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Köstliches Istanbul Die besten Adressen für tausendundeinen Genuss

Istanbul: Gewürze und eingelegtes Gemüse in großen Glasgläsern
© Olaf Deharde / Brigitte
Paläste, Basare und wunderschöne Moscheen, dafür ist die türkische Metropole berühmt. Aber sie hat noch mehr: eine sagenhaft gute Küche. Der Koch und Istanbul-Fan Olaf Deharde taucht mit uns ein in den Melting Pot am Bosporus und verrät uns seine Lieblingsplätze.

Wie ein riesiger Kochtopf kommt mir die Stadt vor, einer, der auf mehreren Herdplatten steht und mit so vielen guten Zutaten und Gewürzen vor sich hin blubbert, dass er jede Sekunde überzukochen droht.

Istanbul! Ein bisschen griechisch, eine Prise arabisch und eine gute Portion Balkan sind nur einige der Aromen, die diese Stadt zu einem unglaublich leckeren Gericht machen.

Jedes Jahr lasse ich mich mehrmals von Istanbul einsaugen und wieder ausspucken, und immer wieder bin ich überrascht, wie abwechslungsreich, vielschichtig und voller vermeintlicher Widersprüche dieser Ort ist. Hektischer Alltag trifft auf entspannte Ausgeh-Kultur, Asien auf Europa, uralte Tradition auf moderne Subkultur, Moscheen auf Synagogen und Kirchen. Klingt kompliziert? Ist es auch. Aber genau diese Gegensätze machen diese Mega-City so spannend – und lecker.

Die Säure einer Limette wäre nichts ohne einen süßen Gegenspieler, und ein cremiger Schafskäse erfreut sich an der Gesellschaft des frischen Anisschnapses Raki und einer fruchtigen Honigmelone. Mein erster Abend vor 13 Jahren begann mit genau dieser Kombi – das ist für mich der Geschmackscode Istanbuls, er hat mich nachhaltig überzeugt.

Beyoğlu

Urban, authentisch und bunt

Wie die meisten Besucher komme ich im Zentrum von Beyoğlu unter, in der Altstadt zwischen dem Meeresarm Goldenes Horn und dem Bosporus. Vom Taksim-Platz aus schlendere ich erst mal über die gut besuchte Einkaufsstraße Istiklal, vorbei am uralten Galatawachtturm. Hier tobt das Leben, liegen Shoppingläden internationaler Marken neben modernen Cafés und großen Modeketten. Zwischendrin und nur für gut fokussierte Augenpaare erkennbar: kleine, aber feine Streetfood-Angebote. Bei Mustafa, vor der Istiklal 112, gibt es ab 12 Uhr frittierte Bulgur-Granaten mit Hackfüllung, die im Handumdrehen ausverkauft sind, also gleich zugreifen. Die Seitengassen der Hauptstraße sind ruhiger. Fischmärkte wie der "Balik Bazar" und alteingesessene Feinkostläden treffen auf junge Gastronomie-Konzepte und traditionelle Meyhanes, Restaurants, in denen Raki und Meze, türkische Vorspeisen, serviert werden. Alle zubereiteten Speisen verbinden sich perfekt mit dem Anisschnaps.

Also nichts wie weiter, in die Tiefen des Istanbuler Geschmacksuniversums abtauchen. Die Nacht gehört der Straßenküche: Klassikern wie mit Reis gefüllten Miesmuscheln oder den für den Gaumen etwas ungewöhnlicheren Kokoreç – gegrillten, fein gehackten Lammdarm vom Holzkohlegrill, scharf und in einem saftigen Brot serviert. Vorbeugend hilft er mit absoluter Sicherheit gegen jede Art von Hangover.

Essen & Trinken

Kenan Usta. Beste Adresse für Fleischliebhaber. Kenan ist der Meister der Grillkunst, unbedingt einen Platz direkt am Grill reservieren. kenanusta.com.tr

Mandabatmaz. Hier wird der beste türkische Kaffee mit einer dicken Crema serviert. Ein ruhiges Lokal zum Durchatmen. Asmali Mescit, Olivya Gç. 1/A

Asmali Cavit. Mein erster Anlaufpunkt für türkische Meze. So schmeckt Istanbul! Asmali Mescit Cd. 16/D

Mabou. Cem kommt aus Deutschland und kocht in seinem neuen Restaurant einen Querschnitt aus Europas Küche mit Istanbul-Einschlag, richtig gut. Asmali Mescit, General Yazgan Sk. 8b

Shopping

Yakto Ipek. Die Schals, Tücher und Hemden aus natürlichen Rohstoffen wie Seide oder Kaschmir kommen aus dem Süden der Türkei, gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. yaktoipek.com

Üç Yildiz ¸Sekerleme. Feridun Dörtler verkauft selbst gemachte Marmeladen, sensationelles Marzipan und anderen Süßkram. Hüseyinaga, Dudu Odalari Sk. 7

Tunç Balik. Der "Lakerda", in Salzlake gereifter Bonito-Fisch, ist butterweich, gutes Mitbringsel. Hüseyinaga, Dudu Odaları Sk. 10

Serdar-I Ekrem. In der Straße voller Vintage-Shops gibt’s alles, von der Lederjacke aus den 50ern bis zur bunten Plastikjacke der 80er

Istanbul: eine Fußgängerzone mit vielen Menschen, Bäumen und gespannten türkischen Flaggen
Wahrzeichen – Der Galataturm überragt im Beyoglu-Bezirk alles.
© Olaf Deharde / Brigitte

Cihangir – Entspannen ohne Trubel

Mein Lieblings-Stadtteil liegt südlich vom Taksim-Platz. Cihangir ist der ruhige Teil der Altstadt, die schmalen Straßen und ein kleiner Park wirken wie eine Chill-out-Zone im Vergleich zur trubeligen Hauptstraße. In den vielen Trödelläden kann man stundenlang herumkramen und so manche kuriose Entdeckung machen. Mich ziehen am meisten die vielen Plattenläden nach Cihangir. Hier finde ich Raritäten türkischer Musik aus den Sechzigern und Siebzigern, die für mich die Sehnsucht der Stadt und den ewigen Schmerz ihrer Bewohner nach Hause transportieren. Istanbul ist wunderschön, doch das Leben am Bosporus ist und war nicht immer leicht – das hört man der Musik einfach an. Wer Katzen liebt, wird hier glücklich: In keinem anderen Stadtteil bin ich über so viele Straßenkatzen gestolpert. Auf Stromkästen und Motorhauben der parkenden Autos oder einfach mitten im Eingangsbereich der Boutiquen sitzen und liegen die Vierbeiner. Selbst auf den Gehwegen kann man ihre Spuren sehen. In dem frisch ausgewalzten und noch weichen Asphalt haben die Katzen die Abdrücke ihrer Tatzen hinterlassen. Als wollten sie damit sagen: "Das hier ist unser Viertel. Wir waren zuerst hier!" In den Gassen gibt es auch viele Cafés zum Entspannen bei einem guten Tee oder Kaffee. Nicht verpassen: die Läden der zahlreichen junger Designer:innen.

Shopping

White Canvas Turkey. Nachhaltige Mode aus Biobaumwolle von jungen Fashion-Designerinnen, in der Türkei hergestellt. Kuloglu mah, Faik Pa¸sa Cd. 19/1

Asri Tur¸sucu. Kult-Laden für in Salzlake eingelegtes Gemüse – Rote Bete, Chilis, Karotten, Oliven, Gurken ... Kuloglu, Aga Hamami Sk. 9/A

Touline Ceramics. Früher hat sie Mathematik studiert, jetzt arbeitet Tülin Bozüyük mit Ton – auch die Spitzengastronomie liebt ihre Teller, Vasen, Tassen. toulineceramics.com

Essen & Trinken

Van Kahvalti. Ich liebe es, hier zu frühstücken. Vor allem "Bal Kaymak", Milchrahm mit Honig, macht süchtig. Tee wird ohne Ende nachgeschenkt. KiliçaliPa¸sa, Defterdar Yk¸s. 52/A

Sabirta¸si. Vorm Restaurant Bulgurbällchen vom Streetfood-Wagen, in der gemütlichen Stube im 6. Stock türkische Tortellini (Manti) mit Joghurt. Asmali Mescit, Istiklal Cd. 112

Firuzaga. Gesehen und gesehen werden, hier trifft sich das Who’s who Istanbuls zum Nachmittagstee. Firuzaga mah., Defterdarlık Yoku¸su 29

Norm Coffee. Wem türkischer Kaffee nicht liegt, der kann bei Cem einen außerordentlich guten Flat-White trinken. Cihangir, Güne¸sli Sk. 39/A

Istanbul: ein cremefarbendes Gebäude mit dunkelgrünen Fenstern
Made in Turkey – Im "Viktor Levis" gibt es lokale Weine.
© Olaf Deharde / Brigitte

Kadiköy – Angesagt, auch am Abend

Wer sich auf den Weg zur asiatischen Seite der Stadt machen möchte, dem empfehle ich ganz klar die Fähre von Karaköy nach Kadiköy. Vor der Abfahrt kaufe ich mir noch schnell einen Simit, einen Sesamkringel, damit ich auf der etwa 20-minütigen Überfahrt die Möwen füttern kann. Im Hafen angekommen, geht’s am Wasser entlang in Richtung Moda, einer sehr hippen, aber auch ruhigen Gegend in Kadiköy. Baris Manco, einer der bekanntesten Musiker der Stadt, hat hier gewohnt, sein Haus ist mittlerweile ein gut besuchtes Museum. Gern schaue ich dort vorbei. Sein verrückter Rock-Sound der 70er-Jahre macht so manche meiner Meze-Tafeln zu Hause erst komplett. Chillen kann man in Moda in den alten Teehäusern am Wasser. Am Nachmittag laufe ich ins etwas lebendigere Zentrum von Kadiköy. Bars, ein riesiger Fischmarkt und unzählige Restaurants drängen sich in den engen Straßen. Kenner haben hier nur ein Ziel: das Restaurant "Çiya Sofrasi". Musa Dağdeviren kennt das ganze Land und seine unbekannten kulinarischen Schätze wie kein anderer. Wer hier essen geht, kann die türkische Küche von all ihren Seiten kennenlernen. Dabei wird einem klar, wie unterschätzt und wie schlecht repräsentiert die türkische Kochkunst im Rest der Welt ist.

Essen & Trinken

Çiya Sofrasi. Facettenreiche türkische Küche, täglich wechselnde Eintöpfe, die schwarzen Walnüsse mit süß eingelegtem Kürbis sind der Kracher! Caferaga, Güne¸sli Bahçe Sk. 43

Borsam Ta¸sfirin. Lahmacun, die türkische Pizza in ihrer Perfektion. Frisch aus dem Holzkohleofen braucht es nur noch frische Petersilie und einen Spritzer Zitrone. Serasker Sk. 78

Cibalikapı Balikçisi Moda. Beste Adresse für Fisch, Meeresfrüchte und Meze in der Gegend. Die Terrasse ist von Glyzinien überwachsen. Caferaga, Moda Cd. 163

Moda Aile Çay Bahçesi. Teegarten in kleinem Park, bester View auf den Bosporus. Hier muss man sitzen, wenn man in Moda ist. Caferaga, Ferit Tek Sk. 7

Shopping

Bcc Leather. Schnäppchenladen. Taschen, Handytaschen oder Geldbörsen in schlichtem Design, aber aus Leder. Osmanaga mah., Osmancık Sk.,Betül han D 9/3

Çiçeki¸sleri Kadiköy. Bunte Auswahl an Holzmöbeln, Kelims und Kleinkram.Von Kitsch über Trash bis Design – alles dabei! cicekisleri.com

Viktor Levi Sarap Evi. Historisches Gebäude mit einer großen Auswahl an türkischen Weinen, spannend. Caferaga mah., Damacı Sk. 4

Gözde ¸Sarküteri. Wer sich seine Meze-Tafel für ein Picknick oder ins Hotel mitnehmen möchte, ist hier goldrichtig! Caferaga mah., Günesli Bahce Sk. 8

Übernachten

Manzara Istanbul. Traumhafte Wohnungen mit Blick auf den Bosporus, die das Münchner Architekten-Paar Gabi und Erdogan vermietet. Für 2 bis 5 Pers., ab ca. 80 Euro pro Nacht; manzara-apartments.com

Peradays. Kleines Hotel und echter Geheimtipp. Am Empfang gibt es Tee und gute Musik, es fühlt sich an, als wäre man bei den Besitzern zu Hause. DZ/F ab ca. 100 Euro; Kamer Hatun, Hamalba¸si Cd. 32, peradays.com

Istanbul: Blick von einer Dachterasse über einen Hafen im Sonnenuntergang
© Olaf Deharde / Brigitte

Mein Lieblings Rezept: Acili Ezme

Zutaten:

4 Tomaten

3 rote Spitzpaprika

2 grüne scharfe Paprika

1 Knoblauchzehe

2 EL Paprikamark, scharf

1 rote Zwiebel

1 Handvoll gehackte Petersilie

1 EL Granatapfelsirup

1 TL scharfe Paprikaflocken

3 EL Olivenöl

Zubereitung:

1. Tomaten, Paprika, Knoblauch und Zwiebel in sehr kleine Würfel schneiden.

2. Die Zutaten mit der Petersilie vermengen, mit einem Messer fein hacken, bis eine Art Paste entsteht.

3. Das Paprikamark unterrühren und mit ordentlich Granatapfelsirup und Olivenöl abschmecken – fertig.

Keine Vorspeisen-Tafel und kein gegrilltes Stück Fleisch ohne Ezme. Die Schärfe der Paprikapaste, die Wärme des Granatapfelsirups, die Würzigkeit der rohen Zwiebel und die knackige Frische der Paprika ergeben eine süchtig machende Paste.

Dieser Text stammt aus der BRIGITTE WOMAN.

Brigitte

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