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Post-Holiday-Syndrom Wieder nicht gut erholt im Urlaub? So geht's besser

Post-Holiday-Syndrom: Wieder nicht gut erholt im Urlaub? So geht's besser
© STUDIO GRAND WEB / Shutterstock
Vor allem Frauen erholen sich oft nicht gut im Urlaub. Was können wir besser machen? Sieben Fragen an den "Work-Love-Balance"-Coach Bernhard Juchniewicz.

Jede:r Fünfte hat sich im vergangenen Sommerurlaub kaum oder gar nicht erholt, wie im DAK-Urlaubsreport 2021 zu lesen ist. Besonders gestresst waren die 30- bis 44-Jährigen, und vor allem Frauen gelang es nicht, zu entspannen: Acht Prozent gaben an, sich im Urlaub überhaupt nicht erholt zu haben, bei den Männern waren es drei Prozent.

Wir ahnen: Dass vor allem Frauen unerholt aus dem Urlaub zurückkommen, könnte damit zu tun haben, dass sie oft die Hauptlast der Familienarbeit tragen – das geht bei der Urlaubsplanung los und hört beim Waschen auf.

Das muss dieses Jahr besser werden! Wir haben den "Love-Balance"-Coach Bernhard Juchniewicz gefragt, was wir – neben einer faireren Verteilung der Care-Arbeit – künftig besser machen können, um im Urlaub abzuschalten.

BRIGITTE.de: Was muss ich schon bei der Urlaubsplanung beachten, damit ich mich in den Ferien gut erhole?

Bernhard Juchniewicz: Die wichtigsten Fragen sollten sein: Ist das wirklich mein Urlaubsziel? Oder werde ich auch hier – wie im Job – fremdbestimmt? Habe ich das Bedürfnis nach Rückzug oder nach neuen Kontakten? Will ich Anregung oder einfach nur Ruhe? Die Antwort kann Typsache sein oder von der momentanen Situation abhängen. Planen Sie möglichst eine Reise, von der Sie annehmen, dass sie Ihnen wirklich guttun wird. Das ist leider nicht selbstverständlich.

Kann ich auch kurz vor der Abreise noch was tun?

Nutzen Sie Ihre letzten Arbeitstage, um Ihre Abwesenheit zu planen. Gedanken wie: "Das kann ich auch noch im Urlaub erledigen", sind ein Hinweis darauf, dass Sie nicht ausreichend delegieren. Und gönnen Sie sich ein, zwei Puffertage vor der Abreise, in denen Sie die Koffer packen und letzte Vorbereitungen treffen. Das nimmt den Stress aus dem Übergang vom Job in die Ferien.

Wie kann ich dann im Urlaub gut abschalten?

Ein Schlüssel zur Erholung ist das Smartphone – schalten Sie es möglichst ab! Vielleicht können Sie für Notfälle die Telefonnummer des Hotels in der Firma und bei der Familie hinterlassen. Die Hürde, in einem Hotel anzurufen, ist so hoch, dass sich nur Menschen melden werden, die ein wichtiges Anliegen haben – und Sie haben Urlaub.

Das dürfte vielen sicherlich schwerfallen. Und wie schaffe ich es, mich nicht nur zu erholen, sondern auch noch neue Energie zu tanken?

Die Umstellung von der Fremdbestimmung im Job hin zur selbstbestimmten Freizeitgestaltung ist im Urlaub vielleicht die größte Herausforderung. Sie sollten sich bewusst entscheiden, wie tief die Strandbräune zu sein hat, wie viele Gipfel Sie erklimmen und wie viele Bauwerke Sie besichtigen wollen. Achten Sie auf Ihren Körper und Ihre Sinne, Sie sind die Expertin für Ihr Wohlbefinden.

Wie rette ich nach dem Urlaub die Erholung in den Alltag hinüber?

Nutzen Sie Ihren frischen, unverstellten Blick und ändern Sie schlechte Angewohnheiten, die sich im Job eingeschlichen haben. Zum Beispiel können Sie anfangen, E-Mails nur in bestimmten Abständen abzurufen, Multitasking zu vermeiden und Störendes aus Ihrer Umgebung zu verbannen. Legen Sie den ersten Arbeitstag nach dem Urlaub auf Mittwoch oder Donnerstag, dann haben Sie die Aussicht auf ein baldiges Wochenende.

Sonst droht das "Post-Holiday-Syndrom" ...

Ja. Viele von uns ergreift Antriebslosigkeit, wenn sie nach dem Urlaub in den Job zurückkehren. Das Post-Holiday-Syndrom kann bedeuten, dass wir vor dem Urlaub unsere Abwesenheit nicht gut geplant haben und deshalb vor einem riesigen Berg Arbeit stehen – bis hin zur großen Sinnfrage, warum wir diesen Job machen und ob er der richtige ist. 

Was kann ich tun, damit ich langfristig weniger gestresst bin?

Vielen Menschen werden ihre Erschöpfung, ihre fehlende Energie und ihre Anspannung erst so richtig in einer Entspannungsphase bewusst. Da eine Rückkehr ins Arbeitsleben aber unausweichlich ist, werden Gedanken an die Überforderung oft geschickt bagatellisiert – mit der Folge, dass es irgendwann zum Zusammenbruch kommen kann. Da hilft nur eines: Achten Sie wie in den Ferien auf Ihre Bedürfnisse und hören Sie auf die Signale Ihres Körpers. Sie sollten auch versuchen, Auszeiten in Ihren Alltag zu integrieren. Wir haben täglich 1440 Minuten zur Verfügung und davon können wir leicht ein bis vier Prozent in unser Lebensglück investieren. Nehmen Sie sich Zeit für Besinnung, Entspannung, gute Gespräche, Nähe, Partnerschaft. Es lohnt sich.

Brigitte

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