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Samos Diese Insel hat alles für einen großen griechischen Sommer

Samos: Tatjana Blobel
© Julia Rotter
Das ägäische Inselchen besticht durch seine fast schon tiefsinnige Gelassenheit. BRIGITTE-Redakteurin Tatjana Blobel kam jedenfalls vollkommen entschleunigt zurück.

Das Erste, was ich auf Samos lerne: Google Maps funktioniert (fast) nie. Und was erst mal nervt, schafft uns im Laufe der Reise völlig neue Möglichkeiten oder wie Epikur, Philosoph und berühmter Sohn der Insel, einst sagte: "Der Selbstgenügsamkeit größte Frucht ist die Freiheit."

Zum Glück kennt Claudia Zorkany das kleine, grüne Eiland in der östlichen Ägäis besser als ich den Inhalt meiner Handtasche. Vor über 30 Jahren hat die Reiseveranstalterin hier für ein paar Jahre gelebt. "Samos ist meine zweite Heimat", sagt sie. Mit ihrem Auto fahren wir am ersten Tag durch die Gegend. Sie will uns einen Überblick verschaffen. Aber zuallererst besorgt sie uns eine Karte – an einem eher unerwarteten Ort, bei Papa Simon.

Samos: Kapelle
Blumenmalereien auf der Zufahrt zu einer kleinen Kapelle.
© Julia Rotter

Papa Simon ist griechisch-orthodoxer Priester und lebt wie ein Einsiedler im Kloster Panagia Spiliani, das sich im Süden weiß leuchtend an einen mächtigen Felsen oberhalb von Pythagorio schmiegt. Es wurde im 14. Jahrhundert über einer winzigen unterirdischen Höhlenkapelle mit Altar und Taufbecken errichtet, in der seit dem Mittelalter eine Ikone der Jungfrau Maria aufbewahrt wird. Papa Simon erzählt die Geschichte des Klosters und führt uns durch die Anlage, um die er sich ganz allein kümmert. Ein nahezu mystischer Ort mit einem grandiosen Blick über das Meer.

Samos: Kirche
Der Lichteinfall durch ein Fenster in einer kleinen Kirche am Wegesrand.
© Julia Rotter

Und hinter jeder Straßenecke grüßt das Meer

Am Ende des Rundgangs kaufen wir ein paar Souvenirs in seinem Laden – als Dankeschön. Und siehe da: Auf die gelben Plastiktütchen ist eine Karte von Samos gedruckt. Claudia drückt Fotografin Julia und mir je eine in die Hand. "Die werdet ihr in den kommenden Tagen sicher brauchen", sagt sie grinsend.

Wir fahren weiter: durch urige Bergdörfer, durch Wälder und Täler, die nach Pinien, Ginster und Thymian duften. Darunter mischt sich eine Prise salzige Luft, die vom Meer herüberweht. Wir stecken die Köpfe aus dem Fenster und atmen tief ein. Mehr Wellness für die gebeutelten Lungenbläschen zweier Stadtmenschen geht nicht. Und bei mir springt ein Funke über. Ich bin schockverliebt in dieses verträumte Inselchen. Claudia wundert das nicht. "Als ich das erste Mal auf Samos gelandet bin, mit Anfang 20, ging die Flugzeugtür auf, und ich wusste: Hier gehöre ich hin." Im Herzen Samiotissa. Vielleicht werde ich auch eine? Mal schauen.

Samos: Ouzo
Ein eisgekühlter Ouzo gehört als Aperitif einfach dazu.
© Julia Rotter

Am nächsten Morgen machen wir uns allein auf von unserem Hotel "Kerveli Village", das versteckt in einer kleinen Bucht ganz im Osten liegt. Die Karte auf der Tüte hilft ein wenig bei der Orientierung. Die Insel ist zwar nur 19 Kilometer breit und 44 Kilometer lang, hat aber Serpentinen, und der Kerkis, der höchste Berg hier, ist immerhin 1434 Meter hoch. Die Straßen haben schon mal bessere Tage gesehen, dafür ist kaum Verkehr. Wir gondeln einfach so herum. Und ob in der Ferne oder in der Nähe: Hinter jeder Biegung grüßt uns das türkisblaue Meer.

Ich freue mich – einfach so

Im Bergdorf Koumaradei, bekannt für seine Oliven und die vielen Kräuter, die auf den umliegenden Hügeln gesammelt, getrocknet und dann verkauft werden, wandern wir an den Mauern vom frisch renovierten Kloster Megali Panagia entlang. Vorbei an blühenden Wiesen, auf denen Ziegen grasen und ein paar Esel die Ohren aufstellen, als wir uns nähern. Ich kann es nicht lassen, immer wieder meine Nase in die köstlich duftenden Bergsträucher zu stecken. Dass ich vorgestern noch zu Hause und im Stress war, hab ich längst vergessen. Es ist Sommer. Bienen und Schmetterlinge schwirren durch die Luft. Ich freue mich. Einfach so.

Samos: Sonnenuntergang in Agios Konstantinos
Sonnenuntergang in Agios Konstantinos.
© Julia Rotter

Und noch ein Satz Epikurs, dessen Weisheiten mir bei der Vorbereitung auf die Reise immer wieder begegneten, kommt mir in den Sinn: "Die Freude ist das A und O des glückselig gestalteten Lebens." Die Epikureer wollten nämlich schlicht ein angenehmes und zufriedenes Leben führen. Weisheit, Mäßigung und ein tieferes Verständnis der Natur der Dinge sollten ihnen dabei helfen. Das gefällt mir.

Im stylishen Weinbistro "Meteoro" kehren wir kurz ein, genießen den atemberaubenden Blick und kühlen uns auf der schattigen Terrasse mit einem Glas Frappé ein wenig herunter. Wie im Rest Griechenlands gilt auch auf Samos: Ein Tag ohne den eiskalten Kaffeeklassiker ist ein verlorener Tag.

Samos: Oktopus
Ein Oktopus hängt zum Trocknen an der Leine.
© Julia Rotter

Weiter geht’s ins malerische Künstlerdorf Manolates, das oberhalb des naturgeschützten Nachtigallentals liegt, am Nordhang des Ambelos-Gebirges. Auf kurvenreichen 400 Metern Höhe. In ihrem hübschen Werkstattladen "Kerannymi" treffen wir Maria Karafatou. Aus Silber, Steinen vom Strand und anderen Fundstücken fertigt sie zauberhaften Schmuck, zum Beispiel filigrane Schiffchen an bunten Lederbändern. Ich kaufe gleich zwei davon für meine Töchter.

Samos: Ketten
Ketten von "Kerannymi!" in Manolates.
© Julia Rotter

Herrlich griechisch: Lecker essen und dann zur Siesta an den Strand

Am nächsten Tag wollen wir die andere Seite der Insel erkunden, uns Samos-Stadt ansehen. Auf dem Weg kommen wir an einem Ort vorbei, wo morsche Holzkähne und durchlöcherte Schlauchboote herumliegen. Ein trauriger Anblick. Später erfahren wir, dass es die Boote sind, mit denen die Flüchtlinge während der Krise 2015/16 hier landeten. Das Gesehene beschäftigt mich. Auch das ist Teil der Realität auf Reisen: Schönes und Schreckliches liegen oft sehr nah beieinander.

Samos: Fischernetze
Fischernetze an der Hafenpromenade.
© Julia Rotter

An der Hafenpromenade von Samos-Stadt geht es dagegen quirlig und bunt zu. Wir schlendern durch die Gassen und Parks – und wollen unbedingt noch den Kouros besuchen. Die gewaltige Marmorstatue aus der Zeit um 600 vor Christus steht im Archäologischen Museum. Heute leider geschlossen, sagt das Schild am Eingang. Schade.

Wir machen uns auf in den älteren Teil, nach Vathy, weiter oben am Hang. Ein großes Erdbeben erschütterte im Oktober 2020 die Insel, einige der schönen Gebäude in der Altstadt sind nach wie vor einsturzgefährdet und nicht mehr zu betreten, andere wieder aufgebaut und restauriert. Wer durch die steilen Gassen läuft, findet an einigen Türen Schilder mit QR-Code, dahinter verbirgt sich die Geschichte des Hauses.

Weiter geht’s, entlang der Küste am Fischerörtchen Kokkari vorbei. Fürs Mittagessen fahren wir hinauf nach Vourliotes, ein Dorf in den Bergen mit einem winzigen Marktplatz unter rankenden Weinreben. Im "Blue Chairs" stehen die klassischen knallblauen Stühle vor der Tür. Ein guter Platz. Und leckere Vorspeisen: in würzige Tomatensoße eingelegte weiße Bohnen, knusprige Zucchinibällchen mit cremigem Tsatsiki – so köstlich schmeckt Seelennahrung. Und dann, ganz griechisch: Siesta. Am Strand von Tsamadou: helle Kiesel, glitzerndes Meer, glückselig gestaltetes Leben.

Genauso habe ich ihn mir immer vorgestellt, einen echten Seebären. Genauso wie Kapitän Andreas. Mit langem Rauschebart und blauem Käppi steht er am Steuer seines weißen Holzkahns "Giorgio’s". Weil wir gleich eine ganze Reisegruppe aus unserem Hotel sind, holt er uns am nächsten Morgen ab, eigentlich ankert er weiter südlich, im Hafen von Pythagorio. Kaum haben wir uns vom Ufer entfernt, gibt es Aufregung an Deck. Eine Gruppe Delfine. Sie surfen auf unserer Bugwelle, zischen pfeilschnell durchs Wasser, tauchen unterm Kiel hindurch und mit einem Sprung neben uns wieder auf.

Giorgios, Smutje und Namensvetter unseres Bootes, verteilt Becher mit Likör, während wir zur Privatbucht von Andreas tuckern, die versteckt zwischen Felsen in der Meeresenge von Mykali liegt. Dort warten schon Liegen und Sonnenschirme auf uns. Andreas, seine Frau Mira und Giorgios bereiten derweil das wunderbare Barbecue mit Fischen und Lammkoteletts zu. Nach ein paar faulen Stunden am Strand, zwei Gläsern Wein und einem leckeren Essen im Bauch (mit der philosophischen Mäßigung hat es leider wieder nicht so gut geklappt, aber dafür mit dem angenehmen Leben) treten wir die Rückfahrt an.

Samos: Griechischer Salat
Griechischer Salat schmeckt vor Ort viel besser.
© Julia Rotter

Unser letzter Tag geht zu Ende, mir ist etwas weh ums Herz, aber Epikur sagte ja auch: "Wer sich am wenigsten um das Morgen Gedanken macht, geht ihm am fröhlichsten entgegen."

Tatjanas Reisetipps für Samos

Hinkommen & Rumkommen

Samos wird von Condor (Düsseldorf, Hamburg und Frankfurt) und Eurowings (Berlin, Dresden, Düsseldorf, Hamburg, München) angeflogen. Die Preise liegen für Hin- und Rückflug bei ca. 200 Euro (saisonabhängig). Wir waren mit dem Reiseveranstalter Reisen & Speisen unterwegs, der im Juni und September siebentägige Yoga- und Pilates-Reisen in Zusammenarbeit mit "In Balance" anbietet. DZ/F im "Kerveli Village" inkl. Flug und Halbpension ab 1339 Euro (Tel. 041 71/890 80 70, reise-speise.de). Bei "Yes rent a car", einem örtlichen Autovermieter kostet ein Kleinwagen ab 30 Euro/Tag (inkl. Vollkasko ohne Selbstbeteiligung). Toller Service: Besitzer Sandy gibt der Kundschaft eine Karte mit seinen Geheimtipps mit auf den Weg – und die sind top (Tel. 69 74 84 00 60, yes-rent-a-car-samos.de).

Samos: Yoga am Meer
Grüß dich, Sonne! Wake-up-Moves über dem Meer mit Anne und Birte von "In Balance" (über reise-speise.de)
© Julia Rotter

Übernachten

Doryssa Seaside Resort. Charmantes, einem griechischen Dorf nachempfundenes Hotel an der Südküste, direkt am Meer mit tollem Strand. Pythagorio und der Flughafen sind in der Nähe – in Sachen Luftverkehr ist aber wenig los. Stilvolle und moderne Zimmer. Für Familien mit Kindern wunderbar geeignet. DZ/F ab 140 Euro (Pythagorio, Tel. 22 73 08 83 00, doryssa.gr/our-hotels/doryssa-seaside-resort/).

Samos: Hotel
Das hübsche "Kerveli Village" liegt sehr ruhig an der Ostküste. Die Zimmer sind schlicht, aber schön, morgens und abends gibt es ein üppiges Buffet. DZ/F ab 70 Euro (Tel. 22 73 02 30 06, kerveli.gr)
© Julia Rotter

Armonia Bay. Im Norden, oberhalb der Tsamadou-Bucht an einem der schönsten Strände liegt dieses feine, kleine Hotel in der Nähe des Fischerörtchens Kokkari. Die 23 Zimmer mit Meerblick sind modern und stilvoll eingerichtet. DZ/F ca. 220 Euro (Kokkari, Tel. 22 73 09 22 79,armoniabay.com).

Genießen

Orizontas. Ein unerwartetes Kleinod im Bergdorf Platanos. Katharina hat mit ihrem Mann Vasileios und Schwager Angelos die Taverne ihrer Eltern übernommen und zu neuem Leben erweckt. Von den Panoramafenstern aus genießt man die atemberaubende Aussicht, bei Tisch liebevoll zubereitete Köstlichkeiten (Platanos, Epar. Od. Karlovasou, Tel. 22 73 03 94 57).

Samos: Restaurant
Kreative Küche und Endlos-Aussicht serviert das "Aeolos" in Agios Konstantinos an der Nordküste (Tel. 69 80 70 38 34)
© Julia Rotter

Blue Chairs. Die gemütliche Taverne mit den ikonischen blauen Stühlen unter einem Dach von Weinranken wäre das perfekte Postkartenmotiv – und die "Mezedes", die Vorspeisen (ab ca. vier Euro), sind grandios (Vourliotes, Marktplatz, Tel. 22 73 09 33 11).

Samos: Taverne Schild
Handgemaltes Schild der Taverne "Blue Chairs" in Vourliotes.
© Julia Rotter

Antigoni’s. Paradies für Gourmets! In ihrem Deli Store verkauft Lucia griechische und samiotische Delikatessen: Honig, Weine, Schokolade und vieles mehr (Pythagorio, Lykourgou Logotheti, Ecke Metamorfoseos, antigonisdeliconcept.com).

Erleben

Samos: Hafen von Pythagorio
Der Hafen von Pythagorio mit seinen türkisblauen Fischerbooten liegt im Süden der Insel.
© Julia Rotter

Bootstour. In See stechen mit Kapitän Andreas Pasxalis: Der Tagesausflug auf der "Giorgio’s" führt durch die Meerenge von Mykali in die Privatbucht von Andreas’ Familie. Ca. 50 Euro, inkl. Getränke und Barbecue mit Fisch und Fleisch am Strand (Tel. 69 72 69 78 71, captainandreas.dk).

Samos: Bootstour
Auf Bootstour mit der "Giorgio’s".
© Julia Rotter

Einkaufen

Little Jar. Als Kostas das Bistro seiner Eltern auf dem Marktplatz von Vourliotes übernahm, machte er ein Generationenprojekt daraus. Die Marmeladen, Chutneys und Öle stellt er gemeinsam mit Mama, die auch die Rezepte liefert, und Papa her. Die meisten der Zutaten kommen aus ihrem eigenen Garten (Vourliotes, Marktplatz, Tel. 22 73 09 32 53, jara-homemade.gr).

Samos: Familie
Kostas und seine Eltern vom Conceptstore „Little Jar“ in Vourliotes.
© Julia Rotter

Kerannymi. Maria Karafatou fertigt in ihrer gemütlichen Werkstatt in den Gassen von Manolates schönen, individuellen Schmuck aus Silber und zum Teil mit Steinen und Glasstücken, die sie an den Stränden von Samos gesammelt hat (Manolates; auf Instagram: kerannymi.jewelry).

Samos: Designerin
Lässige Sommermode griechischer Designer:innen gibt es im "2The Little Store" der Schwestern Eva und Stella Dimas in Pythagorio (Lykourgou Logotheti, 2thelittlestore.com)
© Julia Rotter

Telefon

Die Vorwahl von Griechenland ist 00 30.

Mehr Infos findest du hier: visitgreece.gr

Zuweilen unterstützen uns Agenturen, Hotels oder Veranstalter bei den Recherchen. Unsere Reportagen und Informationen sind dadurch in keiner Weise beeinflusst.

Brigitte

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