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Yoga-Urlaub an der Ostsee: Die besten Tipps aus der Redaktion

Yoga-Urlaub: Krieger
© Yvonne Schmedemann
BRIGITTE-Redakteurin Nikola Haaks versuchte immer wieder, sich mit Yoga anzufreunden - jedes Mal vergeblich. Doch dann kam Timmendorf ...

Die Yoga-Matte und ich - ein neuer Versuch

Es beginnt schon mal damit, dass ich den Raum nicht finde. Symbolischer Anfang? Als ich ihn dann betrete, sind bereits alle meine Mit-­Retreater da - in sich gekehrt gedämpft in einem großen Halbkreis, die Beine zum Lotussitz gekreuzt. "Äh, hallo, sorry ...", raune ich, suche mir eine Lücke und versuche diese yogiartige Haltung, bei der es mir innerhalb von Sekunden beinahe die Hüftbeuger zerreißt.

Yoga und ich, das ist eine lange Leidensgeschichte. Es ist wie mit einem Mann im weiteren Bekann­tenkreis, den man total unattraktiv findet, von dem deine Freunde aber immer sagen: "Er würde so super zu dir passen, du musst ihn nur mal richtig kennenlernen!" Und dann unterhält man sich höflicherweise mal mit ihm und denkt: Nee, danke, nicht mein Stil.

So ging es mir mit Yoga. Ich habe es diverse Male an diversen Orten versucht, weil es angeblich sooooo guttut ("Du bist immer so angespannt, Yoga würde dir helfen!", "Du musst unbedingt Yoga machen!" ...), und jedes Mal gedacht: Nee danke, nicht mein Stil.

Aber irgendwas in meinen geal­terten Muskelfasern bringt mich doch wieder auf die Matte. Die Verspannungen werden nicht besser - und manchmal höhlt ja steter Tropfen wirklich den Stein. Zudem ist tolles Wetter, und das Retreat findet in Timmendorf an der Ostsee statt, im "Barefoot", dem Hotel von Til Schweiger. Nicht dass ich Fan wäre, aber es könnte schlimmer kommen: schönes Ambiente, Zimmer mit Balkon und nur ein paar Minuten zum Strand.

Man muss beim Yoga nicht alles richtig machen - es muss sich nur gut anfühlen

Am ersten Tag lerne ich: Man muss beim Yoga nicht alles perfekt machen - es soll sich vor allem gut anfühlen. Ich verstehe nicht alle Übungsanweisungen sofort und wölbe also meinen Rücken, drehe mein Becken, entwirre meine Wirbelsäule nach bestem Wissen und Gewissen. Und als ich Beate, eine der Trainerinnen fragend angucke, sagt sie:

Mach einfach das, was du kannst!

So banal es klingen mag: Diese Erkenntnis ist für mich Gold wert. Bin ich doch bis dato immer daran gescheitert, komplizierte Übungsabfolgen, meinen Atem und mein Hirn in Einklang zu bringen. Mir tut zwar abends alles weh, aber in einem guten Sinne.

Als wir später beim Essen sitzen und einander näher beschnuppern - die ehemaligen Bandscheibenvorfälle, die Mega-Yogis und Peer, einer der drei Männer in der Runde, den sie im Büro ausgelacht haben, als er erzählte, dass er auf ein Retreat fährt -, beginnt so etwas wie Gruppendynamik. Die beiden Trainerinnen, Beate Tschirch und Eva Klein, kommen zwar aus verschiedenen Städten, kennen sich aber schon lange und sind ein angenehm eingespieltes Team. 

Morgens machen wir gemeinsam einen "Silent Walk" ans Meer, dann folgen bis zu drei Yoga-Einheiten pro Tag, die "Morning Glow", "Espresso Shot" oder "Flirting with Inverting" heißen. Und je mehr ich einfach das mache, was ich kann, desto mehr merke ich plötzlich, wie sich mein harter Nacken entspannt, meine Schultern lösen, mein Becken ganz flexibel wird.

Wenn einem das Blut so in den Kopf schießt, kommt man ja nochmal auf richtig gute Gedanken.

An Tag drei wird es dann ernst mit "Flirting with Inverting", dem Flirt mit dem Andersrum-Stehen. Handstand lautet das Ziel der Stunde. Die Lieblingsdisziplin von Trainerin Eva. Und schwupps, steht sie Kopf! Sieht total einfach aus. Das, was dann bei mir folgt, könnte man am besten mit "Lastenkran zieht Zementsack hoch" beschreiben. Es ist irre, wie schwer einem fällt, was einem als Kind so leicht gelang.

Doch dank der Hilfe von meinen neuen Yogi-Freundinnen schaffe ich es tatsächlich nach diversen Versuchen in den (na, okay, gestützten) Handstand. Mir brechen fast die Oberarme, aber wenn einem das Blut so in den Kopf schießt, kommt man ja noch mal auf richtig gute Gedanken. Später verrät mir Google: Die Übung gilt als eine der fortgeschrittenen Asanas. Na also, dafür, dass ich Anfängerin bin, kann ich stolz sein - trotz Stütze. Zur Belohnung gehe ich an den Strand und lege mich schön in die Waagerechte.

Am späten Nachmittag haben wir die nächste Einheit: "Time to Detox". Und ich merke, dass ich mich darauf freue. Das Ganze macht mir zum ersten Mal im Leben tatsächlich Spaß. Woran das liegt? An der Art, wie Eva und Beate unterrichten, an mir, am Meer ...? Ich weiß es nicht. Ist ja auch egal.

Nikolas Tipps für den Yoga-Urlaub

Rauf auf die Matte

Yoga Delight bietet Yogareisen in Deutschland, Österreich, Schweiz und Italien an. Ausgebildete Trainerinnen und Trainer unterrichten ganzheitliches Hatha-Yoga, die Retreats finden immer in Vier- bis Fünfsternehotels in einer tollen Umgebung statt (z. B. Berge, Meer, See) statt. 

Übernachten

Barefoot Hotel. Ein bisschen Malibu, ein bisschen Skandinavien, viel Til Schweiger (die Wände hängen voller Familienfotos). Schöne helle Zimmer in Weiß, Beige und Holz gehalten, einige mit Balkon. Man legt Wert auf Naturmaterialien, einen kleinen Wellnessbereich gibt es auch und eine nette Terrasse. Wer den Beach-House-Stil mag, wird es hier lieben! Einzig der Service ist mir etwas zu lässig. DZ/F ab 95 Euro (Schmilinskystraße 2, Timmendorfer Strand, Tel. 045 03/76 09 10 00). Das Hotel bietet übrigens auch eigene Yoga-Retreats an.

BRIGITTE 9/2019

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