Anzeige

Einmal im Leben Ein Roadtrip durch den Norden Australiens

Chill Beach Cape York
Die Strände von Cape York sind traumhaft. Aber nur zum Spazieren – in den Wellen sind u. a. Haie unterwegs.
© guy / Adobe Stock
Ein Roadtrip über die Halbinsel Cape York im tropischen Norden Australiens steht sogar bei vielen Einheimischen auf der Bucketlist – Astrid Joosten hat sich diesen Traum mit ihrem Mann erfüllt.

Manchmal möchte man glatt in einen Eukalyptus beißen. Es ist Tag sieben, und wir sind gut unterwegs auf unserer Rundreise über die Halbinsel Cape York. Über Schotterpisten sind wir gerattert, haben steile Berghänge bezwungen, Sandverwehungen durchpflügt und Flüsse ohne Brücken gequert. Wir sind im Abenteuer-Modus – und stellen nun erstaunt fest, dass ein nicht einmal mächtiger Baum echte Probleme machen kann.

Der Campingplatz am Musgrave Roadhouse ist ein Anlaufpunkt für alle Reisenden, die wie wir den nördlichsten Zipfel Australiens entdecken wollen. Wallabys, sprunghafte Mitglieder der Känguru-Familie, grasen auf dem schütteren Rasen des Camps in der Morgensonne, Schildkröten paddeln in einem Wasserloch. Nur ein Van und unser Jeep stehen noch auf dem Platz. Und zwei Eukalyptusbäume. Als wir den Wagen zurücksetzen, um das Viereck in einer eleganten Kurve zu verlassen, krachen wir in einen davon. Die Wallabys schauen erstaunt auf.

Astrid Joosten in den Heathlands
Autorin Astrid Joosten in den Heathlands.
© Privat

Die "Cape York Peninsula" ist groß. Fast alle, die hier unterwegs sind, haben das Ziel, zum Kap zu fahren, der nördlichsten Spitze des gesamten australischen Kontinents. An die 2000 Kilometer hin und zurück auf meist ungeteerten Straßen. Knackige zehn Tage haben wir für unseren Trip eingeplant. Eine Traumtour auch für Einheimische – die Halbinsel in Queensland steht bei vielen auf der Bucketlist. Einmal im Leben im Grenzland unterwegs sein, das sich unweit von Papua-Neuguinea entfernt wie ein Haken durch den Pazifik zieht. Sich fühlen wie früher die Pionierinnen und Pioniere, auf ausgemergelten Pisten, in grandioser, einsamer Landschaft – und weit weg von der nächsten Werkstatt.

Eine Beule zieht sich über das Heck unseres Miet-Jeeps. Mit dem Wagenheber drücken wir so lange am Blech herum, bis sich die Beule in eine andere Richtung beult, und fahren schließlich weiter. Schon ein wenig demütiger als vorher.

Der Daintree-Dschungel ist viel älter als der Regenwald am Amazonas

Das Tor zum Norden ist Cairns, eine tropische und ziemlich unaufgeregte Großstadt am Pazifik. Palmen entlang der Straßen und an der Promenade am Meer, Sonnenvögel, die wie gelbe Blitze durch die warme Luft schießen, stimmten uns auf die Reise in die Natur ein. Als mein Mann Hendrik und ich unser Gefährt mit Dachzelt in Empfang nahmen, fühlten wir uns erst mal wie geschrumpft: Der Geländewagen hat andere Ausmaße als unser Stadtauto – wie ein Wichtel saß ich hinter dem Lenkrad. Aber dann schnurrten wir auf den dicken Rädern fast wie von selbst durchs Land. Am Nachmittag erreichten wir unser erstes Highlight, den Daintree-Regenwald am Cape Tribulation an der Ostküste. Die Luft legte sich wie ein feuchtes Tuch auf unsere Haut.

Ein Dschungel ist kein freundlicher Platz. Anfangs wirkt Australiens größter Regenwald abweisend, wie eine grüne Wand. Bäume, die Kronen so hoch, dass wir sie nur erahnen können, Palmen, Kletterpflanzen und Büsche bilden ein undurchdringliches Dickicht. Viel älter als die Landschaft am Amazonas-Regenwald ist der Daintree, ihn gab es bereits, bevor Dinosaurier über die Erde zogen. Wir steuern das Besucherzentrum an und nähern uns dem botanischen Schatz zu Fuß – auf einem "Treetop Walk".

"Macht unterwegs längere Pausen", hatte uns die Rangerin am Eingang mitgegeben. Und tatsächlich: Immer wenn wir eine ganze Weile stehen bleiben, erspähen wir in dem "grünen Wahnsinn", wie Hendrik sagt, etwas Besonderes – Orchideen, die wie ein Teppich den Stamm eines Baumes bedecken, haushohe Farne. Irgendwo leben hier Helmkasuare, riesige Laufvögel mit einer blauen Platte auf dem Kopf, der sie gegen die vielen Äste schützt.

Und dann weiter. Der Bloomfield Track führt am Rande des Regenwaldes Richtung Kap. Schon nach wenigen Metern kreuzt ein Fluss unseren Weg, der Emmagen Creek. Ganz langsam fahren wir durchs niedrige Wasser – und schaffen es sicher ans andere Ufer.

Jeep fährt durch einen Fluss
Mit dem Jeep geht’s durch den Emmagen Creek.
© Privat

Am Abend tauchen im Wald weiße Flecken auf. Dünen, sie kündigen den Elim Beach an. Als wir auf den Campingplatz direkt am Strand rollen, geht gerade die Sonne unter. Raus aus dem Auto, raus aus den Sandalen, der Sand ist warm und fein. Unser Blick geht über eine endlos weite Bucht, auf der einen Seite von einem Mangrovenwäldchen bewacht, auf der anderen von Dünen. Hell wie Schnee strahlt der Sand, durchbrochen von ziegelroten und ockergelben Streifen, "Coloured Sands" nennen die Einheimischen das gigantische Dünenband.

Wir fahren durch eine archaisch anmutende Welt

Je weiter wir nach Norden fahren, desto trockener dehnt sich die Landschaft Richtung Horizont. Eine unendlich scheinende, mit Eukalyptusbäumen betupfte Savanne zieht am Fenster vorbei. Wir können uns an der Kargheit und Weite nicht sattsehen, an dieser archaisch anmutenden Welt. Schnurgerade sind die Pisten, manchmal hüpft ein Wallaby über den Weg, mal huscht ein Emu oder ein Dingo, ein australischer Wildhund, ins Gebüsch. Kakadus und Papageien flattern durch die Luft, und immer wieder kommen wir an Termitenhügeln vorbei.

Termitenhügel
Meterhohe Termitenhügel prägen die Landschaft.
© Grantat / Adobe Stock

Über 70 Arten der Insekten leben auf Cape York. Manche ihrer Bauten sind breit wie Elefanten, andere spitz wie Kathedralen oder um Pfosten am Straßenrand drapiert. Wie schaffen es die Tierchen bloß, mehrere Meter hoch zu bauen? Als wir an einem See halten und unser Mittagsbrot essen, fällt ein Stück Käse auf die Erde und wird sofort umringt von einer Traube Termiten. "Die essen das erste Mal Camembert", kommentiert Hendrik das Gewühle.

In Laura sehen wir uralte Felsmalereien

Ein Lebensmittelgeschäft, eine Zapfsäule und eine Handvoll Häuser: Das ist das Örtchen Laura, in dem wir nach John Ross suchen. Er wird uns Felsmalereien der Aborigines zeigen, die sich im Busch verstecken. 350 "Rock Art Galleries" liegen in der struppigen Landschaft, sie gehören zu den kostbarsten auf der ganzen Welt. In Johns Jeep schuckeln wir durch die Savanne und steigen schließlich am Sandy Creek aus. Hüpfen über den Bach und wandern durchs gelbe Gras, bis ein schräger Fels in den Himmel ragt.

Unser Guide begrüßt in der Sprache seines Okola-Stamms die Ahnen, dann dürfen auch wir herantreten. Stachelschweine, Schildkröten, Schlangen zeichnen sich terrakottarot auf der Felswand ab, Frauen mit großen Brüsten, gute Geister mit ausgestreckten Armen. Unvorstellbare 25 000 Jahre alt, beschützt vom überhängenden Stein. Wunder im tropisch heißen Busch.

Am nördlichsten Punkt Australiens

Es ist Ende Oktober und die Reisesaison fast vorbei. Bald wird es regnen und Cape York sich komplett verwandeln. Monsunschauer und Wirbelstürme werden große Teile der Halbinsel unter Wasser setzen, die wenigen Bewohnerinnen und Bewohner vom Rest Australiens abschneiden. Die Straßen haben sich bereits geleert, vielleicht einmal in der Stunde kommt uns ein Auto oder Lastwagen entgegen. Auf den letzten 300 Kilometern bis zum Kap ist die Piste sehr wellig. "Fahrt nicht zu schnell", hatte uns Mike Hintz vom Campingplatz an der Moreton Telegraph Station geraten. Kein Problem, wir bleiben geduldig und hetzen nicht.

Fruit Bat Falls
Die Fruit Bat Falls laden zum Baden ein.
© Timgunnsphotography / Adobe Stock

An den Fruit Bat Falls baden wir in herrlich klarem Wasser, an den Eliot Falls picknicken wir. Auf der Pajinka Road geht es durch Dschungelbuch-Grün zum Ziel. Als sich der Tunnel aus Bäumen öffnet, blitzt uns das Meer entgegen, Palmen werfen Schattenflecken auf den breiten Strand. Zwischen zerklüfteten Felsen windet sich der Trampelpfad weiter. Und wie erkennen wir das Kap? Nach einer Weile taucht ein Schild auf und begrüßt uns mit dem richtigen Spruch: Ihr steht am nördlichsten Punkt des australischen Kontinents. Geschafft.

Nördlichster Punkt am australischen Kontinent
Astrid Joosten und ihr Mann Hendrik am obligatorischen Foto-Point mit Schild.
© Privat

Unsere Reisetipps für Australien

Hinkommen und Rumkommen

Die schnellste Verbindung in den Norden Australiens bietet Singapore Airlines: In 20 Stunden geht es von Frankfurt und München nach Cairns (ab ca. 1500 Euro), in 23 Stunden von Hamburg und Berlin (ab ca. 1650 Euro). "Captain Billy’s 4WD Hire" vermietet in Cairns sehr gut ausgestattete Geländewagen, der "Ranger Roof Top Tent Deluxe" kostet ca. 225 Euro pro Tag, inklusive Dachzelt (Tel. 07/40 41 21 91, captainbilly4wdhire.com.au).

Reisezeit

Ende Mai beginnt die Trockenzeit, die bis Ende Oktober dauert. Je später man auf Tour geht, desto weniger Reisende sind unterwegs, und desto niedriger ist der Wasserstand in den Flüssen. Anfang September bis Mitte Oktober ist perfekt.

Übernachten

Rydges Esplanade Resort. Das Hotel in Cairns bietet komfortable Zimmer, drei Pools im schönen Palmengarten und Meerblick. DZ ab 120 Euro (Tel. 07/40 44 90 00, rydges.com).

Elim Beach Campground. Eine kleine, ruhige Oase an einer großartigen Bucht, man sollte unbedingt rechtzeitig einen Platz direkt an der "Beachfront" buchen. Und den Blick auf die mehrfarbigen Dünen "Coloured Sands" genießen, man darf sogar hinaufklettern. Ab 20 Euro für zwei Personen (Tel. 07/40 60 92 23, Facebook:elimbeach).

Kalpowar Crossing. Im riesigen Rinyirru-Nationalpark liegt das Camp, berühmt für seine vielen Vögel. Morgens und abends geben sie spektakuläre Konzerte. Besonders schön sind die Plätze 7 und 8 am Normanby River, der in einem Canyon vorbeifließt. Erst auf der Nationalpark-Website registrieren, dann buchen, ca. 10 Euro für zwei Personen (qld.gov.au/camping).

Musgrave Roadhouse. Großer, etwas kahler Platz, der aber einige Extras bietet: ein Restaurant, eine Zapfsäule, Waschmaschinen und einen kleinen Stausee, an dem man die eher ungefährlichen Süßwasserkrokodile beobachten kann. Ab 15 Euro für zwei Personen (Tel. 07/40 60 32 29, musgraveroadhouse.com.au).

Moreton Telegraph Station. Die Grünfläche am Wenlock River punktet mit vielen schattigen Plätzen. Der nette Besitzer Mike Hintz erzählt gern über das Leben im Norden und hat sogar eine kleine Ausstellung angelegt. Ab ca. 15 Euro für zwei Personen (Tel. 07/40 60 33 60, moretonstation.com.au).

Cape York Camping. Direkt am Strand der Punsand Bay in der Nähe vom Kap gelegen. Auf jeden Fall bei Sonnenuntergang einen Spaziergang an der Bucht machen! Die Pizza im Restaurant ist ausgesprochen gut, und es gibt auch einen kleinen Pool. Ab 30 Euro für zwei Personen (Tel. 07/40 69 17 22, capeyorkcamping.com.au).

Zelt mit Sternenhimmel
Die Stellplätze auf dem "Cape Tribulation Camping" liegen am Rand des Dschungels oder neben einem herrlich langen Strand. Die große, überdachte Outdoor-Küche ist ein netter Treff, nachts kann man den Tieren des Regenwaldes lauschen. Ab ca. 30 Euro für zwei Personen (Tel. 07/40 98 00 77, capetripcamping.com.au).
© tolstnev / Adobe Stock

Erleben

Cairns. Willkommen in der Stadt der Palmen! Der Ausgangspunkt der Cape-York-Tour ist eine tropische Oase am Pazifik. An der Esplanade am Meer schlendern, im Park Volleyball spielen, auf einer der vielen Restaurantterrassen zu Abend essen: Easy Living auf Australisch.

Cairns Museum. Hier erfährt man alles über die Geschichte der Stadt und der Ureinwohner. Tickets ca. 9 Euro (105 Lake Street, cairnsmuseum.org.au).

Ellis Beach
Der lange Sandstrand Ellis Beach liegt nördlich von Cairns, eine Badestelle wird von Lebensrettern bewacht. Saison ist von Juni bis Oktober.
© jeayesy / Adobe Stock

Daintree-Dschungel. Verschiedene Wege führen durch den Regenwald nördlich von Cairns, Infotafeln erklären die fantastische Natur. Auf einem Aussichtsturm nähert man sich den bis zu 55 Meter hohen Baumkronen. Tickets 25 Euro (discoverthedaintree.com).

In die Welt der Aborigineseintauchen. Dschungel, Küste und die Kultur der indigenen Völker Australiens stehen auf dem Programm von Walkabout Cultural Adventures in Mossman. Die Guides erzählen auch ihre eigene Geschichte. Halber Tag 115 Euro (Tel. 04/29 47 82 06, walkaboutadventures.com.au).

Schnorcheln. Auf dem Mossman River mitten im Urwald ist ein echtes Erlebnis: Man sieht Fische und mit Glück Schildkröten, über einem erheben sich die Baumriesen. Zwei Stunden 85 Euro (Tel. 07/40 99 36 77, backcountrybliss.com.au).

Mossmann River
Auf dem Mossmann River geht’s per Luftmatratze durch den Dschungel.
© Privat

Coen Heritage House. Interessante Ausstellungen über die vielen Goldfunde Ende des 19. Jahrhunderts, die Zehntausende aus Europa und China nach Cape York lockten, und über den zeitgleichen Bau der Telegrafenlinie, deren Stationen noch heute stehen (Regent Street, Coen).

Felsmalerei mit Tourguide
In der Split Rock Gallery südlich von Laura kann man uralte Felsmalereien sehen. Geführte Touren sind über die Ang-Gnarra AboriginalCorporation zu buchen. ca. 60 Euro (anggnarra. org.au).
© Privat

Fruit Bat Falls und Twin Falls. Am Jardine River Nationalpark, dem rund 2300 Quadratkilometer großen Park auf der Cape-York-Halbinsel, liegen nur ein paar Kilometer auseinander die beiden Wasserbecken unter den Wasserfällen – groß genug zum Schwimmen. Picknicktische gibt es auch.

Isabella Falls. Auch kann man sich unter Wasserfällen oder beim Planschen im Fluss abkühlen – nahe der Kreuzung Endeavour Valley Road und der Endeavour Battlecamp Road.

Great Barrier Reef. Das berühmte Riff mit seinen Fischen und Korallen liegt direkt bei Cairns. Bester Ort zum Abtauchen: Port Douglas. Ganztägige Touren zum äußeren Reef bietet z. B. Viator, ab 165 Euro inklusive Verpflegung (viator.com).

Gut zu wissen …

Im Meer vor Cape York zu baden ist lebensgefährlich, denn außer Haien lauern dort auch Salzwasserkrokodile. Die bis zu sieben Meter großen "Salties" – so werden sie von den Einheimischen liebevoll genannt – leben übrigens auch in Flüssen. Sichere Badestellen sind: Fruit Bat Falls, Twin Falls und Isabella Falls.

Telefon

Vorwahl Australien: 00 61

Mehr Infos findest du hier tropicalnorthqueensland.org.au

Zuweilen unterstützen uns Agenturen, Hotels oder Veranstalter bei den Recherchen. Unsere Reportagen und Informationen sind dadurch in keiner Weise beeinflusst.

Brigitte

Mehr zum Thema

VG-Wort Pixel