Viele Paare fahren mit dem Auto in den Urlaub – oder mieten sich zumindest einen Wagen am Urlaubsort. Doch die gemeinsame Zeit im Auto wird häufig zur Belastungsprobe. Das bestätigte eine Umfrage, die das Mietwagenportal Happycar unter 1.133 Personen durchgeführt hat.
Die Ergebnisse wurden drei Beziehungsexperten vorgelegt, die erklären, warum Paare während der Fahrt streiten - und wie der Streit beigelegt oder sogar vermieden werden kann.
Das Auto, ein prädestinierter Ort für Beziehungsstress
79,5 Prozent der befragten Paare gaben an, sich schon mal auf einer Autoreise gestritten zu haben. Dabei zeigen sich je nach Nationalität unterschiedliche Temperamente: Überdurchschnittlich oft streiten sich Spanier und Franzosen, Deutsche sind etwas entspannter unterwegs: „Nur“ 76,5 Prozent der Befragten berichteten von Zoff während der Fahrt. Aber auch das ist ja nicht gerade wenig.
Die amerikanische Psychiaterin und Beziehungsexpertin Carole Lieberman weiß: „Der beengte Raum eines Autos begünstigt es, dass einer oder beide Partner beginnen, sich über Dinge zu streiten, die längst gelöst schienen".
Warum gibt es wirklich Zoff?
Am häufigsten führen falsche Richtungsangaben, Fahrstil, Verkehr und die Musik im Auto zum Streit. Carole Lieberman sagt, dass es bei vielen dieser Auseinandersetzungen jedoch um etwas anderes geht. Der Streit habe weniger mit dem Fahrstil oder dem Musikgeschmack zu tun, sondern mit Kontrolle: „Diese Paare führen Machtkämpfe darüber, wer die Kontrolle hat, wohin die Reise geht, und wie sie an ihr Ziel gelangen. Dabei geht es um mehr als nur die Reise. Die Situation steht metaphorisch für ihr Leben. Anders gesagt, streiten sie darüber, wer der ‚Boss‘ in der Beziehung ist, wer die wichtigen Entscheidungen für ihr gemeinsames Leben trifft.“
Sie empfiehlt Paaren, sich dies bewusst zu machen – und sich darauf zu einigen, wichtige Entscheidungen gemeinsam zu treffen und die Macht fair zu teilen.
Wenn er fährt, gibt es weniger Konflikte
Auch das Geschlecht des Fahrers hat einen Einfluss darauf, worüber sich Paare streiten. Sitzt eine Frau am Steuer, geht es in 35,5 Prozent der Fälle um Richtungsangaben – eine typische Aufgabe des Beifahrers. Fährt ein Mann, sind es nur 27,5 Prozent. Zu schnelles Fahren wird hingegen vor allem dann ein Problem, wenn er fährt (22,9 Prozent gegenüber 12,9 Prozent bei einer Fahrerin).
Generell kommt es seltener zu Konflikten, wenn der Mann am Steuer sitzt. Am wenigsten Streit gibt es bei Paaren, die sich beim Fahren abwechseln.
5 Tipps für eine entspanntere Reise
Madeleine Mason, eine britische Psychologin und Paartherapeutin, und Cathryn Mora, Lifestyle-Coach aus Australien, geben 5 Tipps für Paare, die eine gemeinsame Autoreise planen:
- Das Auto sollte sauber und aufgeräumt sein. Unsere Umgebung beeinflusst unsere Stimmung. Ein Partner, der Ordnung liebt, wird in einem unordentlichen Umfeld leichter reizbar sein.
- Packt genug Snacks und Getränke ein und fahrt nicht mit leerem Magen los. Tücher und ein Müllbeutel sollten greifbar sein.
- Plant Pausen ein. Vertretet euch die Beine und nehmt euch einen Moment Zeit, um die Landschaft zu genießen. Lasst auch euren Partner nicht zu kurz kommen: Küssen erlaubt!
- Wechselt euch bei der Musikauswahl ab und einigt euch am besten schon vorab, was ihr unterwegs hören wollt.
- Sich unterwegs mal zu streiten, ist okay. Man sollte sich von einem einzigen Streit nicht den gesamten Urlaub vermiesen lassen. Ihr könnt Zeit mit Menschen verbringen, die ihr liebt – und das ist schön!
Wenn es doch einmal zum Streit kommt, empfiehlt Cathryn Mora: „Sucht euch einen Ort zum Anhalten und schnappt etwas frische Luft. Ein wütender Fahrer ist ein gefährlicher Fahrer. Überlegt euch: Wie wichtig ist der Streitpunkt? Wenn es nicht gerade um gefährliche Fahrmanöver geht, solltet ihr die ganze Angelegenheit als eine Möglichkeit sehen, sich in Geduld zu üben.“
