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Achterbahn durch Mexiko

Ein Land, das berührt und nicht mehr loslässt: Maya-Städte mitten im Dschungel, Strände weiß wie Schnee, Haciendas zum Verweilen, alte Silberstädte und pulsierende Großstädte. Die BRIGITTE-Mitarbeiterinnen Christiane Röhrbein und Marion Beckhäuser reisten mit dem Zug durch den Kupfercanyon.

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Von ferne ertönt ein hohles Tuten. Der Stationsvorsteher erhebt sich von seinem verkratzten Metallschreibtisch, zwei spielende Jungs werden von den Gleisen auf den Bahnsteig gezerrt, ich schultere meinen Rucksack - dann ist es endlich so weit: Erst sehe ich nur drei Scheinwerfer, dann kriecht der Chihuahua al Pacífico, genannt "Chepe", über eine Hügelkuppe, gezogen von zwei Loks. Wagen neun, Platz 41, ordnet der Schaffner an, nachdem sich das Einsteige-Durcheinander gelegt und er mich in seiner Liste gefunden hat. Er trägt gestärktes Hemd und Pepitaweste und achtet streng darauf, dass hier im "Chepe" alles seine Ordnung hat. Zufrieden lasse ich mich in die leicht verschlissenen Polster sinken. Zuerst schaukelt der Zug durch Dörfer, Felder, Weiden. Und ich gucke mich erst mal ein ins ländliche Mexiko: Ein Fußballfeld, größer als das ganze Dorf zusammen, zieht vor meinem Fenster vorbei, ein Mann reitet auf seinem Pferd am Rande eines Feldes entlang, quer vor seinem Sattel liegt ein Sack Mais, Kandelaberkakteen strecken ihre stacheligen Finger in den wolkenlosen Himmel wie riesenhafte Hände.

Ich bin schon mittendrin im Film, den ich mit dieser Reise eingeschaltet habe: in kleinen Episoden durch die Canyonlandschaft im Norden Mexikos, von der Pazifikküste bis auf 2439 Meter und dann in die Hochebene nach Chihuahua. Auf 661 Kilometern und in insgesamt 15 Stunden Zugfahrt wird ein Teil des Gebirges Sierra Madre, werden staubige Steppe, zerklüftete Täler und Berge an mir vorbeiziehen. Ich werde ab und zu auf Stopp drücken, aussteigen und für ein paar Stunden eine aktive Rolle übernehmen. Alles kein Problem, denn der Zug fährt täglich, und jeder kann entscheiden, wo er Station machen und einen oder mehrere Tage bleiben will.

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Vor uns türmt sich eine Felswand auf, wir fahren über eine Brücke, der Zug saust durch Tunnel und Kurven, an steilen Abbrüchen und tiefen Schluchten vorbei. Im Tal glitzern Flüsse, die sich mit den Jahrtausenden tief in die Gesteinsschichten hineingeschnitten haben. Stillsitzen kann ich nicht mehr, ich muss raus auf die Plattform zwischen den Waggons, den einzigen Ort im Zug, an dem man die Fenster aufmachen kann. Eine Frau mit rotem Pferdeschwanz und riesigen Ohrringen rückt zur Seite. Sie heißt Leona, kommt aus Amsterdam und hat ihren Sohn besucht, der in Monterey mit einer Mexikanerin verheiratet ist. Mehr ist nicht zu erfahren, der Fahrtwind reißt Leona die Sätze von den Lippen, und das Quietschen und Rumpeln des "Chepe" übertönt jeden Laut. Gemeinsam lehnen wir uns aus dem Fenster und schauen zu, wie sich die beiden Loks in die Kurven legen. Allerdings müssen wir unsere Köpfe immer wieder zurückziehen, denn kaum haben sich die Augen an das Tageslicht gewöhnt, hat uns schon wieder der nächste Tunnel verschluckt.

Mein erster Stopp: Bahuichivo. 1600 Höhenmeter hat sich der "Chepe" bis hier schon die Berge hochgeschraubt. Jetzt wollen die Fotografin Marion und ich raus in die Canyons. Doug Rhodes, ein massiger Amerikaner mit herzlichem Lachen und festem Händedruck, empfängt uns im "Paraíso del Oso", einem Hotel in einer einsamen Felsenlandschaft. Der Name des Hauses heißt "Paradies des Bären", die Landschaft wird "Tal des Bären" genannt. Doug hat jeden Staat in Amerika bereist und fast jeden in Mexiko, bis er das Hotel eröffnete und Ana Maria Chavez heiratete, die hier in den Canyons ihre Wurzeln hat. Die kleine, rundliche Frau kann sich noch an eine Zeit erinnern, bevor die gesamte Gleisstrecke des "Chepe" 1961 fertiggestellt war. Damals kamen Besucher vor allem auf Pferden hierher.

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Am nächsten Morgen reiten wir selber los, ich auf dem Rücken von "La Chispa" (der Funke), Marion auf "El Borracho" (der Besoffene). Der Mustang von Reitführer Cesar tänzelt vorneweg. Cesar ist Mestize, eine Mischung aus Weißem und Indianer, mit schwarzen Augen, schwarzen Haaren und schwarzem Schnurrbart. Unentwegt gibt er dem Pferd die Sporen, mir bleibt nur, mich an den Zügeln festzuklammern und auf die Trittsicherheit von "La Chispa" zu vertrauen, die sich ihren Weg über Geröllhalden und Baumwurzeln, an mannshohen Findlingen vorbei sucht.

Die Mittagssonne brennt, meine Arme sind vom Dornengestrüpp am Weg zerkratzt, als wir die Pferde festbinden und uns über das Picknick hermachen: köstliche, mit Rindfleisch und Paprika gefüllte Tacos, die Maria in die Satteltaschen gepackt hat. Wieder aufsitzen, weitere drei Stunden auf steilen Gebirgspfaden den Berg hochreiten, bis zu dem Punkt, wo er abbricht. Für diesen Ausblick wäre ich auch die ganze Nacht durchgeritten: Schluchten und Täler, Torten und Türme aus Sand und Fels. Die Natur hat sie in Jahrmillionen geformt. Und Wind, Sand und Wasser arbeiten ständig weiter am Feinschliff. Ich setze mich an die Abbruchkante, blicke bis zum Horizont in ein Labyrinth aus Pfeilern, Spalten, Überhängen, Treppen und Sturzkanten. Erd- und Gesteinsschichten in allen Schattierungen aus Weiß, Grau und Rosa sind dort übereinander gestapelt. Direkt vor mir liegt die Barranca Urique, eine von insgesamt zehn Schluchten, die zusammen den Kupfercanyon bilden, viermal so groß wie der Grand Canyon - das größte Schluchtensystem der Welt.

Auf dem Rückweg werden wir eine Weile von zwei Indianerfrauen begleitet. Sie tauchen plötzlich auf, laufen auf Sandalen aus zerschnittenen Autoreifen neben uns her und verschwinden ebenso lautlos, wie sie gekommen sind. Sie gehören zum Stamm der Rarámuri, dass sie nicht mit Fremden reden, ist Teil ihrer Kultur. Auf dem Markt in Divisadero, dem nächsten Stopp des "Chepe", treffen wir wieder Rarámuri-Frauen, die still hinter ihren Körben aus Kiefernnadeln und Agavenblättern sitzen. Sie schauen nicht mal auf, ihre Zurückhaltung erlaubt es ihnen nicht, uns in die Augen zu sehen.

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Ausgestiegen sind wir, um den Urique-Canyon und die Kupferschlucht zu sehen, von der die ganze Region ihren Namen hat. Hier, auf 2200 Meter Höhe, kostet die Aussicht keinen beschwerlichen Ritt, wir können uns direkt hinsetzen und gucken. Und dann wieder in den "Chepe" steigen. Die Abteile sind angenehm kühl, durch die Jalousien fällt gedämpftes Licht, Sonne, Staub und Hitze bleiben draußen. Ich kann in Ruhe meine Erlebnisse sortieren und alte Bekannte treffen. Dennis Murphy zum Beispiel, Biologieprofessor aus Nevada, unterwegs mit Baumbestimmungsbuch und Schmetterlingsnetz - und immer gern bereit, seinen Mitreisenden die Pflanzenwelt vor dem Fenster zu erklären. Oder Marc Fisher, auch Amerikaner, der ein Logbuch dabeihat, in dem jede Brücke, jeder Tunnel und jeder Bahnhof mit Kilometerangaben verzeichnet sind. Im Holzfällerdorf Creel steigen wir um in einen Geländewagen, denn unser nächstes Ziel liegt 1800 Höhenmeter und drei Vegetationszonen unterhalb der Eisenbahnstrecke: Batopilas, nach der Unabhängigkeit 1821 vom kleinen Dorf zur zweitreichsten Stadt Mexikos aufgestiegen, als amerikanische Minengesellschaften mit Maschinen anrückten, um den Gold- und Silberschatz der Sierra Madre zutage zu fördern. Bilder aus dem Film "Der Schatz der Sierra Madre" werden in mir wach: Humphrey Bogart als Goldgräber, in der gnadenlosen Sonne unterwegs durch das weglose, sandige Gebirge. Ob vom Schatz noch etwas übrig ist, werde ich bald wissen.

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Erst windet sich die Straße durch Wälder aus Kiefern und knorrigen Eichen. Dann wird sie zur Schotterpiste und schraubt sich in Serpentinen durch den Wüstendornenwald. Akazien drängen sich zwischen Felsspalten hervor, krüppelige Bäume wachsen fast waagerecht aus dem Berg. Gürteltiere huschen über den Asphalt, Ziegen klettern auf Felsen, über der Sierra kreist ein Geier. Und unten, am wasserreichen, fruchtbaren Canyonboden, wird es bunt: Hier wachsen Papayas, Bananen, Mangos, Granatäpfel und Orangen.

Batopilas liegt unter einer Hitzeglocke. Auf der Veranda meines Hotelzimmers flattern Kolibris, Bougainvillea rankt am schmiedeeisernen Gitter hoch. Vor 100 Jahren waren in diesem Anwesen keine Menschen untergebracht, sondern Silberbarren. Die Minengesellschaft nutzte es als Bank. Alle 15 Tage wurde eine schwer beladene Maultier-Karawane auf den beschwerlichen Weg hinauf zu den Geldhäusern in der Stadt Chihuahua geschickt.

Manuel Gil, ein Herr mit weißem Schnurrbart und Sombrero, erzählt gern aus dieser Zeit und von seinem Großvater, José Gil Hernandez, der für die Silbertransporte zuständig war. Manuel Gil begleitet uns zur Hacienda San Miguel, früher Residenz eines Silbermagnaten, heute eine Ruine. Wir treten durch das Eingangstor, laufen über verwittertes Kopfsteinpflaster, steigen über Reste einer Wasserleitung, stolpern über Unkraut. Wo ist all der Reichtum geblieben? Nach der mexikanischen Revolution warteten die Angestellten drei Jahre, ob "El Patron Grande" zurückkäme, schließlich nahmen sich die Leute ihren immer noch ausstehenden Lohn in Form von Hausrat und überließen das Anwesen dem Verfall, erzählt Manuel Gil. Dann spricht er von seiner Tochter. Ohne ihr Hörgerät ist sie taub. Aber die Batterien für das Gerät halten nur acht Tage und kosten 30 Pesos. Das sind umgerechnet rund zwei Euro - eine Summe, die ihr Vater nicht immer aufbringen kann. Deshalb gibt es Wochen, in denen die Tochter hören kann, und andere, in denen sie nichts hört. Batopilas hat nichts mehr vom vergangenen Reichtum. Den Schatz der Sierra Madre gibt es nicht mehr.

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Nur noch eine Etappe im Zug, wir wollen uns noch mal richtig Zeit für unser Kopfkino nehmen und steigen auf den langsameren Zweite-Klasse-Zug um. Der fährt nicht jeden Tag zur selben Zeit. Als ich in Creel den Wartesaal betrete, notiert der Stationsvorsteher gerade "Abfahrtszeit heute circa 17 Uhr" auf einer Schiefertafel. Der Wartesaal ist schon voller Menschen, eine alte Frau häkelt einen Pullover, drei Enkel spielen um sie herum, eine Indianerin hat ihren Kopf auf einen Tisch gelegt und ist eingeschlafen. An der Wand hängt ein Hinweisschild, das das Mitführen von Waffen und den Konsum von Lebensmitteln und Getränken in den Personenwagen verbietet. Aber wie ich bald feststellen werde, hält sich niemand daran - zumindest, was den Genuss von Essen und Trinken angeht. Im Gegenteil: Der Zweite-Klasse-Zug ist genau genommen ein einziger fröhlicher Speisewagen. Überall liegen Krümel herum, Kinder stopfen sich Kaubonbons in industriellen Mengen in den Mund - und wer nach dem Verzehr seiner mitgebrachten Vorräte immer noch Hunger hat, kann sich in der Snackbar ein tropfendes Sandwich mit Käse, Fleisch und scharfer Soße zubereiten lassen.

Nachdem sämtliche Chipstüten geleert sind, kehrt dösige Ruhe ein, die Kinder rollen sich auf den Sitzen zusammen. Der Zug gleitet an endlosen Apfelbaumspalieren und gelben, vertrockneten Weiden vorbei durch die Hochebene in die Abenddämmerung. Bis zu den Lichtern von Chihuahua, letzte Station Großstadt.

Als sich die Türen des Zuges öffnen und uns dem Gewusel und Gehupe, den Händlern, den Taxifahrern übergeben, wird mir erst richtig klar, wie angenehm ruhig und entspannt wir durch die vergangenen zehn Tage gereist sind: immer schön eingleisig, immer auf und neben der Route des Zuges. Der "Chepe" war unser roter Faden, unser Reiseführer, unser ständiger Begleiter - und unsere Achterbahn durch ein Wunderwerk der Natur.

Reiseinfos

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REISEZEIT Angenehme Temperaturen zwischen November und April; von Juni bis September ist es sehr feucht. Im September und Oktober an der Küste Wirbelsturmgefahr.

ANREISE Hin- und Rückflug zum Beispiel mit Iberia von Frankfurt, Berlin, München und Düsseldorf via Madrid nach Mexiko Stadt ab rund 650 Euro (Tel. 018 05/44 29 00, 0,12 Euro pro Minute, www.iberia.de).

TELEFON Vorwahl von Mexiko: 0052. Bei Ferngesprächen im Land vor der Ortsvorwahl immer 01 wählen.

UNTERWEGS Mit dem Zug: Reisen mit dem "Chepe" sind buchbar über die Agentur Native Trails - oder über mit ihr kooperierende Reiseveranstalter (z. B. Studiosus, Miller, Windrose, Lernidee). Vom Pazifik nach Chihuahua und umgekehrt fährt der Zug zweimal täglich. Der Erste-Klasse-Zug hält dazwischen an acht Stationen, wo man beliebig lange Halt machen kann. Tickets gibt es über Native Trails in Verbindung mit Übernachtungen. Individualprogramme (z. B. inkl. Batopilas) für kleine Gruppen ohne Reisebegleitung jederzeit, Gruppenreisen mit deutschsprachiger Reisebegleitung zwölfmal im Jahr. Beispiel: sechs Tage inkl. Zugticket, Übernachtungen mit Halb- oder Vollpension und Ausflügen rund 700 Euro pro Person plus Flug (Hügelstraße 23, 61209 Echzell, Tel. 060 35/ 92 00 54, Fax 92 00 53, www.nativetrails.de).

Mit dem Auto: eine Woche Mietwagen ab Mexiko- Stadt ab 260 Euro (Tel. 018 05/55 77 55, 0,12 Euro pro Minute, www.avis.de).

Weitere Reiserouten durch Mexiko

YUCATÁN: AUF SPUREN DER MAYA

Reisedauer:
fünf bis sieben Tage.

Von Cancún erreicht man nach zwei Stunden Fahrt die archäologische Stätte Chichén Itzá: Hier erinnern u. a. der Kriegertempel und die vierseitige Kukulcán-Pyramide daran, dass die Stadt jahrhundertelang ein religiöses Zentrum der Maya war.

Nächster Stopp: Mérida, die Landeshauptstadt Yucatáns. Sehenswert: die Kathedrale San Ildefonso, das Museum für Archäologie und Geschichte und der Montejo-Boulevard, der von Herrschaftshäusern ehemaliger Sisalplantagenbesitzer gesäumt wird. Tages-Trips: zum Badeort Celestún, zur archäologischen Stätte Dzibilchaltún und zu den Werkstätten im Dorf Tixkokob, bekannt für Hängematten. Von Mérida aus geht es weiter auf der "Ruta Puuc", der "Straße der Hügel".

Bei einem Zwischenstopp an der Hacienda Yaxcopoil erfährt man, wie einst aus Agavenblättern Sisalfasern hergestellt wurden. Über die Töpferstadt Ticul führt der Weg weiter nach Uxmal, in die "dreimal gebaute Stadt". So nannten die Maya die Ansiedlung, die zwischen dem 6. und 14. Jahrhundert von drei ihrer Völker bewohnt wurde. Weiter über die archäologischen Stätten Kabah, Sayil und Labná: In Kabáh kann man Abbilder des Regengottes Chaak im "Palast der Masken" besichtigen, in Labná hydraulische Wassersysteme und in Sayil einen terrassenförmig angelegten Palast. Anschließend lohnt ein Besuch der Tropfsteinhöhlen von Loltun.

In der Nähe beginnt in Oxkutzcab eine Tagesreise auf der so genannten "Route der Klöster" nach Maní. In diesem Dorf ließ der spätere Bischof Fray Diego de Landa aus Spanien 1562 vermeintliche Ketzer foltern und wertvolle Maya-Schriften verbrennen. Auch in den Dörfern Teabo, Mayapán und Acanceh erinnert das Nebeneinander von Kirchen und präkolumbianischen Bauten an die wechselhafte Geschichte Mexikos.

Zehn Kilometer von Acanceh gelangt man auf die Autobahn und zurück nach Cancún.

(Info Yucatán: Centro de Convenciones Siglo 21, Calle 60 Norte, Mérida, Tel. 999/930 37 60, www.mayayucatan.com.mx).

VERACRUZ: ZU PYRAMIDEN, KAFFEE-PLANTAGEN UND VULKANEN

Reisedauer:
sieben bis neun Tage.

Von Mexiko-Stadt sind es nur wenige Kilometer bis Teotihuacán. Riesige Pyramiden erinnern daran, dass die Stadt einst religiöses und politisches Zentrum Mittelamerikas war. Zwei Stunden entfernt liegt das ehemalige Minenstädtchen Mineral del Chico. Der gleichnamige Nationalpark ist ideal zum Wandern. Etwa fünf Stunden dauert die Weiterfahrt nach Papantla im Bundesstaat Veracruz. Dort wachsen Tabak, Kaffee, Vanille und Tropenfrüchte.

In der Nähe von Papantla: die archäologische Ausgrabungsstätte El Tajín, wo die Kultur der Totonaken zwischen dem 4. und 12. Jahrhundert ihre Blütezeit hatte.

Nächster Halt: Xalapa. Das Kunst- und Kulturzentrum "Ágora de la Ciudad" zeigt Tanz- und Theaterveranstaltungen; sehenswert auch die Ausstellungen in der "Galería del Estado". Ausflüge ins Umland führen zum typisch mexikanischen Dorf Xico und zum botanischen Garten "Francisco Clavijero".

Nächstes Ziel: der Hafen von Veracruz mit Kaffeehäusern und Nightlife. Richtung Osten, vorbei am Biosphärenreservat Los Tuxtlas, geht es weiter nach Catemaco, wo sich Wunderheiler niedergelassen haben.

Tipp: Bootsrundfahrt auf dem Catemaco-See, von dort kann man weiße Reiher und Affen beobachten. Auf dem Rückweg nach Mexiko-Stadt lohnt eine Übernachtung in Córdoba. Unweit der Kolonialstadt erhebt sich Mexikos höchster Vulkan, der Pico Orizaba (5747 Meter). Bei klarem Wetter sieht man sogar auch den Popocatépetl und den Iztaccíhuatl.

Ein letzter Abstecher ins Städtchen Cholula: Als Zeichen der Überlegenheit sollen die spanischen Eroberer hier 365 Kirchen und Kapellen auf den Resten alter Tempel gebaut haben - eine für jeden Tag des Jahres. Einige davon sind noch zu besichtigen. Eine kleine Straße führt dann über den "Pass von Cortés" zurück nach Mexiko-Stadt.

(Info Veracruz: Adolfo Ruiz Cortines, 3497, Boca del Río, Veracruz, Telefon/Fax 229/ 923 03 91, www.veracruzturismo.com.mx).

CHIAPAS: IM LAND DER TZOTZILEN UND TZELTALEN

Reisedauer:
fünf bis sieben Tage.

Tuxtla Gutiérrez ist bekannt für seinen weitläufigen Zoo sowie als Ausgangspunkt für Touren durch den Sumidero-Canyon. Per Boot geht es durch die tiefe Schlucht zum 30 Kilometer entfernten Chicoasén-Stausee: An seichten Stellen sind Schildkröten und Krokodile zu sehen, am Ufer Affen.

Zwei Stunden entfernt von Tuxtla Gutiérrez liegt San Cristóbal de las Casas. Angehörige der Tzotziles und Tzeltales, der bedeutendsten chiapanekischen Indígena-Völker, verkaufen auf den Märkten Gemüse, Stickereien und Lederarbeiten. Puppen, wie indianische Rebellen maskiert, und Bildbände, Flugblätter und Broschüren in Buchläden erinnern an den Aufstand der Zapatistischen Befreiungsbewegung im Jahre 1994. Die Kolonialstadt ist ein guter Startpunkt für einen Regenwald- Trip ins Biosphärenreservat Montes Azules oder einen Ausritt ins Umland.

Weiterreise nach Palenque, mit Zwischenstopp bei der Maya- Ausgrabungsstätte Toniná nahe Ocosingo: Hier wurde das in Stein gehauene Abbild von "Tzots Choj" gefunden, dem letzten Herrscher von Toniná.

Empfehlenswert auch eine Wanderung im Nationalpark Cascadas de Agua Azul. Palenque gehört mit seinen Tempeln, steinernen Bildreliefs und einer Sternwarte zu den schönsten mexikanischen Maya-Stätten. Bootstouren auf dem Río Usumacinta führen nach Bonampak und Yaxchilán zu weiteren Fresken, Stelen und Palästen

(Info San Cristóbal de las Casas und Umland: Plaza 31 de Marzo, Centro Histórico, San Cristóbal de las Casas, Tel./Fax 967/ 678 06 65, www.turismochiapas.gob.mx).

Strände

Puerto Escondido. Ideal für erfahrene Surfer: Vor dem Fischerstädtchen an der pazifischen Südküste gibt es meterhohe Wellen.

Celestún. Schon eine Bootsfahrt durch die Lagune Ría Celestún lohnt die Reise in das Fischerdorf auf Yucatán. Tausende Flamingos sammeln sich in den riesigen Mangrovenwäldern am türkis schimmernden Meer.

Ixtapa-Zihuatanejo. Die Gegend an der pazifischen Westküste bietet sowohl Dorfromantik als auch schrilles Nachtleben: In-Kneipen und Diskotheken in Ixtapa; Straßencafés, rustikale Fischrestaurants und eine kleine Hafenpromenade im sieben Kilometer entfernten Zihuatanejo.

Sayulita. Der Strand an der zentralmexikanischen Pazifikküste ist ideal für Surf-Neulinge. Die Wellen sind sanft, die Bucht ist überschaubar.

Los Cabos. Die Kaps im Süden der Halbinsel Baja California zählen zu den größten Seebädern Mexikos. Die schönsten Stellen sind nur mit Booten zu erreichen. Zum Beispiel der "Arco": ein Felsenbogen, an dem Pazifik und Golf von Kalifornien aufeinander treffen.

Bahía de Concepción. Im glatten Wasser des Golfs von Kalifornien kann man wunderbar schnorcheln, tauchen oder Kajak fahren. Nahe der Küste gibt es Kakteenwälder. Einsame Strände, die nächsten Hotels sind etwa 20 Kilometer entfernt.

Cozumel. Hier findet man alles, was man von einer karibischen Insel erwartet: Korallenriffe, weiße Strände, Palmen, türkis schimmerndes Meer und Fischrestaurants. Tipp: der botanische Garten nahe der Lagune Chankanaab.

Holbox. Wer dem Massentourismus von Cancún entgehen will, fährt auf diese zwei Stunden entfernte Insel. In den Mangrovenwäldern leben Pelikane, Kormorane und Leguane.

Tulum. Schwimmen unterhalb von Maya-Stätten: Auf den Klippen über dem weißen Strand stehen steinerne Reste einer alten Festungsstadt.

Lesen

Mexiko. Fundierter geht es kaum: Schon das Inhaltsverzeichnis dieses Reiseführers ist acht Seiten lang. Neben detaillierten Informationen bietet "Richtig Reisen" Kapitel zu Sonderthemen - etwa zu Wirbelstürmen, den Cenotes oder der Geschichte der Maya. Zahlreiche Karten, Stadtpläne und sogar der U-Bahn-Plan von Mexiko-Stadt (Dumont, 24,95 Euro). Der Schatz der Sierra Madre. Klassiker und gute Einstimmung: Drei Gringos suchen in der Einöde des Gebirges nach Gold. Am Ende sind zwei von ihnen tot, und der mühsam zusammengeschürfte Goldstaub ist vom Winde verweht (Klett Lesehefte, 5,40 Euro).

Info

Mexikanisches Fremdenverkehrsbüro, Taunusanlage 21, 60325 Frankfurt, Telefon 008 00/ 11 11 22 66, www.mexiko-reisetipps.de

Haciendas

Hacienda Río Batopilas Hier kann man nachvollziehen, in welchem Luxus die Silber-Magnaten gegen Ende des 19. Jahrhunderts lebten. Zum Frühstück serviert Veronica, die Pächterin, huevos machacados (Eier mit Hackfleisch, Bohnenpüree und Tortillas) und frischen Papayasaft. Die Hacienda liegt einen Kilometer von Batopilas entfernt. Transfer und Übernachtung buchbar bei Native Trails, Hügelstraße 23, 61209 Echzell, Tel. 06035/92 00 54, Fax 92 00 53.

Hotel Hacienda de Cortés Ein Spanier soll das Anwesen nahe Cuernavaca im 16. Jahrhundert für seine Geliebte erbaut haben. Einst wurde hier Zuckerrohr verarbeitet; heute beherbergt die Hacienda ein Hotel mit schönen Gärten. DZ ab 150 Euro. Hacienda de Cortés, Plaza Kennedy 90, Colonia Atlacomulco, Jiutepec, Morelos, Tel./Fax 777/315 88 44.

Hacienda de los SantosDas Hotel in der Kolonialstadt Álamos wird die "Hacienda der Heiligen" genannt: Votivbilder, Gemälde und religiöse Antiquitäten schmücken die alten Gemäuer. Eine Brücke und unterirdische Gänge verbinden drei Bauten aus dem 17. Jahrhundert. DZ/F ab 225 Euro. Hacienda de los Santos, Calle Molina 8, Álamos, Sonora, Tel. 647/428 02 22, Fax 428 03 67.

Hacienda El CarmenDas Gut im mittleren Westen Mexikos wurde vor drei Jahrhunderten vom Karmeliterorden erbaut. Die gut erhaltene Kapelle beherbergt 24 Zimmer im Landhausstil, zwei "Master Suites" mit Kamin und ein Spa. DZ ab 166 Euro. Hacienda El Carmen, Díaz Ordaz 2-1, Municipio Ahualulco de Mercado, Jalisco, Tel. 386/752 42 15, Fax 33/36 56 94 33.

Hacienda Los LaurelesDie ehemalige Kaffee-Hacienda aus dem 18. Jahrhundert ist ein guter Ausgangspunkt für Ausflüge in die Zapotekenstadt Oaxaca. Mit Pool und indianischer Schwitzhütte. DZ/F ab 158 Euro. Hacienda Los Laureles, Hidalgo 21, Oaxaca, Tel. 951/501 53 00, Fax 501 53 01, San Felipe del Aqua.

Highlights

Las PozasDieser Zaubergarten liegt in der subtropischen Huasteca-Region nahe Xilitla. Ein Dorado aus Pflanzen und Wasserfällen, Skulpturen und Wendeltreppen, die ins Nichts führen. Der britische Künstler Edward James hat den Garten angelegt. Er starb vor mehr als 20 Jahren. Sein ehemaliges Wohnhaus ist heute ein Hotel (Hotel El Castillo, Ocampo Número 105, Xilitla, San Luis Potosí, Tel. 489/365 00 38, Fax 365 00 55).

TlacotalpanKoloniale Häuser, romantische Innenhöfe und die für die Golfküstenregion typischen satten Farben schmücken die Weltkulturerbe-Stadt am Papaloapan-Fluss. Jedes Jahr findet Ende Januar ein Fest zu Ehren der heiligen Candelaria statt. Dann spielen Son Jarocho-Musiker, deren Stil dem kubanischen Son ähnelt (Info im Rathaus: Plaza Zaragoza, Tlacotalpan, Veracruz, Tel. 288/884 21 51, Fax 884 33 06, www.tlaco.com.mx).

TaxcoDie ehemalige Silberstadt in den El-Atache-Bergen, drei Autostunden südlich von Mexiko-Stadt, zog schon Azteken und spanische Eroberer an. Heute sind die Minen erschöpft, zahlreiche Kunstschmiede arbeiten hier, ein Museum zeigt die Geschichte des Silberabbaus. Sehenswert: der Ausblick von der Stadt auf die Hügel der Sierra Madre del Sur (Info: Avenida de los Plateros 1, Centro de Convenciones, Taxco, Guerrero, Tel. 762/622 22 74, Fax 622 15 25, www.mexonline.com).

AngangueoRund um das zentralmexikanische Bergdorf suchen sich Monarch-Schmetterlinge aus den USA und Kanada jährlich ein Winterquartier: Von November bis März hängen sie wie erstarrt an Stämmen und Zweigen. Das Dorf, etwa drei Stunden von Morelia entfernt, ist ideal für einen Spaziergang (Info: Nigromante 79, Colonia Centro, Morelia, Michoacán, Tel. 443/317 23 71, www.turismomichoacan.gob.mx).

CoyoacánEiner Legende nach sollen sich in diesem Künstlerviertel von Mexiko-Stadt einst Kojoten getroffen haben. Inzwischen wohnen hier Kreative, Alternative und Professoren. Besondere Museen: das ehemalige Wohnhaus der Malerin Frida Kahlo (Frida-Kahlo-Museum, Calle Londres 247, Villa Coyoacán, México D.F., Tel. 55/55 54 59 99, Fax 56 58 57 78, www.museofridakahlo.org, Dienstag bis Sonntag 10 bis 18 Uhr) und das Haus des russischen Revolutionärs Leo Trotzki (Leo-Trotzki-Museum, Río Churubusco 410, Ecke Calle Viena, Villa Coyoacán, México D.F., Tel. 55/55 54 06 87, Dienstag bis Sonntag 10 bis 17 Uhr).

JuchitánIn der „Stadt der Frauen“, zwei Stunden entfernt vom pazifischen Badeort Huatulco, haben die indianischen Zapotekinnen das Sagen. Traditionell führen sie die Geschäfte und entscheiden in wichtigen Fragen des täglichen Lebens. Empfehlenswert: ein Besuch auf dem ganztägigen Markt und dem frühmorgendlichen Fischmarkt (Info: Boulevard Benito Juárez, Bahía Tangolunda, 70989 Bahías de Huatulco, Oaxaca, Tel. 958/581 01 76, Fax 581 01 77, www.aquioaxaca.com).

La VentaIm Museumspark nahe des Zentrums von Villahermosa sind meterhohe Steine zu besichtigen, zu Quadratschädeln, Altären und Stelen geformt: etwa 3000 Jahre alte Relikte der Olmekenkultur (Parque Museo de la Venta, Boulevard Adolfo Ruiz Cortines, Villahermosa, Tabasco, Tel./Fax 993/314 16 52, Montag bis Sonntag 8 bis 16 Uhr, Licht- und Tonschau Dienstag bis Sonntag jeweils 19, 20, 21 Uhr).

Die CenotesRund 3000 Quellen auf der Halbinsel Yucatán, durch ein Höhlensystem miteinander verbunden. Früher dienten sie den Mayas als Opferstätte und zur Wasserversorgung. Der Cenote Dzitnup, etwa vier Kilometer westlich der Stadt Valladolid, ist besonders schön (Info im Rathaus: Zócalo, Valladolid, Yucatán, www.valladolid.com.mx).

PaquiméDie Ruinenstadt bei Nuevo Casas Grandes, nahe der US-amerikanischen Grenze, besteht aus labyrinthartig verschachtelten Bauten. Kubische Wohnquartiere und T-förmige Eingangstüren verweisen auf enge Handelsbeziehungen der Bewohner im 13. Jahrhundert zu den Anasazi-Völkern im heutigen Südwesten der USA (Zona arqueológica de Paquimé, Museo de las Culturas del Norte, Casas Grandes, Tel. 636/692 41 40, www.cnca.gob.mx).

GuanajuatoIn der Musikstadt im mittleren Westen finden jeden Oktober die Cervantes-Festspiele statt. Dann bestimmen drei Wochen lang Jazzrythmen, Opern, Rockkonzerte, Tanzperformances und avantgardistische Installationen das Leben (Info: Plaza de la Paz 14, Zona Centro, Guanajuato, Tel. 473/732 15 74, Fax 732 42 51, www.guanajuato-turistico.com, www.guanajuatocapital.com, www.festivalcervantino.gob.mx).

Text: Christiane Röhrbein Fotos: Marion Beckhäuser BRIGITTE Heft 4/2007

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