensqualität.

Niclas war ein wichtiger Grund für unseren Umzug. Wir wollten ihn nicht in der Stadt großziehen, er sollte sich frei bewegen können. Und in unserer alten Wohnung fühlten wir uns nicht mehr wohl, wir wären sowieso umgezogen. Natürlich gibt es Dinge, an die ich mich erst mal gewöhnen muss. Dass man aufs Auto angewiesen ist, mein Weg zur Arbeit jetzt eine Stunde dauert. Aber die Vorteile überwiegen. Keine Großstadt-Geräuschkulisse mehr, wenn ich das Fenster öffne. Ich kann die Tür aufmachen, ohne Angst zu haben, dass Niclas raus und vor einen Laster rennt. Er kann sich viel besser austoben. Und wenn der Kleine glücklich ist, wie könnte ich es dann nicht sein?

"Ich gehe ein und aus"

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Sibylle Weimer, 70, Rentnerin Meine 46 Quadratmeter hier in Hamburg-Altona sind für mich wie ein praktisches Ferien-Apartement. Alles Nötige ist da, nur kein Krempel, der mich belastet. Ich gehe jetzt ein und aus, ohne mich weiter groß an Dinge zu binden, deshalb ist die Haustür für mich so ein passendes Sinnbild für die Veränderung in meinem Leben, für meine neue Freiheit.

Schon im Urlaub habe ich mir früher oft gedacht: Mensch, Sibylle, das reicht dir doch eigentlich - kleine Küche, gute Dusche, schönes Bett. Nun wohne ich seit zwei Jahren so, wie es meiner Lebenssituation entspricht. Ich kann mit relativ wenig Rente entspannt und frei über meine Zeit verfügen, muss nicht mehr dazuverdienen. Die Miete für 120 Quadratmeter Altbau war mir zuletzt ein Klotz am Bein geworden. Um die Wohnung zu halten, gab ich dort mindestens fünf Yogakurse die Woche. Ich spürte, dass ich mich entlasten, mir mehr Freiraum schaffen musste. Und dann ging alles ganz schnell; über eine Freundin fand ich eine Zweieinhalb- Zimmer-Wohnung in einer Stiftung, hell, mit Balkon, gut aufgeteilt und zentral. Jetzt zahle ich 400 Euro warm und kann spontan in den Tag hineinleben.

Meine Rente reicht - für Lunch mit Freundinnen, fürs Abhängen im Café oder Reisen an die Ostsee zu meiner 93-jährigen Mutter. Die Hälfte meiner Sachen habe ich vor meinem Auszug in einen Umsonstladen gebracht. Ausmisten, das war ich gewohnt, ich bin schon 30-mal in meinem Leben umgezogen. Trotzdem fiel ich erst mal in ein schwarzes Loch. Aber ich blieb dabei, folgte meiner Intuition, nicht meinem Kopf, und fing an zu packen. Der Umzug hat mir wieder meine liebste Lebensweisheit bestätigt: "Du bekommst vom Schicksal nicht unbedingt das, was du dir wünschst, sondern das, was du brauchst."

"Sein Buddha-Lächeln macht mich glücklich"

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Claudia Geis, 41, Yoga-Lehrerin Ich schlenderte im Frankreich-Urlaub mit meiner Tochter über einen Markt. Da saß dieser Prachtkerl, strahlend, und ich wusste sofort: Das ist er! Seit Jahren hatten wir nach unserem Hochzeits- Buddha gesucht, den wir vom geschenkten Geld kaufen wollten. Heute sitzt er mitten in unserem Wohnzimmer und lächelt uns jeden Tag an. Er macht mich glücklich - weil er mich daran erinnert, wie sich mein Leben verändert hat. Vor fünf Jahren habe ich mir nach einer Krise die entscheidende Frage gestellt: Was würde ich am liebsten machen, wenn ich nicht davon leben müsste? Und dann kündigte ich meinen Job als Geschäftsführerin in der Textilbranche, machte mich als Yoga-Lehrerin, Heilpraktikerin und Spezialistin für traditionelle chinesische Medizin selbständig und gründete eine Familie.

Die ersten Buddhas bevölkerten schon die alte Wohnung, aber wir lebten mit Therapie- und Yoga-Räumen unter einem Dach. Inzwischen wohnen wir in einem Haus, wir haben es nach Feng-Shui-Prinzipien gebaut. Und das, was sich in unserem Inneren verändert hat, findet darin seine Entsprechung. Für mich gibt es in jedem Raum eine Yoga-Ecke mit Meditations- Objekt, aber mein Rückzugsort ist mein Büro. Es liegt Richtung Nordosten, diese Himmelsrichtung repräsentiert im Feng-Shui das Element Wasser und somit Wissen und Weisheit. Eine türkisfarbene Wand beruhigt mich, die pinkfarbene Wand macht mir Freude. Dieser Raum spiegelt auch meine Stimmungen wider: Bin ich unruhig, ist es eher chaotisch auf meinem Schreibtisch. Bin ich konzentriert, ist das Büro aufgeräumt. Es gibt eine große Harmonie von innen und außen, und wenn ich nach Hause komme, ist das für mich wie Urlaub.

Protokolle: Angela Meier-Jakobsen, Silke Pfersdorf, Harriet Wolff, Michaela Rose Fotos: Kröger & Gross, Dominik Asbach (2), Jörg Modrow (2) Ein Artikel aus der BRIGITTE 12/09

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