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Antike Möbel: Du bist viel älter als ich!

Antike Möbel haben schon so viel erlebt, dass es ein Privileg ist, mit ihnen wohnen zu dürfen! Sie erzählen Geschichten von früher, sie werden mit der Zeit immer schöner, und sie passen sich gern dem Hier und Jetzt an.

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Mehr als 200 Jahre alt. Trotz abgestoßener Kanten und blinder Stellen ist so ein alter Spiegel schön. Wer wohl schon alles davorstand? Früher waren es die Diener: Spiegel über den Anrichten verschafften ihnen im Speisezimmer einen Überblick über die Tafel. Hier ein Original aus Frankreich, ca. 1200 Euro (Rüter).

Etwa fünf Jahre alt. Wenn ein Stil bis heute gefragt ist, dann kommen Repliken ins Spiel - wie der perfekte, künstlich patinierte Nachbau einer deutschen Barockkommode aus dem 18. Jahrhundert (1800 Euro, Rüter).

Kuchenplatte: Das 7. Zimmer; Pilz: Habitat; Gardinen- und Taschenstoffe: Designers Guild; Hemd: s.Oliver; Hose: Petit Bateau; Schuhe: H&M.

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Mehr als 150 Jahre alt. Gut erhaltene Schnitzornamente sind leider auch bei Holzwürmern beliebt. Greifen Sie also zu, wenn Sie so ein großes vergoldetes Ornament (rechts), in diesem Fall von einem Altar, bekommen können. Preis: ca. 1250 Euro (Rüter).

Tapete: Osborne & Little; Vasen: privat. Bitte beachten Sie, dass die Antiquitäten Einzelstücke sind.

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Etwa 160 Jahre alt. Prinzessin auf der Erbse? Nein, nur viele mit wunderschönen modernen Stoffen bezogene Matratzen in einem sehr gut erhaltenen Metallbett mit Stangen für einen Betthimmel. Diese Modelle waren vor allem in Frankreich sehr populär, sie wurden aufwändig gearbeitet und verziert. Typischerweise sind die Rahmen aus massivem Eisen und sehr schwer. Nachbauten gibt es viele, als Original kostet so ein Bett rund 1900 Euro (Rüter).

Mehr als 150 Jahre alt. In Kirchen und Herrenhäusern waren große Leuchter gleichermaßen im Einsatz, um Licht ins Vor-Elektrik-Zeitalter zu bringen. Dieses Exemplar aus Holz ist rund 160 Zentimeter hoch und stammt aus Frankreich. Eine echte Investition (ca. 4500 Euro, Rüter).

Stoffe: Designers Guild, Élitis, Lelièvre, Kenzo, Nina Campbell, Osborne & Little, Rubelli; Enten, Nest, Eier: Das 7. Zimmer; Tapete: Osborne & Little; Schal: s.Oliver; Schmetterlinge: privat.

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Mehr als 200 Jahre alt. Vielleicht nicht gerade für Mützen und Schals, diese Ablage im Flur - die französische Barockkonsole ist aus Eiche mit einer Deckplatte aus Marmor. Entzückendes Detail (und sehr dekorativ bei einer Feier): An den Knöpfen rechts und links lassen sich kleine Tabletts aus dem Korpus ziehen, um Kerzenleuchter abzustellen (ca. 3600 Euro, Rüter).

Etwa 150 Jahre alt. Grün war bei englischen Möbeln im eher dörflichen Umfeld des 19. Jahrhunderts angesagt - und gerade sind solche Farben wieder im Trend. Dieser frühe "Country Chair" aus England hat noch seine Originalfarbe (ca. 600 Euro, Rüter). Ein attraktiver Kontrast dazu ist das rote Samtkissen.

Stoffe: Designers Guild, Osborne & Little; Schale, Geschirr, Etageren: Das 7. Zimmer; Torte: Cookie Couture; Tasche: s.Oliver; Papierlaternen: privat

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Mehr als 200 Jahre alt. Damals Reifrock, heute Jeans: Die Mode hat sich verändert, der verspielte Look eines vergoldeten Rokoko-Holzstuhls passt immer noch - auch zwischen zeitgenössische Stühle! Der schwarz-weiße Streifenstoff schafft die Stil-Verbindung (ca. 650 Euro, Rüter).

Etwa 150 Jahre alt. Auch ohne Gemälde eine Pracht: In einem Riesen-Goldrahmen wird alles zur Kostbarkeit; hier setzt er einen Streifen Tapete in Szene. Eine Anschaffung, die viele Generationen lang Glanz verbreitet (ca. 4500 Euro, Rüter).

Tapeten: Osborne & Little; Teller: privat.

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Etwa 200 Jahre. Der weiß-graue Anstrich des barocken Armlehnstuhls aus Schweden: typisch für skandinavische Möbel, wirkt auch gut in modernem Ambiente (ca. 1200 Euro, Das 7. Zimmer).

Kübel: Das 7. Zimmer; Tapete: Osborne & Little; Stoffe: Designers Guild, Lelièvre, Rubelli; Wandfarbe: The Little Green.

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Etwa 70 Jahre alt. Ob er nun antik ist oder nicht, der Ohrensessel von Oma gehört einfach zur Familie. Mit einer selbst genähten Husse im Patchwork-Stil wird er zum originellsten Teil der Einrichtung. Und erfüllt immer noch seine Aufgabe: Schon im 16. Jahrhundert gab es solche Stühle, deren "Ohren" den Oberkörper vor Zugluft und die Haut der Damen vor der Hitze des Kaminfeuers schützen sollten.

Sessel: privat; Stoffe: Designers Guild, Élitis, Lelièvre, Kenzo, Osborne & Little; Zierbänder: Nina Campbell, Designers Guild; Posamenten: Designers Guild; Tapete: Osborne & Little; Teppich: Frank Otto Living; Teller, Bilder: Das 7. Zimmer; Kuchen: Cookie Couture; Lampe: privat; Schuhe: Levis.

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Mehr als 150 Jahre alt. Zu viel Gold? Mit verschiedenen Stoffen auf Rückenlehne und Sitzfl äche wird so eine klassizistische Bank gleich viel lockerer (ca. 1200 Euro, Das 7. Zimmer).

Stoffe: Lelièvre, Rubelli; Kartenspiel: Tiffany & Co; Pilze: Habitat.

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Mehr als 100 Jahre alt. Einst wurden Vorräte in dem pflaumenblauen Schrank mit Fliegengittertüren gelagert. Landhausmöbel dieser Art sind derzeit so beliebt, das sie in verschiedenen Qualitäten nach gebaut werden (ca. 800 Euro, Das 7. Zimmer).

Etwa 5 Jahre alt. Alte Leuchter sehen immer toll aus. Weil die Nachfrage so groß ist, gibt es auch in diesem Fall viele Repliken, zum Beispiel den gekalkten Barock-Messingleuchter. Charmanter kleiner Stilbruch: die Lampenschirme aus bunt gemusterten Stoffen (750 Euro, Rüter).

Koffer: Das 7. Zimmer; Posamenten: Designers Guild; Stoffe: Designers Guild, Lelièvre, Nina Campbell, Osborne & Little; Tapete (im Schrank): Osborne & Little; Zierbänder: Nina Campbell, Osborne & Little.

Interview: "Kein Laie enttarnt eine Fälschung"

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BRIGITTE: Frau Schulze, ab wann spricht man von einer Antiquität?

Sabine Schulze: Als Antiquitäten gelten in der Regel Gegenstände, die mehr als 100 Jahre alt sind. Aber auch Werke des 20. Jahrhunderts, beispielsweise Stücke des Jugendstils oder des Art déco, bezeichnet man als Antiquitäten.

BRIGITTE: Gibt es einfache Kriterien, an denen auch Laien Echtes von Falschem unterscheiden können?

Sabine Schulze: Nein, für einen Laien ist eine gut gemachte Fälschung nicht zu enttarnen. Da Sensationsfunde auf dem Flohmarkt eher unwahrscheinlich sind, ist der sicherste Weg, keiner Fälschung aufzusitzen, der Kauf auf einer seriösen Verkaufsmesse oder in einem Auktionshaus. Auch Fachverbands-Kunsthändler sind in der Regel vertrauenswürdige Geschäftspartner, denn die Mitgliedschaft in so einem Verband setzt meist eine mehrjährige "weiße Weste" voraus.

BRIGITTE: Wonach richtet sich der Preis?

Sabine Schulze: Mit Kunstgegenständen und Antiquitäten ist derzeit viel Geld zu verdienen, ein Blick in die vielen Kataloge der zahlreichen Versteigerungshäuser gibt einen Einblick. Nicht ausschließlich das Alter, viel mehr noch die Seltenheit von Stücken einer Epoche oder einer Werkstatt beeinflussen den Preis. Darüber hinaus gilt es noch den Erhaltungszustand zu beachten oder etwa die Vollständigkeit eines Ensembles.

BRIGITTE: An wen kann man sich wenden, wenn man ein Möbel, Bild oder Porzellan auf seine Echtheit prüfen lassen möchte?

Sabine Schulze: In unterschiedlichen Verbänden, in Museen (z. B. dem Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe) und Auktionshäusern, aber auch in selbständiger Arbeit sind Kunstsachverständige damit beschäftigt, Originale von Fälschungen zu unterscheiden. In kniffl igen Fällen, bei besonders seltenen oder wertvollen Werken, sind Urteile allerdings oft nicht allein durch Kennerschaft, sondern erst durch aufwändige Echtheitsanalysen in Laboren möglich.

BRIGITTE: Wie findet man seriöse Gutachter?

Sabine Schulze: Beim Bundesverband des deutschen Kunstund Antiquitätenhandels (BDKA)*, dem Bundesverband Deutscher Kunstversteigerer (BDK)* und dem Deutschen Kunsthandelsverband (DK)*.

BRIGITTE: Wohnen Sie selbst mit Antiquitäten?

Sabine Schulze: Ich lebe in einer bunten Mischung aus geerbten, ertrödelten oder auch bewusst ausgesuchten Stücken. Mein Favorit ist eine nierenförmige Hausbar aus knallrotem Knautschlack, typisch 50er Jahre.

* Mehr Informationen online unter: www.bdka.de, www.kunstversteigerer.dewww.deutscherkunsthandel.com

Unsere Buchtipps: Antiquitätenführer und Prachtbände

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Im Antiquitäten-Führer von Renate Möller findet man neben einer Einführung in die unterschiedlichen Möbelstile vor allem viele Bilder, die einem einen guten Überblick vom Barock bis in die Achtziger Jahre des 20. Jahrhunderts geben. Hilfreich sind die preislichen Einschätzungen der Möbel.

Renate Möller: Möbel vom Barock bis zur Gegenwart, Deutscher Kunstverlag, 24,90 Euro

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Das Buch von Judith Miller ist ein reich bebilderter Prachtband für Leute, die gerne schmökern. Auf über 3000 Farbabbildungen, die alle Stile und relevanten Formen illustrieren, kann man sich die ganze Vielfalt des Möbeldesigns vom Barock bis zur Gegenwart anschauen.

Judith Miller: Möbel ­- Die große Enzyklopädie, Dorling Kindersley, 69,90 Euro

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Wenn es darum geht, echte Antiquitäten von einem Plagiat zu unterscheiden, dann ist man als Laie oft überfordert. Das Buch von Martin Marquardt hilft jedoch bei der Bewertung von restaurierten Möbeln und Alterungsspuren. Und auch wenn man nach der Lektüre noch kein Experte ist, immerhin weiß man, auf was man zuerst achten sollte, um keiner Fälschung aufzusitzen.

Martin Marquardt: Original oder Fälschung? Sammlerpraxis, Battenberg, 29 Euro

Fotos: Bernd Opitz Produktion: Gabriella Opitz Interview: Uta Abendroth Heft 03/2010

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