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Bambi Mercury "Es ist verrückt, sich auf Reisen wie ein Mensch zweiter Klasse zu fühlen"

Bambi Mercury auf einem Presse-Event 2022
© R. Schmiegelt / Future Image / imago images
Wie ist es, als queere Person zu verreisen und wie ist es, "in drag" unterwegs zu sein? Bambi Mercury ist eine der bekanntesten Drag Queens Deutschlands. Wir haben mit ihr über Reise-Hindernisse für die LGBTQIA+ Community gesprochen.

Bambi Mercury ist unter anderem bekannt aus Serien wie "Queen of Drag" oder als Jurymitglied der neuesten Staffel "Viva la Diva". Zusammen mit "Booking.com" setzt sie sich für inklusives Reisen ein, das Menschen aus der LGBTQIA+ Community ermöglicht, sichere Urlaube zu genießen. Denn selbst in den beliebtesten Touri-Hotspots ist ein sicherer Urlaub für sie teilweise nicht möglich. "Als jemand, der im Showbusiness arbeitet und viel reist, liegt mir das Thema natürlich am Herzen. Ich möchte selbst sicher von A nach B kommen", erklärt die queere Ikone in einer Pressemitteilung. Die Online-Plattform setzt sich für zertifizierte Unterkünfte ein, die es queeren Menschen leichter machen, sorgenfrei zu reisen. Außerdem hat sie in diesem Jahr ihre "Travel Proud"-Studie zu aktuellen Herausforderungen und Entwicklungen vorgestellt.

BRIGITTE: Zunächst einmal für die Leser:innen, die sich unter dem Begriff "inklusives Reisen" nicht viel vorstellen können, einmal in deinen Worten: Was meint das genau?
Bambi Mercury: Generell geht es bei inklusiven Reisen darum, dass Urlauberinnen und Urlauber die gleichen Rechte und Möglichkeiten haben wie alle anderen Reisenden.

Wie sind deine eigenen Reiseerfahrungen als queere Person?
Ich habe hier das perfekte Filmzitat: 

"Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen, man weiß nie, was man bekommt." (Forrest Gump)

Und genauso verhält sich das auch bei meinen Reisen. Positiv wie negativ. Das Positive überwiegt, aber das Negative bleibt meist hängen. Ich blicke aber positiv in die Zukunft. Laut einer aktuellen Studie von "Booking.com" geben über vier Fünftel (82 Prozent) der LGBTQIA+-Reisenden in Deutschland an, dass sie positive Interaktionen erlebt haben. Das gibt auf jeden Fall Grund zur Hoffnung.

Verreist du manchmal "in drag"?
In Drag reise ich gar nicht. Ich versuche so gut wie es geht, alles im Voraus zu Planen. Gibt es vor Ort Möglichkeiten, sich "ready“ zu machen? Wie ist es mit dem Zeitmanagement? Einige Veranstalter und Veranstalterinnen schreiben mir meist, ich soll doch einfach mit dem Taxi kommen, sehen aber nicht, was dies alles für Probleme mit sich bringt. Ich fahre so gut wie nie mit Öffentlichen Verkehrsmitteln in Drag und mit dem Taxi nur, wenn es gar nicht geht.

Wie ist es, wenn du "out of drag" verreist?
Ich werde nicht anders behandelt als andere Reisende. Ab und an werde ich dann doch erkannt und es entstehen lustige Gespräche und Selfies.

Wie hast du dich in den jeweiligen Situationen gefühlt?
Es ist verrückt sich wie ein Mensch zweiter Klasse zu fühlen. Im eigenen Safe Space ist alles Normalität. Aber wenn dann beide Welten zusammenprallen, merkt man schon, wie anders es ist, in seiner eigenen Bubble zu leben. Dinge , mit denen man sich kaum auseinandersetzen muss, kehren in solchen Situationen dann immer wieder zurück.

Studie zu inklusivem Reisen

Laut der Travel-Proud-Studie 2023 von "Booking.com" werden positive Reiseerlebnisse für queere Menschen häufiger und stärken das Selbstvertrauen der LGBTQIA+-Community. Über vier Fünftel (82 Prozent) der LGBTQIA+-Reisenden in Deutschland geben an, dass sie positive Interaktionen erlebt haben – vor allem in Interaktionen mit Unterkünften:

  • 38 Prozent der deutschen Befragten haben vor der Ankunft eine freundliche und informative Korrespondenz mit der Unterkunft geführt (24 Prozent in Deutschland im Jahr 2022).
  • 48 Prozent der deutschen Reisenden sagen, dass sie bei der Ankunft einen großartigen ersten Eindruck hatten, zum Beispiel durch Begrüßungsgetränke und freundliches Personal (37 Prozent in Deutschland im Jahr 2022).

Über 1.500 Unterkünfte in Deutschland tragen bereits die Zertifizierung "Travel Proud".Mit der Initiative zielt die Online-Plattform darauf ab, das Reisen für alle einfacher zu machen, damit queere Menschen mit einem sicheren Gefühl reisen können. Das Portal will dafür sorgen, dass ...

  • LGBTQIA+-Menschen mit einem sicheren Gefühl reisen:
    Zertifizierte Unterkünfte werden mit der Travel Proud-Kennzeichnung markiert. Diese Unterkünfte verpflichten sich, jedem und jeder besuchenden Person eine besonders herzliche Gastfreundschaft zu bieten. Reisende können sicher sein, dass sie sich in der Unterkunft nicht verstellen müssen.
  • Unterkünfte besonders inklusiv werden:
    Das Proud Hospitality-Training, das in Zusammenarbeit mit den Expert:innen für Inklusion von HospitableMe durchgeführt wird, hilft den Partnerunterkünften dabei, LGBTQIA+-Reisenden einen inklusiven Aufenthalt zu bieten.
  • Eine inklusivere Ansprache gelebt wird:
    Bei der Buchung müssen Reisende in den meisten Fällen keine geschlechtsspezifische Anrede mehr wählen. Zudem haben sie eine größere Auswahl an Genderoptionen, wenn sie ein Konto auf der Seite erstellen.
Bambi Mercury PR Bild
© Bambi Mercury

Was würdest du dir politisch für queere Menschen auf Reisen wünschen?
Keine Toleranz! Niemand möchte toleriert werden. Akzeptanz ist das Zauberwort. Sicherheit und einfach genauso behandelt zu werden, wie jeder oder jede andere Reisende.

Was wird schon gemacht, wovon können queere Menschen auf Reisen bereits profitieren?
Es gibt viele queere Menschen, die in dieser Branche tätig sind und einen Einfluss haben. Bei Booking.com zum Beispiel kann man sich schlau machen und "Travel Proud“-zertifizierte Unterkünfte finden. Diese Unterkünfte verpflichten sich, jedem Besucher und jeder Besucherin gastfreundlich entgegenzukommen.

Und was sind deine Gedanken zu dieser Aussage: "Reisen ist auch eine politische Entscheidung“?
Wir sind alle selbst für unser Handeln verantwortlich. Wir entscheiden selbst, in welches Land wir reisen wollen, welches wir mit unserem Geld unterstützen. Kann ich wirklich in einem Land Urlaub machen, wo Frauenrechte mit den Füßen getreten werden und queere Menschen gefoltert oder sogar getötet werden? Es gibt einige Länder, die ein gewisses "Pinkwashing" betreiben, aber hinter den Kulissen sieht es dann doch ganz anders aus. Ich rate daher: Am besten vorher gut recherchieren, wo die Reise endgültig hingehen soll.

lkl / csc Brigitte

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