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Urlaubs-Knigge: Andere Länder, andere Sitten

Andere Sitten können tückisch sein. Doch wer unsere Tipps für die beliebtesten Urlaubsländer beherzigt, tut was gegen das Klischee vom deutschen Touristen-Trampel.

Andere Sitten in ... Italien

MACHEN!

Kaffee-Kultur: Sie wollen wirken wie ein waschechter Italiener? Nehmen Sie Ihren Espresso oder Cappuccino im Stehen an der Bar zu sich - und zwar am besten ausschließlich zur Frühstückszeit.

Bauchpinseln: Halten Sie sich mit Ihrer Begeisterung über das italienische Essen, die eindrucksvollen Städte, Landschaften und antiken Kulturgüter nicht zurück: Italiener sind stolz auf ihre Rolle als Kulturnation und auf ihre Küche.

Italiener lieben die Familie - nicht nur die eigene. Also her mit den Familienfotos.

Sie besuchen Italiener zu Hause? Bringen Sie Geschenke mit, zum Beispiel etwas zu Essen oder Blumen. Aber bitte keine Chrysanthemen, die gelten in Italien als Friedhofsblumen.

LASSEN!

Sich sofort auf den schönsten Tisch im Restaurant stürzen: Warten Sie am Eingang auf den Kellner, der Sie an einen freien Tisch führt. Und egal, wie wild Sie auf Spaghetti Vongole und Co. sind: Bestellen Sie Pasta nicht als Hauptgericht; Pasta ist in Italien eine Vorspeise, auf die mindestens ein weiterer Gang folgt.

Die Nudel abbeißen: Das Aufrollen der Spaghetti nur mit Gabel gehört nicht nur zur Kür, sondern zur Pflicht. Wer das Aufrollen nicht beherrscht, bestellt einfach eine andere Pastasorte.

Betrinken: Wein gehört in Italien zum Essen wie das Amen in der Kirche - Lallen und Schwanken aber nicht. Bestellen Sie also lieber Wasser oder Weinschorle, wenn Sie den Chianti nicht vertragen.

In Strandkleidung durch die Stadt flanieren: Italiener sind bekannt für ihren eleganten Kleidungsstil, auch bei großer Hitze.

Andere Sitten in ... der Türkei

MACHEN

Feilschen Sie! Es lohnt nicht bei jeder Feige, aber bei teureren Waren ist das Handeln nahezu ein Muss. Machen Sie aber nur einen Preisvorschlag, wenn Sie das Ding auch kaufen wollen! Einen Preis zu nennen und einfach weiter zu gehen, gleicht für türkische Händler fast einer Majestätsbeleidigung.

Reinhauen: Wer reichlich Köfte und Baklava isst, macht sich viele Freunde. "Afiyet olsun" heißt "Guten Appetit" auf Türkisch, allerdings sagt man das nicht vor dem Essen, sondern erst, wenn man pappsatt ist.

Einer für alle: Ihr türkischer Bekannter lädt im Restaurant gleich Ihre ganze Familie ein? Schön! Freuen Sie sich und lassen Sie die Geldbörse stecken. Es ist üblich, dass die Restaurantrechnung von einem beglichen wird. Revanchieren Sie sich beim nächsten Mahl.

Türkisch lernen! Auch wenn Millionen Türken perfekt Deutsch sprechen - ein paar türkische Floskeln kommen immer gut an. "Te?ekkürle" zum Beispiel heißt "Vielen Dank".

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Nase schnäuzen in der Öffentlichkeit: Vor allem bei Tisch macht Taschentuch-Trompeten gar keinen guten Eindruck - das wäre in etwa so, als würden Sie in Deutschland laut in die Runde rülpsen.

Schmusen auf der Straße: Warten Sie damit lieber, bis Sie unter sich sind - auch wenn's schwer fällt.

Nackt- und Oben-ohne-Baden: Auch wenn FKK für Sie ein politisches Statement ist - empfindliche Geldstrafen sind Ihnen mindestens sicher.

Während eines Gebets in die Moschee spazieren: Sobald der Muezzin zum Gebet ruft, bleiben Sie besser draußen. Ansonsten gilt: Schuhe ausziehen, Schultern und Knie bedecken, bevor Sie die Moschee betreten.

Andere Sitten in ... Dänemark

MACHEN

Duzen: Was die Begrüßung angeht, sind die Dänen unkompliziert: Titel spielen keine Rolle, man spricht sich mit Vornamen an.

Schuhe aus: Achten Sie schon beim Packen auf heile Strümpfe! Denn in Privaträumen ziehen die Dänen ihre Schuhe aus und lassen sie neben der Tür stehen.

Entspannen: "Slap af" heißt "Entspann Dich" und gehört in Dänemark zur Lebenskultur. Passen Sie sich an und drängeln Sie nicht - besonders im Straßenverkehr nicht.

Kinder toben lassen: Die Dänen sind kinderfreundlich - Kinder dürfen lautstark toben und spielen, egal wo und egal wann.

Kaltes Lunch: Dänen essen am Abend mit der Familie warm; mittags gibt's das berühmte "smørrebrød" - ein belegtes Sandwich.

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Skandinavischer Einheitsbrei: Finnen, Norweger, Schweden und Dänen werden nicht gerne in einen Topf geworfen.

Protzen: Stapeln Sie lieber tief, wenn Sie Punkte sammeln wollen. Sie bekommen schon noch Gelegenheit, Ihr Können zu beweisen.

Alkohol schmuggeln: Auch wenn es verlockend erscheint, da Alkohol vor Ort recht teuer ist - schmuggeln lohnt nicht, die Grenzkontrollen sind ausgesprochen gründlich.

Teller vollpacken: Kalte und warme Buffets haben in Dänemark Tradition - doch Sinn der Sache ist nicht, alle Speisen zugleich auf einen Teller zu schaufeln, sondern die verschiedenen Speisen nacheinander zu genießen.

Andere Sitten in ... Österreich

MACHEN

Titel nennen: Vom "Herr Magister" bis zur "Frau Doktor" - Österreicher legen großen Wert auf ihre Titel.

Brotzeit: In Österreich gibt es neben Frühstück, Mittag und Abendessen die Brotzeit am Vormittag und die Kaffee-Pause am Nachmittag - eine gute Gelegenheit nicht nur für Sachertorte und warmen Apfelstrudel.

"Schmattes" geben: Die Trinkgeldhöhe in Hotels, Taxis, Restaurants liegt bei ca. 10% des Betrages. In Kaffeehäusern erwartet der Ober mehr: ca. 15%.

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Österreich als 17. deutsches Bundesland betrachten: Auch wenn hier Deutsch gesprochen wird, auf die Grenze wird Wert gelegt. Entdecken und betonen Sie die Einzigartigkeit des Landes, statt dauernd Vergleiche zu Deutschland zu ziehen.

Zu nah kommen: Egal wie nett die Stimmung beim Heurigen ist - setzten Sie sich nicht an bereits besetzte Tische. Es sei denn, Sie suchen Streit.

Dialekte nachmachen: Sie werden es in der Regel nicht hinkriegen und konsternierte Gesichter ernten - sparen Sie sich die Versuche für zuhause auf.

Andere Sitten in ... Frankreich

MACHEN

Brechen, nicht schneiden: Baguette niemals mit dem Messer zu Leibe rücken, sondern immer mit den Händen ein Stück abbrechen. Bei allen anderen Speisen gilt: Finger weg und ausschließlich das Besteck benutzen!

Bestellen Sie in Restaurants das Menü: Das ist weitaus günstiger als "à la carte" zu wählen - nur den Nachtisch müssen Sie extra bestellen. Trinkgeld einfach auf dem Tisch liegen lassen.

Hinten sitzen: Setzen Sie sich in Taxis nicht auf den Beifahrersitz, sondern auf die hinteren Plätze und geben Sie dem Fahrer ein Trinkgeld von ca. 10-15%.

Französisch sprechen! Franzosen sind stolz auf ihre Sprache - nutzen Sie die Gelegenheit und bessern Sie Ihr Schulfranzösisch auf.

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Abknutschen und Drauflosdutzen: Franzosen verteilen ihre Wangenküsschen sparsamer, als es das Klischee verlangt. Statt Wangenküsschen bleiben Sie fürs erste lieber beim Handschlag - der gedrückt und nicht geschüttelt wird - und fügen jedem "Bonjour" und "Bonsoir" das entsprechende "Monsieur" oder "Mademoiselle" hinten an.

Getrennt zahlen bei Gruppenspeisungen: Ersparen Sie sich hochgezogenen Augenbrauen des Kellners und diesem den unnötigen Aufwand, indem Sie einfach anteilig zusammenschmeißen.

Rasen: Wenn Sie in Frankreich mit dem Auto unterwegs sind, halten Sie sich besser an die Geschwindigkeitsbeschränkungen, sonst droht Führerscheinentzug - Radarfallen sind im ganzen Land in Mengen vorhanden.

Andere Sitten in ... Spanien

MACHEN

Einladen und einladen lassen! Getrennte Rechnungen werden auch in spanischen Restaurants nicht gerne gesehen.

Siesta: Machen Sie es wie die Einheimischen und halten Sie während der Nachmittagshitze Siesta; zwischen 13.30 Uhr und 16.30 Uhr sind in der Regel alle Geschäfte geschlossen - umso mehr Energie bleibt für die Abendgestaltung.

Kleckern: In spanischen Bars ist es üblich, an der Theke stehend Tapas zu sich zu nehmen - dabei landet die ein oder andere Serviette oder Olive auf dem Boden; wen stört's, so lecker, wie die Tapas schmecken. In Restaurants hingegen geht's ordentlicher zu.

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Das Thema Stierkampf: Sich über Sinn und Unsinn dieser spanischen Tradition zu streiten, sollte man als Tourist lieber den Spaniern überlassen. Auch Diskussionen zur Franko-Diktatur ernten keinen Beifall.

Dazusetzen: Sich in Cafés oder Restaurants an einen teilweise besetzten Tisch zu setzen, gilt als unhöflich - lieber länger auf einen freien Tisch warten!

Lärmbeschwerden: Spanier sind gerne laut und lebenslustig, meckern hilft da gar nichts - außerdem sind Sie doch auch deswegen hier, oder?

Spanier lieben elegante Kleidung! Tun Sie ihnen den Gefallen und machen Sie sich schick - Strandkleidung bitte nur dort, wo sie hingehört: in die Nähe von Wasser!

Katalanen und Basken als Spanier zu bezeichnen: Seit Jahrzehnten gibt es starke Unabhängigkeitsbestrebungen, wovon die ETA nur die Spitze des Eisberges ist.

Andere Sitten in ... Griechenland

MACHEN

Fingerspitzengefühl beweisen: Viele Griechen sind feurige Patrioten und nehmen es mit der historischen Korrektheit von Zeit zu Zeit nicht allzu genau. Also, auch wenn Sie es definitiv besser wissen - beharren Sie nicht darauf.

Großzügig mit der Zeit umgehen: Machen Sie es im Urlaub wie die Hellenen, lassen Sie den Dingen ihren natürlichen Lauf und verzichten Sie auf Hektik und Drängelei: Das bringt Sie hier nicht weiter.

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Türkischen Kaffee bestellen: Griechen lieben ihr Land und ihre Sprache: bestellen Sie deshalb griechischen Kaffee - und vermeiden Sie fürs erste auch die Zypernfrage.

Kleinlich sein: Der Kellner macht es, der Taxifahrer auch; das Auf- und Abrunden von Beträgen gehört hier einfach dazu. Machen Sie mit und diskutieren Sie nicht, schließlich sind Sie im Urlaub!

Händeschütteln: Die Hellenen begrüßen sich nur unter Freunden mit Umarmungen und Händedruck, ansonsten bleibt es erstmal beim verbalen Gruß oder einem Schulterklopfen.

Verwirrung stiften: Kopfnicken bedeutet in Griechenland "Nein" und "Ja" heißt auf Griechisch "Ne". Auch das Zusammenführen von Daumen und Zeigefinger für "Alles Ok" sollten Sie lieber lassen, in Griechenland gilt die Geste als obszön.

Andere Sitten in ... Ägypten

MACHEN

Reste auf dem Teller liegen lassen: Das signalisiert, dass Sie satt sind; bei leerem Teller wird gastfreundlich nachgelegt.

Großzügig sein: Ein "Backschisch" ("Teile, was du hast") für kleine Dienstleistungen ist in Ägypten Ehrensache - ob für den Zimmerboy oder den Kellner. Aber machen Sie keinen Staatsakt draus, sondern verteilen Sie Ihre Münzen unauffällig. Kindern, die auf der Straße betteln, geben Sie lieber etwas zu Naschen.

Abstand halten: Frauen begrüßen sich in Ägypten mit einem dezenten Kopfnicken; Männer hingegen suchen den Körperkontakt: Händeschütteln, Wangenküsschen, Umarmungen - das ganze Programm.

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Einheimische fotografieren: Bevor Sie drauflos knipsen, fragen Sie höflich, ob das in Ordnung geht. Lieber nicht ablichten: verschleierte Frauen, militärische und öffentliche Anlagen - dazu zählt auch der Suez-Kanal.

Füße hochlegen: Seinem Gesprächspartner die Schuhsohlen zu zeigen, ist für Ägypter eine grobe Beleidigung. Also immer schön die Füße auf dem Boden lassen.

Nackte Haut zeigen: Außerhalb ägyptischer Feriendomizile ist dezente Kleidung angebracht - das gilt auch für Männer.

Andere Sitten in ... Großbritannien

MACHEN

Schlange stehen: Was macht ein Brite, wenn er eine Schlange sieht? Er stellt sich an. Also drängeln und murren Sie nicht, sondern üben Sie sich in britischer Geduld.

Höflichkeit hoch zehn: Die Briten lieben ihre Höflichkeitsfloskeln - gebrauchen Sie "Please", "Thank you", "You're welcome", "Sorry" etc. also ruhig inflationär.

Tea-Time: Der Afternoon-Tea zwischen vier und sechs ist auf der Insel heilig - und ersetzt dank der Sandwiches, Scones mit Clotted Cream, Gebäck und kleinen Süßigkeiten (in genau dieser Reihenfolge!) oft auch das Abendessen. Schenken Sie sich als Gast niemals selbst den Tee ein, trinken Sie ihn in kleinen Schlucken und schlürfen Sie dabei nicht. Geschäftliche Themen sind während der Teezeit tabu.

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Iren, Schotten oder Waliser als Engländer bezeichnen: Es sind Briten oder eben Waliser, Schotten oder Iren.

Eifriges Händeschütteln: Die Hand gibt man sich nur beim ersten Kennenlernen. Bei der nächsten Begegnung reicht ein "How do you do"? - und die Frage ist wirklich nur als Gruß zu verstehen, Sie müssen also nicht Ihren gesamten Seelenzustand erläutern!

Dazwischenquatschen: Briten empfinden das als sehr lästig, ebenso wie halbe Sätze zu formulieren - geben Sie sich Mühe bei der Wortwahl, das zeugt von Respekt gegenüber Ihrem Gesprächspartner.

Andere Sitten in ... den USA

MACHEN

Trinkgeld verteilen: Taxifahrer und Kellner erwarten 10-20%, da der "Tip" den Großteil des Verdienstes ausmacht.

Hände hoch: Falls Sie mit einem Wagen unterwegs sind, halten Sie sich an die Geschwindigkeitsbegrenzungen und achten Sie darauf, dass Ihre Hände sichtbar sind, wenn ein Polizist an Ihren Wagen tritt. Ein Griff in Handschuhfach oder Jackentasche kann tödlich enden - das ist kein Witz!

Rasieren und Deodorieren: Achselhaar und unrasierte Beine sind für Amerikaner ein absolutes "no go". Genauso unbeliebt sind sichtbare Schweißflecken; wer dazu neigt, sollte stets ein frisches Oberteil parat haben.

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Über den Fragebogen der Einwanderungsbehörde lästern: Schmuggeln Sie Drogen? Haben Sie Waffen im Koffer? So absurd die Fragen sind - die Beamten verstehen leider keinen Spaß. Bevor Sie also gleich wieder den Rückflug antreten, beißen Sie lieber die Zähne zusammen und machen stillschweigend Ihre Kreuzchen.

"Where is the toilet?": Amerikaner empfinden dieses Wort als unangenehm - erkundigen Sie sich stattdessen lieber nach dem "Restroom", "Men's room" oder "Ladies' room".

FKK: Hier gelten die gleichen Regeln wie in islamischen Ländern - nackt und Oben-ohne ist nicht. In vielen Bundesstaaten gibt's für öffentliches Nacktsein in der Öffentlichkeit sogar eine Anzeige - das gilt auch für Babys!

Buchtipp:

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"Knigge International - Weltweit sicher auftreten" von Andrea Wellnitz Verlag: Gondrom Verlag ISBN: 978-3-8112-2864-7

Text: Nicole ReeseFoto: Getty Images

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