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Karibik: Die Grenadinen

Von St. Lucia nach Granada: Ideal zum Aussteigen - für zwei Wochen....

Hierbleiben - für immer. Ich liege auf den warmen Planken einer Segeljacht. Über mir Azurblau mit ein paar Tupfern Weiß, die Luft so leicht wie Musselin. Laut Seekarte befinden wir uns 61 Grad 21' West und 12 Grad 38' Nord - in den Tobago Cays. Vermutlich der schönste Platz unter der Sonne. Die Welt, aus der ich komme, lässt mich schnell los, mit ihrem Regen, ihren Krisen, ihrem Lärm und ihren Pflichten.

Wir segeln 14 Sonnentage lang den Bogen zwischen St. Lucia und Grenada, lassen die Inselkette der Grenadinen vorbeiziehen, ankern in ihren Palmenbuchten und kleinen Häfen. Die Nachfahren der schwarzen Sklaven, der Einwanderer aus Europa, der Arbeiter aus Indien, sie alle haben eine gegenseitige Toleranz entwickelt, von der sie Reisenden gern abgeben. Lässigkeit und Charme - bevorzugte Umgangsformen in Bars, auf Märkten, im Hafen und am Strand. Und Frieden liegt in der Luft, als hätte die brutale Landnahme seit Kolumbus, der Jahrhunderte tobende Kampf der Europäer um die Vorherrschaft, auf den Trauminseln alle Streitlust verbraucht. Reich ist das Paradies an seiner Schönheit nie geworden. Es verkauft sich trotzdem nicht billig. Touristen zahlen in Dollars, und wenn sie, wie wir, nicht pauschal einfliegen, bleibt ihr Geld auch bei den Einheimischen hängen. Deren Service ist freundlich, aber nicht devot.

Drei Tage Karibik genügen schon - und die Bewegungen werden langsamer, der Kopf wird freier und das Herz leichter. Für mich alles, was ein Traumurlaub braucht.

Schiffe und Meer

Eine Sehnsuchtsflotte kreuzt mit uns durch die warme See. Hier ist Endstation für viele Weltumsegler, Schwärmer und Aussteiger. Sie haben Europa den Rücken gekehrt, Eigenheim gegen Schiff getauscht, Job und festes Einkommen aufgegeben, Natur und Ungebundenheit gewonnen. Ein junger Anwalt, der nur noch ein bisschen segeln wollte, bevor die Karriere als Kanzleichef losging; ein Bauunternehmer, der telegrafierte und sich von seiner Firma auszahlen ließ. Ärzte, die lieber an Bord behandeln als in Berlin. Börsenmakler, die über Funk mit Aktien hökern. Mitsegler wie mich lassen die Karibik-Skipper an ihrem Luxus schnuppern: Verzicht auf Karriere, Bürostress, Autostaus, Großstadtlärm, Profilneurosen, Modezwänge.

Lichtorgien und Schattenseiten

Noch vor einigen Jahren durften Segler die Hotelinsel Petit St. Vincent nicht betreten. Seit aber mehr Europäer hier absteigen als Amerikaner (für mehrere hundert Dollar am Tag), darf unsereins auch an Land. Andrea, eine Mitseglerin von der "Scorpio", und ich wandern den Strand entlang, dösen in der Hängematte, suchen Muscheln, ziehen Strandstühle in die Brandung. Blühende Tropenbäume senken ihre Zweige bis auf den feinen Sand.

Der Himmel gibt seine Abendgala. Wolken in Pink und Violett und Orange, eine zierliche Mondsichel tritt auf, Inseln malen schwarze Zacken an den Rand. Die Brandung rennt weißzischend Felswände entlang. Karibisches Gemälde. Ich möchte rufen: Stopp jetzt! Lasst bloß alles, wie es ist!

Balancieren auf See

"Es ist wie beim Tennis", sagt Skipper Kurt: "Da musst du mit dem Schläger den Ball treffen. Hier mit dem Segel den Wind." Aber erst mal dürfen wir nur die Leinen laufen lassen und die Persenning aufbauen.

Unser Schiff, die "Scorpio", ist immer auf Wohlfühlkurs. Uns macht der maritime Alltag - schwimmen, schnorcheln und segeln - reichlich hungrig. Und Kurt fährt auf, das heißt, er balanciert aus der Bordküche herauf: Lammkeule, frischen Fisch, Chicken kreolisch und Scampi. Aber er war kein Koch in seinem früheren Leben, sondern Unternehmensberater. Nach einem Infarkt hörte er auf sein Herz - und segelte los.

Streckenverlauf

St. Lucia: Land der Leguane und Vulkane, Bananen und Häfen. Hier beginnt der Törn bei 28 Grad zum Frühstück. Die "Scorpio" zerteilt diamantsprühendes Wasser. Silberne Fische fliegen neben uns - oder sind es doch Vögel? Eine Stunde später springen wohl hundert Delphine um das Schiff.

St. Vincent: Üppig grün. Voller Muskatbäume, Stämme und Früchte dick wie Kastanien. Die Hauptinsel der Grenadinen, früher "Land des Glücks" genannt, ist heute ärmer als die anderen Inseln mit ihren Hotels und Golfplätzen.

Bequia: Treff von Abenteurern - Walfängern, Fischern, Weltumseglern und "Jachties".

Mustique: Die edle Unnahbare. Hier hat Mick Jagger eine Ferienvillea. Schwarze Fischer holen hier aus dem Meer, was schwarze Haushälterinnen auftischen.

Sandy Island: Ein Tagesankerplatz, den niemand auslässt. Ein einsamer feiner Streifen Strand, ein paar Dutzend Palmen. Und in Sichtweite die weiße "Scorpio", unser schaukelndes Hotel.

Grenada: Hier ist die Endstation des Törns. Ein Bummel in St. George, der Hauptstadt. Im Landesinneren grünsamtene Berge unter grauen Wolken. Ein erfrischender Tag im Regenwald zwischen Wasserfällen, Plantagen, Mangobäumen und Kakaopflanzen, Ingwer und Nelken.

Die schönsten Törns zum Buchen:

Grenadinen: Zwei-Wochen-Törn auf der hier beschriebenen Segeljacht "Scorpio". Preise ab 1.670,- EUR. Zusätzlich müssen für die Bordkasse etwa 350 US-$ eingeplant werden. Es werden viele verschiedene Törnpläne angeboten, ähnlich dem von uns beschriebenen. Termine von Januar bis Juni. Condor, LTU, Air France oder British Airways von Frankfurt über Antigua nach St. Lucia. (Termine und Buchungsmöglichkeiten unter www.scorpio-segeln.de oder www.sailworld.de unter Yachtcharter).

Allgemeine Mitsegelzentralen:www.windjammercruises.de oder www.maritime-reisen.de.

Stand: März 2006

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