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Tel Aviv: Jetzt in die Zukunft reisen

Es heißt, man soll nach Tel Aviv reisen, um zu sehen, was in New York Trend wird. Besonders im Nachtleben. Und damit auch der Tag zum Erlebnis wird, wohnt man privat.

Um die Ecke biegt ein riesiger Lastwagen. Er hält an, direkt auf der Straße. Auf seiner Ladefläche: große Musikboxen, aus denen extra lauter Elektropop donnert. Ein paar Männer tanzen wild drauflos. Jugendliche kommen dazu, verrenken sich in akrobatischen Breakdance-Figuren, die eine Gruppe Mädchen mit sehr hohen Schuhen und sehr kurzen Kleidchen anlocken. Innerhalb von Minuten ist der Verkehr lahmgelegt - eine Spontan-Party mitten im vollsten Rushhour-Gewühl von Tel Aviv.

Tel Aviv, 40 Autominuten von Israels Hauptstadt Jerusalem entfernt, ist eine moderne, aufregende und sehr lebendige Metropole. Sehr weit weg von dem, was meist über Araber, Israelis, ihr Land und ihre Konflikte in den Zeitungen zu lesen ist, und vor allem: sehr international. "Als ich meinen Sohn gefragt habe, woher die Eltern seiner Freundin kommen, hat er nur mit den Schultern gezuckt", erzählt mir Rina. "Das spielt hier einfach keine Rolle mehr, jeder ist willkommen." Und weil das so ist, vermietet die Informatikerin ein Zimmer ihrer Wohnung an Menschen, die ihre Stadt kennen lernen wollen.

Ich will diese Stadt unbedingt kennen lernen - und zwar ganz nah und mittendrin. Also wohne ich die nächsten Tage bei Rina und ihrem Mann Moshe, deren Zimmer ich über eine Internetplattform für Privatquartiere gefunden habe. Gleich in der ersten Viertelstunde erzählt mir Rina dann auch so viel über ihren Stadtteil Shikun Dan, über das Bauhausviertel, die Trommler am Strand und über Bars und Clubs, dass mir der Kopf schwirrt.

Von der Theorie gehen wir schnell zur Praxis über: ins Ausgehviertel Old Port. In den Lagerhallen des ehemaligen Hafens haben jede Menge tolle Restaurants eröffnet, ganz Tel Aviv flaniert hier im Party-Outfit auf der Suche nach einem freien Tisch. Rina, Moshe und ich haben einen gefunden, im Restaurant "Boya", in dem man fantastisches arabisches Essen bekommt. Wir hätten allerdings auch italienisch essen können. Oder französisch. Gibt es in Tel Aviv alles, Tür an Tür.

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Während ich den Mund voller cremiger Sesampaste und gebackener Auberginen habe, schenkt mir Moshe ein Glas Wein ein. "Golanhöhen", sagt er und meint damit den Wein "Château Golan", der aus einer der renommiertesten Kellereien Israels kommt. Für politische Diskussionen ist dies nicht der Ort.

Sehr wohl aber für einen Absacker, den Insider gern in einem der Strandclubs direkt am Meer nehmen. Ein Kellner mit Rasta- Mähne serviert Bier, Mädchen, die ihre Highheels an den Fingern baumeln lassen, schlendern kichernd durch den feinen Sand. Nach einer Nacht in einem wunderbar weichen Bett, in dem ich mit großstädtischem Grundrauschen im Ohr eingeschlafen bin, serviert mir Rina ein unglaubliches Frühstück und noch mehr Tipps. Zum Rothschild-Boulevard soll ich unbedingt gehen. 4000 Häuser im Bauhausstil bilden dort das Herz von Tel Aviv, entstanden eher aus der Not heraus als aus Liebe zum Design. Als ab den 1930er Jahren immer mehr Juden aus Deutschland nach Palästina flüchteten, musste sehr schnell sehr viel Wohnraum her. Also wurden diese Häuser gebaut: luftig, weiß, ohne Schnickschnack, aus Eisen, Beton und Glas - die größte Bauhaus-Siedlung der Welt.

Überall stelle ich fest, wie gut Tel Aviv den Mix aus Tradition und Toleranz, aus Ost und West hinbekommt. Da sind die großen Ketten und Modelabels, die man überall findet, neben kleinen Boutiquen unbekannter israelischer Designer. Da sind die vielen voll besetzten Cafés wie in Manhattan neben Hotels, in denen für strenggläubige Juden ein eigener Lift eingerichtet ist, der automatisch an jeder Etage hält, weil sie am Sabbat die Knöpfe nicht drücken dürfen.

"Ich nenne das die Carpe-Diem-Mentalität, die wir hier haben", sagt Rina später, "wir lassen jeden so sein, wie er will." Und diese Mentalität erlebe ich auch freitags, als ich den Trommlern am Drum Beach zusehe, die hier bis zum Sonnenuntergang spielen. Improvisiert, leidenschaftlich, mitreißend. Eine Performance, die perfekt zu dieser Stadt passt.

Reisetipps Tel Aviv: AUSGEHEN

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SUBLET. Dachterrassenbar nahe am Meer (6 Kaufman St., Tel. 009 72/ 54/544 84 44, www.subletbar.co.il). - STRANDBARS. gibt es am Strand zwischen dem Hotel "Intercontinental" und dem Old Port von Tel Aviv. - NANUSCHKA. Extrem angesagt, plüschig, georgisch. Spät nachts wird es so eng, dass auf den Tischen getanzt wird (Lilenblum St. 28, Tel. 009 72/3/516 22 54). - ZIZI. Reich, schön, cool: So ist hier das Publikum (Karlibach St. 7, Tel. 009 72/3/561 15 97). - BREAKFAST CLUB. Frühstück gibt's hier zwar nicht, aber dafür legen DJs aus New York und Berlin bis zum frühen Morgen auf (Rothschild Blvd. 6, Tel. 009 72/3/560 88 52).

Reisetipps Tel Aviv: ÜBERNACHTEN

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Internetplattformen wie z. B. AIRBNB (www.airbnb.com) vermitteln weltweit Zimmer von privat; in Tel Aviv kostet eine Nacht zwischen 18 und 140 Euro. Ähnlich funktionieren die Portale www.9flats.com und www.wimdu.de - Oder man mietet eine FERIENWOHNUNG, z. B. bei www.fewo-direkt.de - Wer lieber konventionell übernachtet: Das HOTEL DAVID INTERCONTINENTAL liegt in der Nähe vom Strand, hat einen Pool und ist von guten Restaurants und Shops umgeben. Große Frühstücksterrasse im Freien mit Meerblick! DZ ab 160 Euro (12 Kaufman St., Tel. 009 72/3/795 11 11, www.intercontinental.com).

Reisetipps Tel Aviv: GENIESSEN

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DALLAL. Jugendstil-Ambiente und mediterrane Küche (10 Shabazi St., Tel. 009 72/3/510 92 92). - SOCIAL CLUB Sehr angesagtes italienisches Restaurant im Manhattan-Style (45 Rothschild Blvd., Tel. 009 72/3/560 11 14, www.socialclub.co.il). - CARMELLA BISTRO. Schwere Tische aus Eisenbahnschwellen, leichte moderne Küche nach alten Rezepten (14 Rambam St./Ecke Hatavor St., Tel. 009 72/3/516 14 17). - BOYA. Beliebtes Restaurant an der Promenade, toller Vorspeisenteller (Tel Aviv Port, Tel. 009 72/3/544 61 66). - NOA BISTRO Gutes Essen in entspannter Atmosphäre in Jaffas Altstadt (14 Ha Zorfim' St. Jaffa, Tel. 009 72/3/518 46 68, www.cordelia.co.il). - DR. SHAKSHUKA. Der Klassiker: koscher, libysch, bunt. Innen hängt der Himmel voller Töpfe, draußen sitzt man unter Grünpflanzen (3 Beit Eshel Jaffa St, Tel. 009 72/3/682 28 42).

Reisetipps Tel Aviv: SHOPPEN

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CARMEL-MARKT. Der lebhafteste Obst- und Gemüsemarkt der Stadt. Orientalisches Ambiente. - DIZENGOFF STREET. Im nördlichen Teil der Straße gibt es Läden mit bezahlbarer israelischer Designermode. - SHABAZI STREET. Schönste Straße im Altstadtviertel Neve Tzedek, das mit seinen Restaurants und Shops als SoHo von Tel Aviv gilt.

Text: Barbara Schaefer Fotos: Dinu Mendrea, Yoray Liberman/Redux/Laif BRIGITTE 20/11

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