Anzeige

One Night in Bangkok Verrückter Trip durch Thailands Hauptstadt

Erleben
© Enver Hirsch
Nur für einen Stopover ist Bangkok viel zu schade: Die Stadt voller Gegensätze und Gold-Buddhas hat sich von ihren harten Lockdowns erholt – und Nikola Haaks ließ sich vom neuen Spirit mitreißen.

Wir landen planmäßig in Bangkok – aber ohne Gepäck. Der erste Gedanke: Shit! Der zweite: Come on, es gibt sicher 100 schlimmere Orte, an denen man ohne Koffer ankommen kann, wir fahren einfach vom Flughafen direkt in die Mall ... Äh, Moooment: Wir stehen uns ungefähr drei Stunden lang durch den Nachmittagsverkehr zur Mall. Dann ein paar Unterhosen, ein paar T-Shirts, für Fotograf Enver ein Stativ kaufen – und ab nach Chinatown, wo wir zur Peking-Ente erwartet werden. Köstlich!

Und danach ins Hotel? Nö, wir sind irgendwie zu wach, obwohl wir seit 18 Stunden auf den Beinen sind. Wir wollen gleich die volle Dröhnung Bangkok, schlafen können wir zu Hause! Also stürzen wir uns in Chinatowns Straßen und schlängeln uns, beleuchtet von krachender Neon-Reklame, durch die wilden Gerüche und den Rauch der Streetfood-Stände, werden von Tuk-Tuk-Taxen überholt und sind wie im Rausch. Am Ende landen wir in einer Cocktailbar, die aussieht wie in Berlin. One Night in Bangkok, Prost!

Buddha bei die Fische

Bangkok: Buddha Statue
Psst, du möchtest einen Bhudda kaufen? Das geht in Bangkok an (fast) jeder Ecke
© Enver Hirsch

Die Thais halten es mit ihrem Glauben wie mit einem Buffet: Man nimmt sich, was man mag. 95 Prozent sind Buddhist:innen, aber bevor der Buddhimus ins Land kam, vertrauten sie auf Naturgottheiten und Geister. Dieser (Aber-)Glaube lebt nach wie vor und nimmt, gepaart mit der Kitschliebe der Thais, manchmal irre Formen an. In Bangkok gibt es an jeder Ecke irgendwelche bunten Schreine und massenhaft Buddhas, gern auch aus Kunststoff. Sie werden auf Lieferwagen oder Mopeds hin und her transportiert wie andernorts Möbel. So ein Buddha – ob vor die Tür gestellt oder um den Hals gehängt – soll Unglück vertreiben. Die berühmteste Statue Bangkoks, den riesigen liegenden Buddha, kann man im Wat-Pho-Tempel bestaunen, einer weitläufigen Anlage mit vielen verschiedenen Tempeln. Auf dem Gelände in der Nähe des Flusses befindet sich übrigens auch die beste Thai-Massage-Schule des Landes, und wer eine gute (und günstige) Behandlung haben möchte, kann sie direkt hier vor Ort buchen!

Die Königin des Krabben-Omeletts

Genießen
Es schmeckt an jeder Ecke!
© Enver Hirsch

Wer bei Jay Fai ab 14 Uhr essen möchte, sollte sich morgens um sechs anstellen. Klingt schräg? Ist es auch. Aber es funktioniert. Die 75-jährige Köchin, die in Bangkoks Altstadt (327 Maha Chai Road) ihr kleines Streetfood-Restaurant betreibt, bekam 2017 vom "Guide Michelin" einen Stern für ihr Krabben-Omelett verliehen, und seitdem drehen alle durch. Wir nehmen allein drei Anläufe. Es ist nämlich so, dass man, endlich an der Reihe, nur eine Nummer zugeteilt bekommt und eine ungefähre Uhrzeit. Ist man aber nicht da, wenn man aufgerufen wird, verfällt die Anmeldung. Irgendwann essen wir dann doch noch auf Plastikstühlen vor grünen Badezimmerkacheln unser Krabben-Omelett. Hat sich der Stress gelohnt? Ich weiß nicht. Aber Jay Fais Look ist ein echter Hingucker: Armee-T-Shirt, Wollmütze und eine Taucherbrille, um sich gegen Funkenflug zu schützen. Mrs. Krabben-Omelett kocht anders als die anderen, nämlich über offenem Feuer statt auf Gas. Soll ja nicht zu einfach werden. Die Frau hat ihre Prinzipien.

Alles im Fluss

Telefon
Die Promenade der futuristischen "Icon Mall"
© Enver Hirsch

Ja, der Fluss. Er ist Bangkoks Lebensader, Chao Phraya heißt er. Aber ganz ehrlich: Murray Head hatte Recht, als er in "One Night in Bangkok" vom "Muddy Old River" sang – selten habe ich einen brauneren gesehen. Man möchte wirklich nicht reinfallen. Schick ist es auf der neuen Promenade vor der futuristischen "Icon Mall", doch seinen eigentlichen Reiz entfaltet der Chao Phraya, wenn man durch seine Kanäle, die Khlongs schippert, denn dann sieht man auf der Hinterbühne der Stadt viel vom Alltag der Thais. Am Sonntag fahren wir ein bisschen raus aufs Land, auf einem Sandweg steht plötzlich ein Schwein, dann kommt ein Parkplatz. Dort, am Ufer des Khlong Lat May ist ein riesiger Floating-Market für die Bäuerinnen und Bauern der Umgebung. Wir lassen uns zwischen frittierten Seidenraupen und fermentierten Fischen durch die Menge schieben und gucken den Frauen zu, die ihre Waren direkt vom Boot aus verkaufen.

Lebt die Khao San Road noch?

Bangkok: Verrückt vor Glück
Nikola Haaks auf der legendären Khao San Road
© Enver Hirsch

Ich gehöre zur Generation "The Beach". Erinnerst du dich noch? Der legendäre Film mit Leonardo DiCaprio, der auf einer einsamen thailändischen Insel übel endete und in der Khao San Road begann? Vor dem Film war die Khao San eine bei Backpackern beliebte Straße irgendwo in Bangkok. Nach dem Film war sie eine Naturgewalt, durch die sich täglich Menschenmassen wälzten – vor allem abends. Man trank und feierte bis zum Umfallen, snackte gegrillte Skorpione am Spieß und buchte am nächsten Morgen den Bootstransfer auf die Inseln. Ein paar Reisebüros und die gegrillten Skorpione gibt es heute noch, aber Menschenmassen? Fehlanzeige. Zur blauen Stunde durch die Khao San und die nahe gelegene Ram Buttri zu bummeln ist geradezu romantisch. Kleine nette Bars, ein paar Shops, Schummerlicht. Tipp: Mit dem Flussboot Nr. 13 zur Haltestelle Phra Athit fahren und von dort aus loslaufen.

Unsere Reisetipps für Bangkok

Bangkok: Verrückt vor Glück
Morgenstimmung im Lumphini-Park Hier trifft sich in der Frühe halb Bangkok zum Tai-Chi oder Joggen
© Enver Hirsch

Hotels

Sala Rattanakosin. Schickes Boutique-Hotel in einer quirligen Altstadt-Gasse direkt gegenüber vom Wat-Pho-Tempel. Die in Weiß-Schwarz gehaltenen Zimmer haben Fluss- oder Tempelblick, beides ist toll! Wie das Restaurant mit Terrasse am Wasser. DZ ab 150 Euro (39 Maha Rat Road, Tel. 02/622 13 88, salahospitality.com).

Phranakorn Nornlen. Eine kleine Oase mit 31 bunten, individuellen Zimmern und großem Garten in einem Wohnbezirk des Viertels Banglamphoo, circa 20 Minuten Fußweg zur Khao San Road. DZ ab 30 Euro (46 Krung Kasem Road, Tel. 02/628 81 88 90, phranakorn-nornlen.com).

Josh Hotel. Cooler Hostel-Style und günstig, mit Cocktailbar, schönem Restaurant und kleinem Pool – alles im neuen Hip-Viertel Ari. DZ/F ab 27 Euro (19/2 Ari 4 Fang Nua Alley, Tel. 02/102 49 99, joshhotel.com).

Restaurants

Lek & Rut. Der "Gosch" von Chinatown. Man sitzt wie überall auf Plastikhockern an der Straße, aber das Personal trägt durchweg rote Schürze! Gegrillte Riesengarnelen kosten ca. 8 Euro (Phadung Dao Road).

Krua Apsorn. Nicht vom Plastik-Neon-Look irritieren lassen, hier wird bestes Thaifood serviert! Sieht man auch daran, dass vor allem Einheimische zum Essen kommen – z. B. für Currys (10 Euro) oder "Miang Kham" (Pfefferblatt-Wraps, 4 Euro; 169 Dinso Road, Tel. 80/550 03 10).

Salt. Schicker Laden in Ari: viel Glas, viel Holz, nette Terrasse. Die Küche ist Fusion: Sushi, Pizza, Pasta und Steaks. Hauptgerichte ab 12 Euro (7 Phaholyothin Road, Tel. 98/742 49 89, saltbangkok.com).

Wallflowers. Cafe und Bar mitten in Chinatown, super netter Gewächshaus-trifft-Berlin-Mitte-Altbau-Style, und die Kuchenauswahl kann sich auch sehen lassen (31–33 Soi Nana, Tel. 90/993 86 53).

Erleben

Dinner Cruise. Stilvolles Abendessen inklusive Sundowner auf einem Flussboot. Am Pier hinterm neuen "Icon Siam"-Komplex geht’s los und für circa 3 Stunden dann auf den Chao Phraya, während ein Vier-Gänge-Menü serviert wird. Ab 75 Euro (banyantree.com/thailand/bangkok/dining/saffron-cruise).

Boot statt Taxi. Wer schnell rumkommen, dabei aber viel sehen möchte, nimmt ein Flussboot (Hop-on-Hop-off-Boats, Tageskarte 4 Euro, chaophrayatouristboat.com) oder fährt auf dem Saen-Saep-Kanal (Tickets ab 30 Cent, transitbangkok.com/khlong_boats.html).

Brigitte

Mehr zum Thema

VG-Wort Pixel