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Kreuzfahrt: Das Meer, eine Diva und wir

Eine Kreuzfahrt von Mallorca bis nach Teneriffa. Und auf der Passagierliste drei BRIGITTE WOMAN-Redakteurinnen. Lesen Sie ihr Bordtagebuch.

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Freitag, 21. September 2007 Liegezeit Palma de Mallorca: bis 22.00 Alle Mann an Bord: 21.30 Sonnenaufgang: 07.37 Sonnenuntergang: 19.48

KARIN

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Ich war noch nie auf Mallorca. Ich habe noch nie eine Kreuzfahrt gemacht. Ich habe noch nie mit 2049 Menschen zusammen Ferien gemacht und mich von 646 Frauen und Männern bedienen lassen. Ich habe noch nie zu dem deutschen Schlager "Komm hol das Lasso raus, wir spielen Cowboy und Indianer" getanzt (wer wissen will, wie bescheuert dieser Song ist: Unter www.youtube.de lässt er sich herunterladen). Und genau das mache ich an unserem ersten Abend auf der "Aidadiva".

Bin das wirklich ich, die hier mit den Hüften wackelt, vor Lachen kreischt und ekstatisch die Arme in die Höhe reißt? Ich winke meinen Kolleginnen Anna und Angela zu. Die beiden lehnen lässig am Geländer des Partydecks, nippen an ihrem Saftglas und beobachten mein wildes Treiben mit leichtem Befremden. Kann ich verstehen. Ich frage mich ja selbst, wieso mir diese Parallelwelt, in die ich geraten bin, Spaß macht. Weil sich hier für eine begrenzte Zeit alles abschütteln lässt, was mein Alltagsleben bestimmt? Oder weil jeder Mensch Facetten in sich trägt, von denen er selbst gar nichts ahnt? Viele Fragen, gleich am ersten Tag unserer Kreuzfahrt auf der "Aidadiva".

Die Ankunft auf dem gigantischen Flughafen von Palma de Mallorca war ernüchternd. Ich hatte das Gefühl, auf einem langen Marsch einmal die ganze Insel umkreist zu haben, um zu unseren Gepäckbändern zu gelangen. Damit war mein Fitness-Programm im Prinzip erledigt - und ich kann mich in den kommenden Tagen an Bord meinem Kreuzfahrttraum hingeben: dem ausgefeilten Rundumwohlfühlwellness-Programm. Am Hals baumelt längst meine "Aida"-Identity-Card, Scheckkarte und Kabinentüröffner zugleich, und sie wackelt beim Tanzen im selben Takt wie ich.

Später - wir haben uns mittlerweile in unsere Kabinen zurückgezogen - lausche ich dem sanften Gluckern der Wellen. Kein Klopfen der Turbinen. Kein Dröhnen der Motoren. Die "Aida" ist ein leises Schiff. Wie von Zauberhand wurde das Land fortgezogen, als wir den lichterglänzenden Hafen von Palma de Mallorca verlassen haben. Und ein anderer Ohrwurm setzt sich in meinem Kopf fest, die Auslaufmelodie, die wir noch fünfmal hören werden, "Orinoco Flow" von Enya. Sie singt: "Sail away, sail away, sail away". Angela schläft schon und träumt bestimmt von etwas Schönem. Denn eigentlich sind wir zu dritt in der Kabine 7248.

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Samstag, 22. September 2007 Erster Seetag Sonnig, 27 Grad Celcius Sonnenaufgang: 07.46 Sonnenuntergang: 20.06

ANGELA

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Ja, wir haben noch ein Baby an Bord. Es schaukelt seit sechs Monaten in meinem Bauch. Und hier liege ich jetzt neben Karin und lausche auf das Murmeln des Meeres, während die wogende Dunkelheit langsam dem Morgengrauen unseres ersten Seetags weicht. Ein Winkel des Himmels verfärbt sich, und die Luft füllt sich mit mattem Licht. Wie herrlich war der Schlaf, und wie schön ist dieser Blick vom Bett direkt auf Himmel und Wasser. Fühlt sich das so an, kleines Baby? Bist du bei mir auch so wunderbar geborgen wie wir im Bauch dieses Schiffes? Sanfter kann man sich jedenfalls nicht aus dem Schlaf wiegen lassen. Guten Morgen, Karin! Willkommen auf hoher See!

Gestern, als wir den festen Boden verlassen haben, war diese Ruhe noch weit. Wir waren verloren in der Farbflut der "Aidadiva" mit ihren endlosen Fluren, die sich auf 14 Decks zu einer grell gestylten Hotelburg türmen. Wo ist Bug und wo Heck? Von Luv und Lee ganz zu schweigen. Wir sind herumgeirrt wie verstörte Landratten. Da sprachen die anderen Passagiere längst von "nach Hause kommen". Sie scheinen fast alle schon mal da gewesen zu sein. Einmal "Aida", immer "Aida". Da weiß man, wie man sich die Pool-Position sichert. Im Liegestuhl, beim Run auf den besten Platz im allerbesten Restaurant und erst recht für den perfekten Landgang, wo die Digicam ganz vorn im Bus positioniert werden muss. Gleich besetzen, sofort buchen, bloß nichts verpassen.

Wir haben das Gefühl, dass wir alles falsch machen. Als wir beim ersten Erkundungsgang durch eins der Restaurants kommen, fragt Karin, ob sie eine Banane aus der prächtigen Theken-Dekoration nehmen darf. Den Jungs vom Service verrutscht das Profi-Lächeln zum breiten Feixen. Jetzt, bei unserem ersten Frühstück, wird uns klar, warum. Üppiger kann das Angebot im Schlaraffenland nicht gewesen sein. Und alle hauen mit einer Selbstverständlichkeit rein, als gehöre ihnen dieses ganze Paradies persönlich. Was ist schon eine Banane, wenn man mal eben locker 20 Passionsfrüchte ausschlürfen kann.

Auch in der Wellness-Oase stapelt sich das Obst zu appetitlichen Bergen. Aber da sind wir schon pappsatt und laben uns nur am zarten weißen Tee mit Jasminblüten, der wie alles andere gratis gereicht wird. Und die Welt zieht sich zusammen zu diesem Platz, dieser duftenden Tasse und dem Glück des absoluten Nichtstuns. Das Leben ist auf Pause geschaltet. Unseren ersten Seetag wollen wir hier verbringen. In der Hängematte oder auf dem Wasserbett, zwischen Palmen, Pool und den Saunen mit freiem Blick auf den Wellentanz.

Hier in der Wellness-Oase unter der ausfahrbaren Glaskuppel ist das Herzstück des gigantischen Spa-Bereichs. Sieht ein bisschen aus wie das Orang-Utan-Haus in Hagenbecks Tierpark bei uns in Hamburg. Die Gedanken treiben und verlieren sich ganz im Rauschen des Meeres und des Windes, der durchs spaltbreit geöffnete Kuppeldach flüstert. Ach, einfach immer so liegen bleiben, gedankenverloren und schlaftrunken, und spüren, wie das Wasserbett mit den Wellen wippt. Schräglage links, Schräglage rechts, fort und fort. Mit ausgebreiteten Armen scheint man zu fliegen. Direkt ins Traumland, wo Karin und ich gleich wieder selig schlummern werden.

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Montag, 24. September 2007 Cádiz/Costa de la Luz Sonnig, 26 Grad Celsius Liegezeit: 08.00 bis 20.00 Alle Mann an Bord: 19.30 Sonnenaufgang: 06.14 Sonnenuntergang: 18.16

ANNA

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Unser Frühstückstisch im "Bella Vista" steht fast in der Altstadt von Cádiz, die sich wie eine Kulisse vor unserem Kussmund-Schiff aufgebaut hat. Rosa schimmert diese zauberhafte Hafenstadt an der Costa de la Luz im ersten Morgenlicht, lockt mit prächtigen Bürgerhäusern, mit Palmenpromenade und verheißungsvollen Gassen mit vielen Geschäften. Am liebsten würde ich sofort an Land springen und dieser weißen Stadt beim Aufwachen zuschauen, erleben, wie die ersten Rollläden hochgezogen werden, Blumenkübel vor die Türen gestellt und Cortado, Milchkaffee in einem kleinen Glas, über Theken gereicht wird. Doch Kapitän Przemyslaw Kurc hat den Landgang noch nicht freigegeben. Da werde ich mir doch gleich einen wunderbaren Vitaminteller zusammenstellen, mit Feigen, Granatäpfeln, Melone, Ananas und Erdbeeren.

Das brauche ich jetzt, um mich von der Trägheit des gestrigen Seetages zu befreien, denn heute steht Action auf dem Programm: Ich habe einen Radausflug an der Küste gebucht. Endlich kommt Bewegung ins Spiel. Nicht auf einem dieser Räder im Fitnessbereich. Oder beim täglichen Bauch-muss-weg-Programm oder abendlichen "Dirty Dancing mit Markus". Nein, ich möchte jetzt hautnah miterleben, in welchem Zipfel der Erde ich eigentlich bin, fremde Geräusche hören, auf Spanisch meinen Kaffee bestellen. Radeln!

Auf der "Aidadiva" ist mir zwar jeder Orientierungssinn abhanden gekommen, dennoch ist dieses schwimmende Spaßdorf mit seinen sieben Restaurants, elf Bars, 1025 Kabinen, einem Außendeck von rund 8000 Quadratmetern und einem Theatrium, das sich über drei Decks erstreckt, eher ein eindimensionaler Kosmos. Aber mit einem Unterhaltungsprogramm, das so manche Großstadt nicht aufweisen kann: wie dem fabelhaften "Elvis" aus Frankfurt, Poolpartys, einem Oktoberfest (Uh, ah!), Varieté- und Tanzshows und dem wunderbaren "Latin-Emotions-Gitarrenspieler". Und einer Disco, die erst schließt, wenn der letzte Gast in seine Kabine gehen will (meine Tochter wäre entzückt!).

Ein Kosmos, wo man stille Stunden suchen muss. Heute haben meine beiden Begleiterinnen kein Problem, in der Wellness-Oase ihre Beine auszustrecken und die Bücher auszubreiten, auch nicht, einen Sonnenplatz am Pool oder in der Aromasauna zu ergattern - die meisten Passagiere strömen nämlich an Land, wenn die "Aidadiva" anlegt. So wie ich.

Eine leichte Brise weht vom Atlantik herüber. Wir rollen am Strand von Cádiz entlang, breit und hell. Männer führen Hunde spazieren wie Mädchen ihre fein gemachten Puppen. Jogger kommen uns entgegen, Frauen mit Kinderwagen. Der Strand ist fast leer, es ist schon Nachsaison an der südlichsten Küste Spaniens. Ein kurzer Sprung ins Wasser, schnell färbt sich die Haut rötlich, dann weiterradeln, hinein in das Gassengewirr von Cádiz, zum Torre Tavira, einem Aussichtsturm im Zentrum. Seine Attraktion: eine Camera obscura, eine Dunkelkammer mit Spiegel und speziellen Linsen, die das Leben draußen einfangen und auf einer Leinwand abbilden. So sehen wir, wie ein Paar sich auf einer Dachterrasse streitet, Autos über den Campo del Sur, eine Ringstraße am Meer, fahren, die Kathedrale in der Sonne leuchtet und Leute über den Blumenmarkt schlendern.

Was machen jetzt wohl Karin und Angela, während ich die Welt bestaune? Ich werde sie aus ihrer Wohlfühl-Starre reißen und ein bisschen durch Cádiz treiben. Diese Stadt müssen sie einfach gesehen haben.

Mittwoch, 26. September 2007 Funchal/Madeira Sonnig, 23 Grad Celsius Liegezeit: 08.00 bis 17.00 Alle Mann an Bord: 16.30 Sonnenaufgang: 07.59 Sonnenuntergang: 20.03

KARIN

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Wohlfühl-Starre? Ich glaube, hier muss etwas richtiggestellt werden. Nach Kameltouren durch die Sahara mit tagelangen Sandstürmen und Hüttenwanderungen in den Alpen bei Minustemperaturen. Bei meiner nächsten Reise stand für mich fest, weder meinen Hintern mehr als 50 Meter zu bewegen, noch zu frieren. Da blieb doch nur eine Kreuzfahrt mit Wellness-Oase als Paradies auf Zeit! Aber wie in jedem Paradies lauert auch in diesem eine Schlange. Ihr Name: Trägheit. Je länger ich mich in der Horizontalen befinde, desto größer die Unlust, daran etwas zu ändern. Nur weil ich Spängchen für meine Haare brauchte, die mir ständig ins Gesicht fielen, ist es Anna dann doch gelungen, mich von meiner Luxusliege zu scheuchen.

Schon lustig, wie aus Passagieren eines Luxusliners ganz normale Touristen werden, sobald eine Sandale die Pier verlässt. Inzwischen bekomme ich wieder richtige Lust auf die Welt um mich herum. Laufe inmitten eines Menschenstroms die Gangway herunter, stehe an am Bus, reihe mich zusammen mit Angela in die Schlange der Wartenden am Korbschlitten.

Korbschlitten? Tja, auf diesen Moment habe ich 50 (in Buchstaben: f ü n f z i g) Jahre gewartet. Wir sind auf Madeira, genauer gesagt in dem Vorort Monte, also auf einem Berg. Es war 1958, als ich vom Kinosessel aus fasziniert die "Traumstraße der Welt" bereist habe. Der erste Breitwandfilm in deutschen Kinos, der mit installierter Kamera gedreht wurde. Auf Madeira gab es diese Korbschlittenfahrt (die sich ein verrückter Engländer ausgedacht hat, der auf der Insel lebte und vermutlich Sehnsucht nach Schnee hatte). Das Kinopublikum hatte das Gefühl, mit von der Partie zu sein, und bei jeder Kurve schrie und juchzte es vor Schreck und vor Vergnügen. Und jetzt bin ich es wirklich und schreie und juchze wie vor 50 Jahren als Schulkind. Angela lächelt nur.

Gelenkt wird unser Korb von zwei Schlittenführern, den Carreiros. Sie tragen Strohhüte und Spezialstiefel. Und sie lächeln nicht. Ihr Job ist harte Arbeit. Sie stoppen den Schlitten lediglich mit ihren Schuhen. Es riecht nach verbranntem Gummi. Die Kufen schrammen über das Pflaster.

Danach seilen wir uns ab von den "Aida"-Touristen und fahren mit dem Taxi ins "Reid's", das berühmteste Hotel auf Madeira, in dem schon Winston Churchill seinen Five o'Clock Tea eingenommen hat. Hier haben wir uns mit Anna zum Teetrinken verabredet, die mit einer gestählten Truppe auf der Insel wandert. Das Hotel mit seinem vornehmen Ambiente ist von einer gediegenen Langeweile. Kein Mensch außer dem Barkeeper. Abwarten und - keinen - Tee trinken. Der wird nämlich erst ab 17 Uhr serviert, und außerdem hatten wir vorsichtshalber einen Blick auf die Preise geworfen. Und auf die Kleiderordnung ("No sports, no sportswear", hätte Churchill wahrscheinlich gesagt). Türenschlagen. Wortwechsel mit dem Portier. Das kann nur Anna sein, durchgeschwitzt, in schweren Wanderstiefeln. Zeit zu gehen.

Heute legen wir verspätet ab. Das kostet. Liegegebühr, Lotsengebühr, erklärt uns Käpt'n Kurc. Übrigens: Wenn er nicht die "Aidadiva" steuert, lebt der gebürtige Pole mit seiner Familie inmitten der österreichischen Alpen. "Ein Kontrastprogramm." Schade eigentlich. Denn nie sieht ein Mann besser aus als in einer weißen Marineuniform.

Donnerstag, 27. September 2007 Santa Cruz/La Palma Sonnig, 24 Grad Celcius Liegezeit: 08.00 bis 20.00 Sonnenaufgang: 08.03 Sonnenuntergang: 20.01

ANNA

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Ach ja, die Männer. Die gibt es natürlich auch auf der "Aidadiva" - nicht nur beim Showprogramm. Den Uli aus Eckernförde lerne ich an der Käsetheke kennen, er hilft mir mit größtem Eifer, aus den 78 verschiedenen Sorten die richtige Wahl zu treffen. Eine nette Überraschung zum Nachtisch für die Mädels, denke ich so, und schleppe ihn mit an unseren Tisch. Erstaunen. Skepsis. Krallen im Anschlag. Karin ereilt eine Müdigkeitsattacke, sie entschwindet (Uli trägt definitiv keine Marineuniform). Angela bleibt eher still, aber sitzen; bei mir ist es wohl der leckere Rotwein, der mich aufgeschlossener stimmt. Unsere kleine Runde löst sich erst auf, als der philippinische Kellner uns mit dem Staubsauger über die Füße düst.

Aber wo sind sie denn, die aufregenden, einsamen Seewölfe, die sich auf Kreuzfahrtschiffen tummeln sollen? Hier entdecken wir sie auf jeden Fall nicht. Wir sehen eher Paare, mit und ohne Kinder, und, besonders sympathisch: viele Großfamilien - da kann jeder machen, was er will, und man erlebt trotzdem viel miteinander. Ausnahmsweise wollen wir heute mal dasselbe: einen Beautynachmittag in der privaten Spa-Oase. Wir schmieren uns Avocadoöl in die Haare, peelen unsere Körper, bis sie rosig schimmern. Zwischendurch ein Sauna-Gang mit exklusivem Blick aufs Meer, wo Schaumkronen tanzen, so weiß wie die Crememasken mit Tonerde und Passionsfrucht auf unseren Gesichtern. Oder wir liegen auf einem breiten Wasserbett, vereint wie Internatsschülerinnen, kichern, dösen und stecken uns gegenseitig Erdbeeren in den Mund. Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste. . .

Freitag, 28. September Las Palmas/Gran Canaria Sonnig, 24 Grad Celcius Liegezeit: 08.00 bis 20.00 Alle Mann an Bord: 19.30 Sonnenaufgang: 07.54 Sonnenuntergang: 19.51

ANGELA

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Die Schönste ist natürlich die See mit ihrer runzligen Elefantenhaut. Heute kann ich mich gar nicht sattsehen an ihr. Ich liege in der Hängematte und nehme schon wieder Abschied. Ach, wenn mein Balkon daheim doch auch plötzlich schwimmen lernte und die Träume so schön Fahrt machen könnten wie auf diesem Schiff. Morgen, auf Teneriffa, müssen wir von Bord. Wie werde ich das Meer vermissen - und wie wenig die Drängler, die uns mit ihren Verdrängungskämpfen am Buffet, in den Aufzügen und in den Bussen ganz schön aus der Ruhe gebracht haben.

Dabei war doch für alle gesorgt: Allein 2300 Hummer gab es in dieser Woche, neun Tonnen frisches Obst (davon 2400 Kilogramm Ananas), an die 4000 Liter Weiß- und 5500 Liter Rotwein. Ich habe mehr gegessen als jemals zuvor in meinem Leben und nur an einem Ort auf diesem Schiff einen Versorgungsengpass entdeckt: in der so genannten Bibliothek auf Deck 10. Nur 13 Bücher habe ich hier gezählt (darunter traurige Beispiele wie eine Spiderman-Taschenbuchausgabe, per Stempel als "preiswertes Mängelexemplar" ausgewiesen). Und Zeitschriften oder gar Zeitungen gab es hier auch nicht. Ich habe keinen Menschen in der Bibliothek getroffen, obwohl ich jeden Tag mindestens einmal vorbeigekommen bin.

Auch Spiderwoman war übrigens an Bord: Nie hätte ich gedacht, dass Karin derart beweglich ist! Bis sie mich zum Yoga- Workshop überredet hat. Unser Lehrer hieß Ozan und hat uns hoch über den Wellen den Klippenspringer gezeigt. Für Karin ein Kinderspiel. Wie sie an jenem Morgen den Sonnengruß zelebrierte, das ist eins der Bilder dieser Reise, an die ich mich immer erinnern will. Eine Bewegung wie ein Tanz, der alle Zeit der Welt beanspruchen darf.

Ein anderes Bild, das ich mir bewahren will, ist die unbändige Freude in Annas Augen. Und wie sie jedes Mal aufgeblitzt ist, wenn unsere Powerfrau es mal wieder geschafft hatte, uns mitzureißen mit ihrer Energie, und wir unsere Hintern doch noch hochgehievt haben, anstatt den ganzen Tag zu ratzen. Ohne Anna wären wir zum Beispiel nie in den Bugkorb geklettert. Dort, wo einem das Wort und das Lachen vom Mund gerissen wird, sobald man den Kopf dreht, haben wir mit dem Wind um die Wette geschrieen. Und nie wieder werde ich beim Anblick eines solchen Ausgucks an Leonardo DiCaprio und Kate Winslet denken. Dieser Platz ist auf ewig reserviert für Karin und Anna, meine Königinnen der "Aida".

Reise-Infos: Kreuzfahrt für alle

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Alle aktuellen Routen der "Aidadiva" finden Sie unter www.aida.de.

Zum Weiterlesen: Ralf Schröder u. Michel Thamm, "Aida - Die Erfolgsstory" (160 S ., 29,90 Euro, Delius Clasen). - David Foster Wallace, "Schrecklich amüsant - aber in Zukunft ohne mich" (Ü: Marcus Ingendaay, 183 S ., 6,95 Euro, Goldmann). - Matthias Politycki, "In 180 Tagen um die Welt. Das Logbuch des Herrn Johann Gottlieb Fichtl" (384 S ., 24,90 Euro, marebuchverlag).

Text: Anna M. Löfken, Karin Weber-Duve, Angela Wittmann Fotos: Sabine Steputat

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