Seht her, wie toll mein Leben ist!
Keine Reise ohne Selfie. Wie intensiv Touristen an ihrem perfekten digitalen Ich feilen und ihr Leben inszenieren, zeigen diese Bilder.
Ich klicke, also bin ich
Lukas fand Gefallen daran, Touristen in ihrem Selfie-Fieber zu beobachten - und sie dabei auch zu fotografieren: "Weil sie ohnehin umgeben von Kameras waren, haben sie mich überhaupt nicht wahrgenommen. Außer, sie dachten, dass sie mir ins Bild laufen - was lustig war, denn sie waren ja mein Fotomotiv", schreibt er uns per Mail.
Doch warum dokumentiert er dieses Verhalten überhaupt? "Die meisten Menschen machen Fotos heutzutage einzig und allein dafür, um sie im nächsten Moment in sozialen Netzwerken veröffentlichen zu können - insbesondere, wenn sie reisen." Selfie-Sticks und Smartphones seien die Werkzeuge, mit denen sie dort um soziale Anerkennung buhlten. "Ich fotografiere dieses Phänomen, weil ich die wahre Antriebskraft, die hinter diesem Bildermachen steckt, nicht mit der Kamera einfangen kann: den unbedingten Willen, das perfekte digitale Leben zu führen."
Natürlich gibt es noch immer Leute, die andere bitten, ein Foto von ihnen zu machen - um sie später ins Fotoalbum zu kleben oder sie auf dem privaten Rechner als Erinnerung zu speichern. Auch sie sammeln "Beweise" für ihre Reisen - aber in kleinem Rahmen, für eine begrenzte Anzahl an Betrachtern. Lukas erinnert sich: "Früher hatten die Leute diese Bilder in ihren privaten, analogen Fotosammlungen - und zwangen Freunde und Familie manchmal, sich eine langweilige Diashow mit ihnen anzusehen. Ich jedenfalls hatte viele solcher Erlebnisse als Kind." Jetzt, wo Facebook und Instagram nur einen Klick entfernt sind, können wir sogar die ganze Welt in unser kleines, digitales Wohnzimmer quetschen.
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