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Algarve per Rad

Weiße Sandstrände, verträumte Dörfer, versteckte Wasserfälle: Die Algarve ist ein ideales Revier für Rad-Touren - auch mit Kindern.

"Tinaaaaaaaa! Ich will heute kein Fahrrad fahren", brüllt Georg, rennt aus dem Schlafzimmer und schmeißt sich in den Pool. Tina, seine Mutter, wedelt mit dem Handtuch am Beckenrand und versucht mit Lockrufen ihren fünfjährigen Sohn auf den ersten Radtag einzustimmen. Unser Plan: eine kleine Tour in die Berge und zum Nachbardorf Santa Catarina, alles nicht weit entfernt vom Landgut "Quinta da Fonte do Bispo", wo wir in weiß-blauen Häuschen mit Kamin und Küche untergebracht sind. Eigentlich ein friedlicher Morgen und ein schöner Start für die einwöchige Radwoche im Sotavento, der östlichen Algarve. Laura, meine zehnjährige Tochter, hat schon mal ihren Fahrradhelm aufgesetzt.

Kindgerechte Etappen

Es duftet nach Thymian. Ein Bach schlängelt sich an Mandelbäumen und Maisfeldern vorbei. Die Maisonne hat die nächtlichen Regenwolken vertrieben und knallt auf unsere Helme. Gefühlte Temperatur: mindestens 30 Grad. Andreas, unser Tourguide, versprach kindgerechte Etappen, mit vielen Pausen zum Toben und erträglichen Entfernungen von maximal 25 Kilometern. Meine Beine tun sich ein wenig schwer mit den ungewohnten Steigungen. Der Begleitbus ist immer in Sichtweite - sehr verführerisch.

Die Kinder schreien nach Cola. Sofort! Wir rasten in einem Straßenlokal mit weitem Blick auf weiße Dörfchen inmitten grüner Hügel. Und bestellen Mineralwasser gegen den Durst. Protest! Wir finden einen Kompromiss: erst Kribbelwasser, dann ein Eis. Geschafft. Von jetzt an geht's nur noch bergab, nach Santa Catarina: eine Kirche, eine Post mit integriertem Kindergarten, ein Koloss aus sozialistischen Zeiten mit Namen "Cooperativa agrícola", ein paar Wohnhäuser.

Dünen-Strände

Am Meer. Auf der Ilha de Tavira. Feiner Sandstrand, scheinbar unendlich lang, dahinter wölben sich Dünen wie an der Nordsee. Eine Algarve ohne enge Felsbuchten, über die Golfbälle durch die Lüfte fliegen, ohne Apartmentklötze wie in vielen Ferienorten im Westen, zwischen Faro und Sagres. Hier und da ein bunter Sonnenschirm, unter den Familien ihre Liege und den Picknickkorb gestellt haben. Die Kinder kreischen mit den Möwen um die Wette und stürzen sich in die Wellen. Gefühlte Wassertemperatur: maximal zehn Grad. Muscheln sammeln. Sonnen.

Etwa 25 Kilometer sind wir bis hierher gefahren, über die Bergausläufer der Serra do Caldeirão. Eine Bimmelbahn brachte uns die letzten paar Kilometer von Pedras d'El Rei auf die Badeinsel vor dem Hafenstädtchen Tavira. Wir ratterten durch das 18 000 Hektar große Schutzgebiet mit Prielen, Dünen, Inseln, wo Flamingos, Krebse, Störche und 60 verschiedene Fischarten leben und wo Wildgänse sowie andere Zugvögel auf ihrem Weg nach Afrika vorzüglich einen Boxenstopp einlegen können.

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Tavira begrüßt uns mit Glockengeläut. Das Städtchen am Rio Gilão schmückt sich mit über 20 Kirchen, Kapellen und Klöstern. Wir schieben unsere Räder an vielen Schaufenstern vorbei: Kommunionskleider und weiße Blütenkränze für die Mädchen, schwarze Anzüge mit Fliege für die Jungs, Stockfische gestapelt und gefächert, Berge von Baisers, Törtchen mit und ohne Pudding. Und immer wieder bleiben wir stehen an wunderschönen Häusern, verziert mit bunten Fliesen an der Fassade und minarettartigen Schornsteinen.

Wie bei Tarzan

Ausflug ins Asseca-Tal. Wasser sprudelt über schroffe Felsen hinunter in eine grün-blaue Lagune. Ein Tau baumelt von einem Johannisbrotbaum über das Wasser. Die Kinder sind sofort im Tarzan-Film. "Also, ich bin wohl Jane, und Georg, du musst mich retten. Aber ohne Küssen!", verteilt Laura die Rollen. Einige Hippies hocken nackt um ein Lagerfeuer, spielen Gitarre, malen sich Mandalas um den Bauchnabel.

Was für ein schöner Radtag! Wir sind über rote Erde gerollt, durch Bäche (Anschwung und Beine hoch!) und über Brücken, vorbei an Olivenbäumen, Obstplantagen und weißen Landhäusern hinter Bougainvilleen und Oleander. Steigungen? Geröll? Mittagshitze? Kein Problem!

Ein Festmahl

Culatra: Eine Fähre bringt uns von Olhão hinüber auf die Insel: menschenleere Sandstrände, eine kleine Fischersiedlung mit Figuren von vollbusigen Meerjungfrauen an Eingangstüren und ein Volleyballfeld vor der Kirche, daneben das Lokal von Maria Ondina Buchinho. Sie serviert uns ein Festessen: gegrillte Sardinen mit Zitronen, Pommes frites, Tomatensalat, Limonade für die Kinder und einen leichten Weißwein für die Mütter.

Reise-Infos Algarve

Vorwahl von Portugal: 003 51

Unterkünfte

Quinta da Fonte do Bispo: traditionelles Farmhaus auf weitläufigem Grundstück, elf Kilometer von Tavira entfernt. Sechs behagliche Apartments mit Bad, Kamin, TV, Tennis, Tischtennis, Sauna, Pool und Restaurant. DZ 70 Euro (Estrada Nacional 270, Fonte do Bispo, 8800-161 Santa Catarina, Tel./Fax 281 97 14 84, www.qtfontebispo.com). Solar da Fornalha: kleines Landhotel auf einem parkähnlichen Grundstück bei Moncarapacho mit komfortabel eingerichteten Zimmern, Speisesaal in einer wunderschön restaurierten Ölmühle. DZ ab 90 Euro (Moncarapacho, Tel. 289 79 02 70, Fax 289 79 02 79.

Quinta Velha Village: hübsche Ferienanlage mit Apartments (ein bis drei Zimmer, Küche, Bad) und Villen in der Nähe des Dörfchens Cabanas. Zwei-Zimmer-Apartment ab 40 Euro (Cabanas, 8800 Tavira, Tel./ Fax. 281 37 04 32), quintavelhavillage.com.

Restaurants

Paris: Hamid Elbadri Mohammed bereichert alte portugiesische Rezepte mit einem Hauch von Gewürzen aus seiner Heimat Ägypten. Spezialitäten: Meeresfrüchte-Cataplana, Schweinefilet gefüllt mit Krabben. Hauptgerichte zwischen 6 und 12 Euro (Tavira, Rua Silvestre Falcão, Lote 8, Tel. 281 32 49 96).

Bica: einfaches, bei den Einheimischen beliebtes Restaurant mit typischen Gerichten, wie Wildschweintopf mit Brat-Süßkartoffeln, geschnetzeltes Schweinefleisch in Medronho flambiert. Hauptgerichte zwischen 5 und 9 Euro (Tavira, Rua Almirante Cândido dos Reis Nr. 24-38, Tel. 281 32 38 43). O Capelo: Genuss auf der Promenade von Santa Luzia, fangfrischer Fisch und Meeresfrüchte mit Meerblick. Hauptgerichte ca. 10 Euro (Tavira/Santa Luzia, Avenida Engenheiro Duarte Pacheco, Tel. 281 38 16 70).

Lagar da Mesquita: traditionelle portugiesische Küche in einer alten umgebauten Ölmühle. Hauptgerichte ab 10 Euro. Spezialitäten: Wildschweinbraten und Kaninchen. Am Wochenende Live-Musik (São Brás de Alportel, Mesquita Baixa, Tel. 963 43 98 48). La Plage: Als "Cozinha latina" bezeichnen Musch Stavenhagen und Christoph Höver aus Köln ihre Gerichte, Köstlichkeiten aus Italien, Frankreich, Spanien und Portugal. Spezialitäten: Entenbrust mit Orangensoße, Seeteufelfilet auf Gemüsestreifen (gegenüber vom Sportplatz "Polidesportivo" in Fuzeta, Tel. 289 79 30 19). Café Veneza: hausgemachte Kuchen und Pasteten sowie Kaffee- und Teespezialitäten am lebhaften "Platz der Republik" in Tavira. Unbedingt probieren: ein "Pastel de Nata" (Praça da República 11).

Fahrradtouren

Sportnautica: Leichtmetall- und andere Fahrräder sowie Tandems (Rua Jaques Pessoa 26, 8800 Tavira, Tel./Fax 281 32 43 71; ein Tag ab 4 Euro, sieben Tage ab 10 Euro). Rent a Bike: Vermietung für 5 Euro pro Tag und geführte Halbtagestouren in die Umgebung für 10 Euro (Rua do Forno 22, 8800 Tavira, Tel. 919 33 82 26).

Strände

Praia do Barril: ungefähr 50 Meter breiter, feinsandiger Strand mit Restaurants, Bars, Geschäften, Duschen und Toiletten, Strandliegenvermietung, Erste-Hilfe-Station. Zu erreichen von der Nationalstraße 125 aus zwischen Tavira und Luz de Tavira in Richtung Ferienanlage "Pedras d'El Rei". Der Weg führt zu Fuß über eine Pontonbrücke zu einer kleinen Bimmelbahn (etwa 50 Cents) oder 15 Minuten quer durch das Naturschutzgebiet Ria Formosa.

Praia da Ilha de Tavira: etwa 200 Meter breiter feiner Sandstrand am östlichen Ende der Insel Tavira. Westlich vom bewachten Hauptstrand liegt der einzige offizielle Nacktbadestrand der Algarve. Per Fähre vom Yachthafen "Quatro Águas" (hin und zurück ca. 75 Cents) zu erreichen. Von der Lagunenseite geht man einige Minuten zum Strand am offenen Meer. Restaurants, Strandliegenvermietung.

Praia da Lota: wenig besuchter Strand mit feinem Sand, an dem noch die Krakenfischer ihrer Arbeit nachgehen. Der Weg ist ein wenig versteckt: Abzweig von der Nationalstraße 125 in Richtung Manta Rota, aber im Ort der Hauptstraße nur anfangs folgen und dann nach links in Richtung "Estalagem Oásis" abbiegen. Restaurant.

Praia de Alagõa: rund 150 Meter breiter, endlos langer Strand. Zu erreichen von der Nationalstraße 125 (etwa 4 km östlich von Manta Rota) durch ein Ferienwohngebiet. Vom asphaltierten Parkplatz führt ein Plattenweg durch die Dünen direkt zum Strand. Restaurants, Strandliegenvermietung.

Praia Verde: ein etwas beschwerlicher Zugang mitten durch Kiefern- und Pinienwälder und einen Dünengürtel. Ausgeschildert von der Nationalstraße 125 zwischen Tavira und Monte Gordo. Restaurants, Strandliegenvermietung.

Praia Retur: liegt dicht bei Praia Verde und Praia Cabeço; feiner Sand und seichtes Wasser, ideal für Familien. Abfahrt zum Praia Retur auf der Nationalstraße 125, von Tavira kommend, kurz vor Aldeia Nova. Restaurant.

Info

Portugiesisches Touristikbüro, Schäfergasse 17, 60313 Frankfurt, Tel. 069/23 40 94, Fax 23 14 33, www.portugal-insite.de. Zahlreiche Ortsbeschreibungen, Ausflugs- und kulinarische Tipps, Adressen und andere Dienstleistungen findet man im deutschsprachigen Internet-Portal für die Algarve unter www.algarve-live.de.

Text: Anna M. Löfken Fotos: Hauke Dressler

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