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Palm Springs: Glamour unter Palmen

Ohne Promis wäre Palm Springs ein grüner Teppich in der Wüste Kaliforniens. Dank Hollywood-Größen wie Sinatra, Clooney, Angelina Jolie und Brad Pitt ist es eine Oase voller Geschichten und Design-Bauten.

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Vor dem haselnussbraunen Tor stehen zwei grüne Mülltonnen, es wird Zeit, dass sie abgeholt werden; es muffelt ein bisschen vor Haus Nummer 1148, East Alejo Road, Palm Springs. Das Grundstück, das sich hinter dem Tor verbirgt, ist von einer weißen Mauer umgeben, aber ich kann durch einen Spalt zwischen Tor und Mauer den hellbraunen Bungalow sehen. Er ist aus Holz, sehr geradlinig, sehr schlicht.

Hier also sind die alten Geschichten zu Hause, die in Palm Springs bis heute jeder erzählt. Hier hat Ava Gardner mit Champagnerflaschen nach Frank Sinatra geworfen, weil sie eifersüchtig war. Hier ließ Frank Sinatra stets die amerikanische Flagge hissen, wenn er zu Hause war. Dann wussten seine Jungs: Bei Frankie-Boy gibt es Cocktails.

Es ist lange her, dass Mr. Sinatra hier seine Liebschaften empfing - und das legendäre Rat Pack, seine Freunde Dean Martin und Sammy Davis Jr. Das Haus ließ Sinatra 1947 bauen, und wenn es ihn nicht hierhergezogen hätte, wäre Palm Springs vielleicht noch immer ein Nest in der kalifonischen Wüste. Mit ihm kamen die Schauspieler aus Hollywood und die Präsidenten aus Washington, und Palm Springs wurde zu einer Oase der Stars.

Leider kann ich nicht hinein ins Sinatra-Haus, dafür müsste ich es mieten. Minimum drei Tage, und die kosten 7800 Dollar, auch mit günstigem Wechselkurs noch gute 5000 Euro. Ich schaue lieber nach, wo die Stars von heute nächtigen, wenn sie hierherkommen - und nicht abgewiesen werden wie Angelina Jolie und Brad Pitt, die einmal das Haus eines reichen Mannes mieten wollten. Frau Jolie und Herr Pitt kündigten sich nämlich zur Vorbesichtigung an und befahlen: Niemand darf im Haus sein, wenn wir da sind! Und das fand der reiche Mann etwas albern, also sagte er: Schönen Dank, schaut euch doch woanders um.

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Palm Springs ist, der Name sagt es, ein Palmenparadies. Es liegt 180 Kilometer östlich von Los Angeles im Coachella Valley, das von Bergen auf der einen und der Mojave-Wüste auf der anderen Seite umgeben ist. Die Landschaft ist ein Traum, das Klima auch. Selbst im Winter ist es warm, 20 oder 25 Grad. Die Wolken bleiben meist über den Bergen hängen, so dass an 350 Tagen im Jahr die Sonne scheint. Fährt man mit der Aerial Tramway, einer Seilbahn, hinauf auf den Mount San Jacinto und blickt aus 2600 Meter Höhe ins Tal, dann sieht Palm Springs aus wie ein grüner Teppich im Wüstensand. Und die 4800 Windräder, die das Coachella Valley mit Energie versorgen, wirken wie Zahnstocher.

Palm Springs ist aber nicht nur Sonnenschein und Sinatra: Ich komme mir vor wie in einem Freilichtmuseum, in dem die moderne Architektur aus der Mitte des 20. Jahrhunderts ausgestellt ist. Retro-Chic überall, und wäre da nicht Starbucks und stünde davor nicht der neue "Hummer H3" - ich hätte das Gefühl, der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika hieße Dwight D. Eisenhower.

Architekten wie Rudolph Schindler oder Albert Frey prägten seit den 30er Jahren den Baustil von Palm Springs. Ihr Stil des "Mid Century Modern" zog immer mehr Baudesigner ins Valley. Klare Linien sind typisch dafür und viel Glas, Metall und Naturfarben: felsiges Grau, Beige. Viele Häuser sind so flach wie Sinatras Bungalow. Ich bin mit Robert unterwegs, einem Herren, der einen karierten Sonnenhut trägt und ein graues Bärtchen am Kinn. Robert bietet Architektur-Touren an, fokussiert auf die "groovy sixties", wie er sagt, und dazu erzählt er Geschichten zu den Stars von einst, so dass ich mir die in Palm Springs übliche "Celebrity Tour" sparen kann.

Robert sitzt am Steuer seines Vans und kurvt durch den Stadtteil Las Palmas, eine feine Wohngegend mit Mauern und Sicherheitsanlagen und Bäumchen, gestutzt wie Pudel. "Hier links lebt die Schauspielerin Lily Tomlin!", er zeigt auf einen Flachbau mit einem Türmchen darauf. "Schade, dass heute nicht Dienstag ist", sagt er, "da kommen die Gärtner und lassen die Tore auf. Seht ihr das Haus dort rechts?" Nur die schwarze Mauer davor, warum? "Da wurde 'Ocean's Eleven' gedreht. Die Szene, in der sie den Casino-Raub aushecken." Danny Ocean alias George Clooney war also hier - der Frank Sinatra der Neuzeit, mit Brad Pitt und Matt Damon.

Richtig gut zu sehen ist das "Elvis Honeymoon Hideaway", ein Bau aus den frühen Sechzigern, schweinchenrosa, rundum Fenster, über die ein Dach hinausragt, das nach vorn hin steil zuläuft, sehr futuristisch; weiche Farbe, harte Kanten, spannend - ich erkläre es umgehend zu meinem Lieblingshaus.

Hier wollten Elvis Presley und Priscilla 1967 heiraten, "doch nebenan wohnte eine Journalistin, die das mitbekommen hatte", sagt Robert, "darum ließ Sinatra Elvis und Priscilla in seinem Jet zur Hochzeit nach Las Vegas fliegen. Dann kamen sie zurück und zeugten hier ihre Tochter Lisa Marie". Heute finden hier hin und wieder Wettbewerbe mit Elvis-Imitatoren statt, und am 5. Januar wird der Geburtstag des King of Rock'n'Roll gefeiert, mit Kuchen und Live-Musik; Eintritt 50 Dollar.

Robert will weiter, um die Ecke wartet schon die nächste Geschichte: "Hier, der Bungalow: Er gehörte Peter Lawford, dem Schwager von John F. Kennedy. Darin versteckten sich Kennedy und Marilyn Monroe, wenn niemand wissen sollte, dass sie in der Stadt waren."

Sogar beim Frühstück habe ich die Stars im Blick. Ich sitze im "Pinocchio", einem Restaurant für ein perfektes amerikanisches Frühstück: super Pancakes, super French Toast, super Waffeln. Mir gegenüber steht eine lebensgroße Monroe-Figur aus Holz, die Hände am weißen Rock, der durch die Abluft der UBahn hochgewirbelt wird. Marilyn ist überall, wie Elvis und Frankie-Boy - und Bob Hope, dessen Haus mit seinem runden, abfallenden Dach aussieht wie ein Champignon. Es steht am Hang in der Nähe des "Hotel Parker".

In der Lobby des "Parker" liegt ein Zebrateppich, der Garten hat vier Pools, die 144 Zimmer sind hell und durchgestylt. Das Hotel wurde 2004 eröffnet, nachdem der Designer Jonathan Adler es neu gestaltet hatte; früher hieß es "Merv Griffin Resort", der Name sagt vielleicht jenen Menschen etwas, die sich wie ich für den Schauspieler Robert Downey Jr. interessieren: Der wurde 2000 hier verhaftet, weil er zu viel Kokain bei sich hatte.

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Ich checke mit Nasenspray ein, weil ich mich erkältet habe (30 Grad draußen, dann die Klimaanlage im Auto...), und erfahre: Im "Hotel Parker" nächtigen Angelina Jolie und Brad Pitt, wenn sie kein Haus zur Miete finden. Und die Osbournes, Ozzy und seine Gattin Sharon, die "wie eine Großmutter für meine Kinder ist", sagt Hotel-Manager Thomas Meding, ein Hamburger. Dann sagt er, Brooke Shields habe hier geschlafen, Kate Winslet und Sienna Miller - nichts geht über Namedropping in Palm Springs!

Es gab mal eine Zeit, da war hier Promi-Dürre. Nach den Tagen des Rat Pack. In den 70er, 80er Jahren galt Palm Springs als Glamour- Ghetto für Greise; hierher zog, wer Geld hatte und in Rente ging. Die Stars kamen nur ins Tal, um in der Betty-Ford-Klinik in Rancho Mirage, dem Nachbarort, von Alkohol und Tabletten loszukommen. Elizabeth Taylor war dort, Tony Curtis, Ali McGraw, Johnny Cash, Liza Minnelli... Dann ließ sich 1988 Sonny Bono, der mit Cher "I Got You Babe" gesungen hatte, zum Bürgermeister von Palm Springs wählen.

Bono starb 1998, sie haben ihm ein Denkmal gesetzt: Auf der Plaza Mercado, dem Marktplatz, lehnt er lebensgroß in Bronze an einem Springbrunnen, umweht von Käsegeruch; neben ihm, im mexikanischen "Mariposa"-Restaurant, brutzeln überbackene Echilladas. Bono holte den Glamour zurück. Er initiierte das internationale Film- Festival, das immer im Januar stattfindet.

Zum Filmfest treffen sich die Stars heute im "Hotel Parker" - und im "Hotel Viceroy", das aussieht wie ein amerikanisches Motel: in der Mitte ein Pool, drum herum die Zimmer, alles luxuriös in den Farben Schwarz, Weiß und Gelb. Im Garten gibt es kleine Villen und noch mehr Pools. Beim letzten Filmfest lagen hier Lindsay Lohan und Paris Hilton auf den Liegen. Ich kann sie vor mir sehen, wie sie mit ihren Hündchen spielen. Im "Hotel Viceroy" gibt es einen Hundepool und ein täglich wechselndes Hundemenü. Heute auf der Karte: "Protein Burger" und "Organic Meatballs and Pasta".

Nach vier Tagen Palm Springs habe ich genug berühmte Namen gehört. Ich sehne mich nach Ruhe, Natur. Der Joshua Tree National Park ist nur eine Autostunde entfernt. Dort, wo die Mojave- in die Colorado-Wüste übergeht, in einer schön schroffen Wüstenlandschaft, stehen bis zu 900 Jahre alte Yucca-Bäume, die einen mächtigen Stamm haben und oben wie eine Mischung aus Palme und Kaktus aussehen. Bevor ich mich in dem über 3000 Quadratkilometer großen Park verfahre, mache ich eine "Guided Tour". Ich sitze im Geländewagen, es geht über Stock und Stein, ich genieße Ausblick und Ruhe, dann sagt der Fahrer: "1986 kam die Band U2 für vier Wochen in die Gegend, um sich für ein Album inspirieren zu lassen. Sie tauften es ,The Joshua Tree'. Ich habe die CD dabei und lege sie mal ein, ja?" Die großen Namen, sie sind hier wirklich überall.

Reiseinfos zu Palm Springs

Anreise: Z. B. mit American Airlines über Dallas ab 900 Euro oder mit Lufthansa von München über Denver oder Frankfurt über Los Angeles je ab etwa 820 Euro; oder nach Los Angeles fliegen und weiter per Mietwagen.

Telefon: Vorwahl in die USA 001, für Palm Springs 760 (innerhalb der USA: 17 60).

Unterkommen

Hotel Parker Der "Place to be" für Hollywood- Stars von heute. Garten mit Pools, toller Spa-Bereich. DZ ab 170 Euro (4200 East Palm Canyon Drive, Palm Springs, CA 92264, Tel. 770 50 00, Fax 324 21 88, www. theparkerpalmsprings.com).

Movie Colony Hotel Wohnen wie zu Sinatra-Zeiten. Originalgetreu renovierte Anlage, von Star- Architekt Albert Frey entworfen. DZ ab 77 Euro (726 North Indian Canyon Drive, Palm Springs, CA 92262, Tel. 320 63 40, Fax 320 16 40, www.moviecolonyhotel.com).

Hotel Viceroy Luxuriöse Anlage mit Zimmern und Villen, im Art-déco-Stil. DZ ab 160 Euro, Angebote auf der Website beachten! (415 South Belardo Road, Palm Springs, CA 92262, Tel. 320 41 17, Fax 323 33 03, www.viceroypalmsprings.com).

Geniessen:

The Citron Restaurant Wer nicht im "Hotel Viceroy" übernachtet, sollte auf einen Drink im Restaurant vorbeischauen. Erfrischend: die zitronengelben Wände und der Grapefruit-Mojito (Adresse siehe "Hotel Viceroy", Tel. 318 30 05).

Spencer's Restaurant Hier speisen Cher und Co, wenn sie in Palm Springs sind. Amerikanische Küche mit französischem Touch, Fisch und Steaks ausgezeichnet. Dinner auf der Terrasse unterm Sternenhimmel. Reservieren! (701 West Baristo Road, Tel. 327 34 46, www.spencersrestaurant.com).

Pinocchio in the Desert Marilyn schaut zu: Neben einer Monroe-Figur gibt es amerikanisches Frühstück - Buttermilk Pancakes, French Toast, Waffeln mit Erdbeeren (134 East Tahquitz Canyon Way, Tel. 322 37 76, www.pinocchiops.com).

Ansehen:

PS Modern Tours Architektur-Tour mit Robert Imber, der alles weiß über den Baustil von Palm Springs und die Star-Architekten, die ihn prägten: Rudolph Schindler, Stewart Williams oder Albert Frey. Robert hat auch viele Anekdoten parat, die er über die berühmten Domizile erzählt (Tel. 318 61 18, E-Mail: psmodern@aol.com).

Celebrity Tours Auf den Spuren der Reichen und Schönen: Touren zu den Häusern von Frank Sinatra, Liberace, Elvis Presley, Dean Martin oder Bob Hope (Tel. 770 27 00, www.celebrity-tours.com).

Info:

The City of Palm Springs Official Visitors Center, 2901 North Palm Canyon Drive, Palm Springs, CA 92262, Tel. 778 84 18, www.ci.palm-springs.ca.us

BRIGITTE 15/08 Text: Ulrike von BülowFotos: Getty Images

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