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Brände und Rekordhitze Werden wir künftig noch Urlaub am Mittelmeer machen?

Rauchschwaden über Rhodos – in dieser Gegend wurden wegen der Waldbrände rund 2000 Menschen evakuiert
Rauchschwaden über Rhodos – in dieser Gegend wurden wegen der Waldbrände rund 2000 Menschen evakuiert
© Argiris Mantikos/Xinhua / Picture Alliance
Auf griechischen Urlaubsinseln brennt es, zehntausende Reisende harren in Turnhallen und Stadien aus. Werden wir künftig im Sommer überhaupt noch ans Mittelmeer fahren?

Es ist eine Katastrophe mit Ansage: Wie schon 1979 bei der ersten Weltklimakonferenz prognostiziert, rauben Rekordtemperaturen und Waldbrände den Menschen rund ums Mittelmeer zunehmend den Atem. In Italien und auf Mallorca wurden Höchsttemperaturen gemessen, in Griechenland, Zypern und Algerien wüten Waldbrände. Auch drei der beliebtesten griechischen Urlaubsinseln sind betroffen: Rhodos, Korfu und Euböa. Zigtausende Urlauber:innen wurden evakuiert und warten teils in Notunterkünften auf ihren Rückflug.

Schuld ist der Klimawandel: Ohne unsere CO2-Emissionen wären diese Hitzewellen "praktisch unmöglich", heißt es in einer neuen Studie. Wie die wissenschaftliche Initiative "World Weather Attribution" (WWA) berichtet, zeigt die Forschungsarbeit, dass extreme Hitzewellen in Europa und den USA keine seltenen Ereignisse mehr sind. Und da wir weiterhin fossile Kraftstoffe verbrennen, ist das mit hoher Wahrscheinlichkeit erst der Anfang.

Werden wir künftig noch am Mittelmeer Urlaub machen?

Schon im letzten Bericht des Weltklimarats IPCC wurde die Mittelmeer-Region als Hotspot des Klimawandels genannt. Peter Bissolli vom Deutschen Wetterdienst bestätigte im WDR: "Wir sehen schon jetzt eine deutliche Zunahme von Hitzewellen am Mittelmeer. In Zukunft wird das nur noch häufiger vorkommen." Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach schrieb auf Twitter aus dem Italienurlaub, wenn das so weitergehe, gehe eine Ära zu Ende, weil diese Urlaubsziele langfristig keine Zukunft mehr hätten. Prof. Harald Zeiss, Experte für Nachhaltigkeit im Tourismus, bekräftigte im Heute Journal, dass wir Veränderungen bei den Tourismusströmen erleben werden: Im Mittelmeerraum würden sie eher ab- als zunehmen.

Meteorologe, Klima- und Ozeanforscher Mojib Latif geht laut MDR ebenfalls davon aus, dass das Mittelmeer künftig nicht mehr die erste Wahl für Sommerurlauber:innen sein wird. Das glaubt auch Andreas Kagermeier. Er lehrt an der Universität Trier Freizeit- und Tourismusgeographie. Mit Blick auf Südeuropa sagte er: "Wir gehen schon davon aus, dass sehr viel stärker ins Frühjahr und den Herbst ausgewichen wird." Einige der Urlauber:innen, die in den Sommerferien verreisen müssen oder wollen, werden sich langfristig eher Ziele weiter im Norden suchen – die Küsten Großbritanniens könnten laut einem Bericht der EU-Kommission zu neuen Hotspots werden.

Es ist traurige Ironie, dass unsere Flugemissionen zum Klimawandel beitragen, welche die "Urlaubsländer" am Mittelmeer immer heißer und vielleicht eines Tages sogar unbewohnbar werden lassen. Doch Kagermeier hat wenig Hoffnung auf ein Umdenken: "Ich will nicht defätistisch werden, aber der (Urlauber) ist sehr an seinem eigenen Genuss orientiert, nicht an den Ländern und er vergisst sehr schnell. Das haben wir nach dem 11. September gesehen. Das haben wir nach anderen Terroranschlägen in Nordafrika gesehen. Das merken wir auch, wenn irgendwo ein großer Waldbrand war – im nächsten Jahr sind die Touristen doch wieder da."

Verwendete Quellen: MDR, WDR, Zeit.de, Tagesschau, Heute Journal

sar Brigitte

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