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Segeltörn in der Südsee

Segeln an der Datumsgrenze: Wasser glitzert, Fische fliegen, grüne Inseln mit Blumenkindern. Hier reist man in der Hoffnung, dass heute nicht schon morgen ist.

Wer in die Südsee reist, hat einige Strapazen durchzustehen. 24 Stunden in Flugzeugen, Enge, verbrauchte Luft, Warten auf das Gepäck in seltsam provisorischen Flughafen-Terminals. Doch dann hat es die Natur am Ende der Welt so gut gemeint, dass es unweigerlich zu Gefühlsausbrüchen kommt. Um die zu ertragen, holt man sich am besten seelische Unterstützung. Didier heißt unser Mediator, Nebenberuf: Skipper. Sechs Tage lang soll er uns auf seinem Katamaran "Heiva" durch Französisch-Polynesien leiten, durch die Gesellschaftsinseln nordwestlich von Tahiti, die hier den lyrischen Namen "Inseln unter dem Winde" tragen. In 30 Grad warmem Wasser planschen. Ananas und Papayas knabbern. Ein bisschen schnorcheln, ein bisschen Kajak fahren, ein bisschen durch die Gegend gucken. Das ist unser Programm.

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"Freundliche Inseln" hat der Schriftsteller Robert Louis Stevenson die Landtupfer in den Weiten des Pazifiks genannt. Bora Bora, Raiatea, Tahaa, Huahine - schon die Namen hören sich an wie ein in den Wind geflüstertes "Kommt mal her, hier ist es schön". Kokospalmen säumen die Ufer, wiegen sanft die Blätter, stehen vor Häusern, an menschenleeren Buchten und Stränden. Hibiskus, Frangipani, Strelizien, Bougainvilleen. Wie locker angelegte Gärten wirken die Küsten, gleich dahinter kegelförmige Berge. Entstanden sind die fruchtbaren Inseln rund um erloschene Vulkane, die vor drei Millionen Jahren Feuer und Lava spien. Steil ziehen sich die dicht bewachsenen Hänge zu den längst erstarrten, längst verstummten Kratern hoch, bizarre Gipfel vor blauweißem Himmel.

Wer auf der Kajüte der 17 Meter langen Yacht sitzt, genießt den ständigen Panoramablick. In den Kojen der vier Kabinen schaukelt man im sanften Rhythmus der Wellen hin und her. Wir segeln von Bora Bora nach Raiatea. Im Westen liegt Australien, 6000 Kilometer entfernt, im Osten Südamerika, mehr als 8000 Kilometer weit weg. Das Wasser ist das Schönste in der Südsee. Vor allem in den Lagunen, die sich wie ein breites Band um alle Inseln ziehen. Korallenriffe schirmen sie vom offenen Ozean ab, so dass ihr Wasser in allen nur vorstellbaren Blau- und Grüntönen schimmert. An den Riffen haben sich an manchen Stellen "motus" gebildet, Trauminselchen ganz aus Sand. Barfuß umrundet man sie in 15 Minuten. Und natürlich stehen überall Palmen.

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Bei unserem Törn lassen wir keine Insel aus. Auf Bora Bora fahren wir zum Motu Tupe und schnorcheln durch das "Lagoonarium": mehrere von der Lagune abgetrennte Becken mit Unmengen an bunten kleinen Fischen, Rochen und harmlosen Haien. Auf Raiatea pilgern wir zur Marae Taputapuatea, einer Kultstätte. Felder aus Korallenblöcken bedecken wie grobes Kopfsteinpflaster eine Ebene am Meer. Poröse Steinplatten, von Sonne und Salz zerfressen, ragen auf. Dort haben die Polynesier früher ihre Götter um Beistand angerufen, wenn es kein Essen gab, keinen Regen oder ein Krieg drohte.

Eine Vanille-Plantage besichtigen wir auf Tahaa. Die Orchideenart wächst auf kleinen Bäumen, lange Ranken voller weißer Blüten. Kostbares produziert auch die Farm Vai Poe, wo schwarze Perlen gezüchtet werden. Nur an wenigen Plätzen der Weltmeere kommen sie vor, sind aber gar nicht rabenschwarz, sondern schillern grünlich, violett, bläulich oder rötlich. Schmuckstücke des Pazifiks, die auf der Farm, noch in ihren Austern, unscheinbar unter der Wasseroberfläche in Mobiles aus Körben hängen.

Auf Huahine schlendern wir durch das Hafenstädtchen Fare, dem größten Ort der Insel mit gerade mal 3500 Einwohnern. Gardenien hinter den Ohren, Blumenkleider oder Pareos um die Hüften, zahlreiche Insulaner sehen heute noch so aus wie auf den Bildern von Gauguin.

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Französisch-Polynesien: 118 Inseln, bis zu 2000 Kilometer voneinander entfernt; würde man eine Karte Europas auf die Südsee übertragen, dehnte sich diese von Lissabon bis Bukarest und von Sizilien nach Stockholm; die größte Gruppe bilden die nach ihrer Entdeckung durch James Cook zu Ehren der Royal Geographic Society so benannten Gesellschaftsinseln, mit den Inseln über dem Winde (ca. 140000 Einwohner) und den Inseln unter dem Winde (22000 Einwohner).

Text: Astrid Joosten Fotos: Imke Lass

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