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Frei sein! Warum ich immer wieder mit meinem Wohnmobil los muss

BRIGITTE.de-Leserin Susanne Flachmann hat zwei Kinder und fährt mehrmals im Jahr alleine los - immer der Nase nach. Und ist dann grenzenlos glücklich.
Susanne Flachmanns Herz schlägt für entspannte Roadtrips auf Europas abgelegenen Landstraßen. So oft wie möglich fährt die selbstständige Grafikdesignerin und zweifache Mutter mit ihrem Kastenwagen „Franz“ vom Balkan bis ins Baltikum ... immer allein und sich ihrer absoluten Freiheit bewusst. Über ihre Erlebnisse berichtet sie in ihrem Blog Der Franz. Und ich. Außerdem ist Susanne Flachmann Autorin des Buches "Cool Camping Wohnmobil" (Haffmans & Tolkemitt, 22,95 Euro).
Susanne Flachmanns Herz schlägt für entspannte Roadtrips auf Europas abgelegenen Landstraßen. So oft wie möglich fährt die selbstständige Grafikdesignerin und zweifache Mutter mit ihrem Kastenwagen „Franz“ vom Balkan bis ins Baltikum ... immer allein und sich ihrer absoluten Freiheit bewusst. Über ihre Erlebnisse berichtet sie in ihrem Blog Der Franz. Und ich. Außerdem ist Susanne Flachmann Autorin des Buches "Cool Camping Wohnmobil" (Haffmans & Tolkemitt, 22,95 Euro).
© Susanne Flachmann

Zwei- bis drei Mal im Jahr "entlässt" meine Familie mich in die Freiheit

Ich muss so sehr über mich selbst lachen, wenn es mir mal wieder passiert! Reflexartig entfleucht mir ein spontaner Gedanke beim Anblick eines Alleinreisenden: „Hat der Arme niemanden, dass der so alleine unterwegs sein muss?“ Kopfschüttelnd wundere ich mich über mich selbst und meinen mitleidigen Impuls, gehöre ich doch selbst zu den Glücklichen, die alleine unterwegs sind und diesen Zustand extrem genießen!

Zwei- bis dreimal im Jahr „entlässt“ mich meine Familie dankenswerterweise in ein Leben als „Solistin“. In meinem kleinen Kastenwagen kreuze ich über Europas abgelegene Landstraßen und empfinde in keiner Weise Mitleid mit mir, sondern pures Glück!

Aber ich kenne diese mitleidsvollen Blicke zur Genüge. Auf jedem Übernachtungsplatz höre ich förmlich die Gedanken der Nachbarn: „Guck mal, die Frau fährt alleine den Bus – ist die krass … Die steigt echt alleine aus – da muss doch noch ein Mann (oder bitte wenigstens ein Hund!) im Auto sein … Die kocht für sich alleine, verbringt schweigend ihre Zeit – die Arme, aber da wird doch hoffentlich noch irgendjemand nachkommen …“

Ich sehe, wie die Männer immer verwunderter und die Frauen immer kritischer werden und antworte darauf mit einem strahlendem Lächeln.

Meine Solo-Touren sind mein Lebenselixier

Es muss mich niemand kritisch beäugen oder gar bemitleiden. Meine Solo-Touren sind mein Lebenselixier, meine Überlebensgarantie und eine meiner größten Lebensfreuden. Im „normalen“ Leben bin wahnsinnig gerne und wirklich viel mit tollen Menschen zusammen. Aber inmitten meines so vollen und lebendigen Alltags brauche ich diese Reisen mit und zu mir so sehr!

Ich betrachte das Alleinsein als „Lebens-Kur“

Allein unterwegs zu sein bedeutet für mich, in jedem Moment bei mir zu sein! Ein Tag ist allein so viel intensiver, weil ich viel mehr Zeit für mein eigenes Leben habe: Allein im Café zu sitzen und die Menschen zu betrachten hinterlässt einen tieferen Eindruck, als mich mit einem Reisegefährten über die letzte Etappe zu unterhalten. Allein an einer Felsküste zu stehen und schweigend die Aussicht zu inhalieren, zu spüren und zu schmecken wird mir deutlicher in Erinnerung bleiben, als mich dort um plappernde Kinder zu kümmern. Und wenn ich mich fahrend in Sekundenschnelle für einen Richtungswechsel entscheide – einfach so, aus dem Bauch heraus – ist das ungleich beglückender, als mit dem Partner über die perfekte Route diskutieren zu müssen.

Wohnmobil in Estland
Nur wir beide: Mit "Franz" in Estland
© Susanne Flachmann

Es gibt nichts und niemanden, der mich von mir ablenkt

Ich bin völlig frei, genau das zu tun, was ich gerade tun möchte - in diesem Moment! Wann hast Du das letzte Mal hingespürt, was Du wirklich brauchst? Was Du tatsächlich willst? Und es dann auch sofort gemacht? Dieses Glück nenne ich Freiheit!

Auch bei meiner Reiseroute bleibe ich frei, spontan und unabhängig. Ich plane nur die Himmelsrichtung, addiere ein paar sehenswerte Punkte, folge der Einfachheit halber meist einer Küstenlinie und orientiere mich am Sonnenstand.

Ich lasse mich treiben, fahre so lange ich möchte (und ich fahre oft lange, weil ich das Fahren so liebe!), biege hierhin und dorthin ab und bleibe stehen, wo es mir gefällt. Der Blick aufs Wasser muss sein, möglichst viel Freiraum um mich, ein wohliges Gefühl – und ich bin zu Hause. Für mich ist Wohnmobil „Franz“ mein Nest, meine Heimat - mehr brauche ich nicht.

Gerade für Alleinreisende ist ein Camper perfekt, denn man ist immer mobil (und damit sicher), weil man jederzeit fortkommt, wenn einem die Situation nicht (mehr) gefällt. Man ist autark, weil man weder eine Unterkunft noch ein Restaurant suchen muss. Und gleichzeitig ist man stets geborgen und geschützt, wenn man durch etwas unheimlichere Gegenden fährt, an der Ampel neben zwielichtigen Gestalten steht, oder im Dunklen noch keinen Schlafplatz gefunden hat.

Eine tolle Erfahrung: Ich kann auf mich vertrauen

Aber es stimmt schon: Wenn ich in Situationen gerate, die sich zu zweit besser meistern ließen, nervt mich das Alleinsein auch. Es wäre angenehmer, wenn einer im Dunkeln bei Regen über Russlands halsbrecherische, unbeleuchtete Baustellen-Autobahnen führe, während der andere nach einem Stellplatz in der nächsten Stadt sucht ... Oder wenn der eine das in einer litauischen Sanddüne festgefahrene Fahrzeug herausmanövriert, während der andere mit Zweigen einen besseren Untergrund schafft ... Oder wenn man den albanischen Bewaffneten gemeinsam zuhören könnte. Dann würde man vielleicht schneller verstehen, dass sie sich nur als Bayern-München-Fans outen möchten...

Aber in allen Situationen geht es dann doch auch alleine. Und es ist immer wieder eine grandiose Erfahrung, dass ich allen Herausforderungen gerecht werde, dass ich auf mich vertrauen kann und dass ich wirklich unabhängig bin!

So unabhängig und so frei fühle ich mich nur auf meinen Reisen mit „Franz“. Dass ich mich manchmal auch ein wenig überfordert (bei technischen Problemen), minimal deplatziert (allein unter Paaren) und selten auch ängstlich (im Dunklen) fühle... ich glaube, das gehört dazu, um sich selbst zu spüren.

Und mein Stolz auf meinen Mut, meine Unabhängigkeit, meine Ruhe im Alleinsein, mein Wissen um meine „Ganzheit“ und meine Freiheit – diese Gedanken lassen mich jeden Alltag durchgrinsen ... und jedem anderen Alleinreisenden wissend und beglückwünschend zuzwinkern!

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