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Magisches Ägypten Auf den Spuren des Pharao

Auf Pharaonenspuren: Ägypten Pyramiden
Der Klassiker – die Pyramiden von Gizeh im Morgenlicht – bevor der Trubel losgeht
© Christian Kerber
Nikola Haaks kannte Ägypten vor allem von der Strandliege aus, die Kultur hat sie immer schön ignoriert. Bis jetzt: Auf den Spuren von Tutanchamun ging es nach Kairo, Luxor, ins Tal der Könige und an den Nil.

Kairo, 23.30 Uhr

Aufgerissene Häuser ziehen in der Dunkelheit an mir vorbei, sie sehen aus wie offene Wunden. Anscheinend wurde einfach die Außenwand weggeschnitten, man sieht noch die Kinderzimmer- und die Küchentapeten, bunt gestrichene Wände. "Was ist hier passiert?", frage ich etwas irritiert unseren Guide Abdul. "Sie verbreitern die Straße", antwortet er, "deswegen haben sie von den Häusern was weggenommen." Ach so, na dann. "Und die Leute?" – "Die bekommen woanders neue Wohnungen …"

Chaos in Kairo

Willkommen in Kairo! Wir sind vor Kurzem gelandet und quälen uns durch den immer noch mehr als dichten Verkehr auf einer der Hauptschlagadern der Stadt. Busse, Pkw, Mopeds und Eselskarren teilen sich die Ring Road. Es wird gehupt, gedrängelt und immer wieder gebremst. Fahrbahnspuren gibt es nicht, Kairos Einfädelungsprinzip ist legendär. Laut einer Studie der American University würde der Verkehr mit Spuren total kollabieren – so ist er nur kurz davor. Aber ich habe dadurch ausreichend Zeit, mir diese seltsamen Häuser anzugucken, dazwischen dunkle Gassen, freiliegende Stromkabel, hier und da ein kleiner Shop mit blinkender Neon-Schrift.

Auf Pharaonenspuren: Ägyptens Landschaft
Biblisch – Die Landschaft bei Luxor am Ufer des Nil
© Christian Kerber

Meine bisherigen Erfahrungen mit Ägypten beschränken sich auf El Gouna, ein künstlich angelegter Badeort am Roten Meer. Hotels, dicke Villen, weißer Strand, man geht schnorcheln, alles schick. Und dann ist da noch dieser Pharao, dessen Grab-Beigaben Anfang der 80er-Jahre als Sensation durch die Museen der Welt tingelten und auch im Hamburger "Museum für Kunst und Gewerbe" zu bestaunen waren: Tutanchamun. Ich war damals zehn Jahre alt, und der Begriff "Sarkophag", den ich bis dahin höchstens mal auf einer "Drei Fragezeichen"-Kassette gehört hatte, bekam eine neue Dimension.

Die goldene Maske mit den markanten schwarz umrandeten Augen, der Schmuck, die Kostbarkeiten und die kleinen steinernen, türkisgrünen Käfer, Skarabäus genannt, die man sich als Glücksbringer an eine Kette hängte. Ich erinnere mich noch, wie ich völlig fasziniert mit meiner Mutter zwischen den gläsernen Vitrinen umherlief. 100 Jahre ist es jetzt her, dass das Grab des Pharao entdeckt wurde. Und jetzt bin ich da, wo alles begann.

Tal der Könige, 8.40 Uhr

Es ist noch nicht so heiß um diese Uhrzeit, wir besuchen das Haus, in dem Howard Carter, der englische Ägyptologe, während seiner Ausgrabungen Anfang der 20er-Jahre wohnte. Sein Hut hängt noch am Garderobenhaken im Büro, auf dem Schreibtisch liegen Stifte, als würde er gleich auf seinem Esel von der Arbeit zurückgeritten kommen. Es macht Spaß, durch die noch möblierten Räume dieses weißen Lehmgebäudes zu streifen und sich vorzustellen, wie er hier wohl gelebt hat – angeblich war die Tochter seines Finanziers Lord Carnarvon zeitweilig seine Geliebte …

Gräber im Tal der Könige

Das Tal der Könige liegt etwas nördlich von Luxor, knapp 700 Kilometer von Kairo entfernt. Dass Carter das Grab entdeckte, war eine Sensation. Fast alle anderen waren von Räubern geplündert worden, aber das von Tutanchamun hatten sie irgendwie übersehen. Als Kind dachte ich immer, der Pharao müsse ein sehr, sehr bedeutender Herrscher gewesen sein, bei all den Kostbarkeiten die man bei ihm gefunden hatte. Aber sein Grab war einfach nur das einzige, das noch vollständig erhalten war. "King Tut", wie der ägyptische Historiker Prof. Khaled Gharib ihn nennt, der uns am Vorabend im Hotel einen Vortrag gehalten hatte, "was not a king of actions".

Auf Pharaonenspuren: Kamel
Fotogen – Kamele dürfen an den Pyramiden nicht fehlen. Dies hier heißt Moses
© Christian Kerber

Ich lerne auch, dass Friedfertigkeit im alten Ägypten keine Tugend an sich war. Tutanchamun hätte an den Grenzen des Landes seine Macht demonstrieren müssen, doch er war eher zurückhaltend. Vielleicht auch nur zu jung, er war 19, als er starb. Angeblich durch einen Reitunfall. Irgendwie charmant, dass der farbloseste aller Pharaonen ungefähr 3000 Jahre später zum Popstar wird und Menschenmengen anzieht.

Eine blonde Sensation für die Ägypterinnen

Einige Stunden später werde ich selbst zum Insta-Star. Völlig ermattet von der Mittagshitze sitze ich im Schatten auf einer Stufe des Hatschepsut-Tempels, der in der Nähe des Tals der Könige liegt. Touristen strömen an mir vorbei, denn dieser riesige Tempel mit der großen Freitreppe ist einer der besterhaltenen hier in der Gegend. Da kommen plötzlich zwei junge Ägypterinnen mit Kopftuch auf mich zu und fragen, ob sie ein Selfie mit mir machen dürfen.

"Äh, mit mir?" – "Yes!" – "Na okay." Smile, klick, dann kommen ihre Freundinnen, auch sie wollen alle eines. Schließlich machen wir noch ein Gruppenfoto, und alle bedanken sich überschwänglichst, wobei ich fieberhaft überlege, mit wem sie mich wohl verwechselt haben könnten. Da sagt eine Stimme neben mir: "You made their day!" Sie gehört einer Studentin aus Kairo, Mariam. "But why?" – "Sie kommen vom Land, und wenn sie blonde Frauen sehen, ist das sehr exotisch für sie. Sie dachten wahrscheinlich, du bist Amerikanerin!"

Luxor, 12 Uhr

Ach, der Herr Sarkozy war gerade hier? Vier Wochen mit der ganzen Familie? Schön! Wir stehen auf dem Balkon einer Suite des legendären "Winter Palace", das in Luxor direkt am Nil liegt. Britischer Kolonialstil, wüstengelb gestrichen, fünf Sterne – ein typisches altes Grand Hotel. Der Blick geht vorn auf den Fluss, hinten in einen üppigen tropischen Garten, drinnen knarzt das Parkett unter den Füßen. Auf der Terrasse verkündete Carter 1922 seine Entdeckung. Das Haus wurde zum absoluten Hotspot für Society und Wissenschaftler, Agatha Christie soll hier ihren Roman "Tod auf dem Nil" geschrieben haben. Man kann es sich wunderbar vorstellen, im Salon mit seinen schweren Gardinen und viktorianischen Sesseln.

Eindrucksvolle Gegend um den Nil

Seine eigentliche Faszination entfaltet Luxor aber zur blauen Stunde. Wir besuchen den nahe gelegenen Luxor-Tempel mit der sich anschließenden Sphinx-Allee. Der vor rund 3400 Jahren erbaute fast drei Kilometer lange Prozessionsweg wurde nach aufwendiger Sanierung letztes Jahr wiedereröffnet, Hunderte Sphinxe säumen ihn, spektakulär beleuchtet. Vor allem wenn die Sonne langsam untergeht, ist dies ein absolut magischer Ort.

Sowieso der Nil! Sobald wir Luxor verlassen, fahren wir durch eine nahezu biblische Landschaft, gespeist von seinen Wassern. Durchzogen von Kanälen ist die Umgebung hier sehr grün, die Menschen leben von der Landwirtschaft. Zuckerrohrfelder und üppige Palmenhaine wechseln sich ab, dazwischen kleine Dörfer mit Lehmhäusern, vor denen Esel und Ziegen grasen. Eselfuhrwerke sind hier das Hauptverkehrsmittel – es sieht aus, wie zu Carters Zeiten.

Kairo, 15 Uhr

Wir sind zurück in dieser Wahnsinnsstadt, totales Kontrastprogramm. Natürlich besuchen wir auch die Pyramiden, die tatsächlich kleiner wirken als auf den Fotos, die man kennt. Und mir war nicht klar, dass die Stadt ihnen so nah gekommen ist. Das ist das eigentlich Skurrile: hier diese jahrtausendealten Bauwerke, im Rücken ein ganz normales Wohnviertel, Mietshäuser, Läden. Auf dem Weg ins Ägyptische Museum kommen wir wieder an den aufgeschnittenen Häusern vorbei. Kairo ist wie ein irrer Film, der an mir vorbeizieht. Menschen und Autos ohne Ende, Gebäude in allen Aggregatzuständen, Dachterrassen, auf denen Ziegen und Hühner leben. Und der Soundtrack des Ganzen: ein andauerndes Hupkonzert.

Die Stadt Kairo mit all ihren schönen Facetten

Auf Pharaonenspuren: Mosaik Decke im Café
1001 Nacht – Das berühmte "Naguib Mahfouz Cafe" in Kairo
© Christian Kerber

Dann plötzlich wird es schick, wir fahren die "Kasr el Nil" entlang. Fassaden aus dem 19. Jahrhundert, ein bisschen Madrid-Feeling, Shops, Cafés – ein ganz anderes Bild von Kairo. Schließlich landen wir im Souk. Hier wuselt es wieder, Gerüche kommen aus allen Ecken des Basars, Gewürze, Weihrauch, Datteln. Wir machen einen Stopp im legendären "Naguib Mahfouz Cafe", benannt nach dem 2006 verstorbenen ägyptischen Literatur-Nobelpreisträger, der in diesem 1001-Nacht-Restaurant ein- und ausging. Es gibt fantastisches Hummus, Taboulé, eine Art Petersiliensalat, und Tahini, ein Sesammus, in das ich mich reinlegen könnte!

Danach stürzen wir uns wieder in die engen Gassen. Und dann sehe ich die Skarabäen. Türkisgrün. Ich kaufe einen. Der Händler will mir mehr andrehen, aber ich will nur den einen in genau der Farbe. Er erinnert mich an damals, als Tutanchamun uns in Hamburg besucht hat.

Nikolas Reisetips für Ägypten

Auf den Spuren des Pharao

Die "100 Jahre Tutanchamun"-Spezialrundreise kann als Paket gebucht werden. Inkludiert sind 4 Nächte Nilkreuzfahrt, auf einem Schiff der Superior-Kategorie mit Vollpension, 3 Nächte Kairo in einem Hotel der Komfortkategorie mit Halbpension, z. B. im "Mövenpick Media City" (rund 25 Fahrminuten von den Pyramiden von Gizeh entfernt), Ausflüge und Besichtigungen (Tal der Könige, Ägyptisches Museum, diverse Tempel) sowie die Inlandsflüge; ein mehrsprachiger Tourguide begleitet die Gruppe. Buchbar über FTI (7 Nächte mit Flug p. P. ab 1490 Euro, fti.com).

Übernachten

Hilton Luxor Resort & Spa – Das Hotel mit seiner stylishen Terrassen- und Pool-Landschaft liegt direkt am Nil. Die Zimmer sind klassisch, aber der Außenbereich ist nicht zu toppen – wer hier ein Dinner am Fluss genießt, fühlt sich wie im siebten Himmel. DZ/F ab 95 Euro (Karnak/Luxor, Tel. 00 20/95/239 99 99, hilton.com).

Winter Palace – Ein Grandhotel wie es im Buche steht – nur mal reingehen lohnt sich schon! Aber wer mal mit der Prominenz frühstücken möchte, sollte einchecken. DZ/F ab 100 Euro (Luxor, 17 Corniche el Nile St., Tel. 00 20/95/238 04 22, sofitel-winter-palace-luxor.h-rez.com).

Genießen

Naguib Mahfouz Café – Durch eine unscheinbare Tür geht es in einen Traum von 1001 Nacht mitten im Souk von Kairo. Allein wegen der orientalischen Einrichtung ein Genuss! Und man kann kurz mal entspannen, bei einem Kaffee oder ausgiebigen Lunch –das Essen ist hervorragend! (Kario, 5 Sekat Al Badstan, facebook.com/KhanElKhaliliRestaurantAndCafe)

Erleben

Auf Pharaonenspuren: Stein Statue
Diese Statue ist eine Memnonkolosse, die unweit vom Tal der Könige nebeneinander stehen – direkt an der Straße bei einem kleinen Dorf
© Christian Kerber

Ägyptisches Museum – Eigentlich sollte das neue Grand Egyptian Museum (GEM) –ein moderner Bau aus Beton und Glas – schon fertig sein, aber hier ticken die Uhren manchmal anders. Daher kommen Besucher:innen noch in den Genuss des alten Museums, das speziellen Charme hat: Vollgestellt bis unter die Decke und zum Anfassen nah, findet sich hier die weltgrößte Sammlung altägyptischer Kunst (Kairo, Tahir-Platz, egyptianmuseumcairo.com).

Karnak- und Luxor-Tempel – Die Karnak-Tempel sind die größte Tempelanlage von Ägypten und mit dem Luxor-Tempel durch die gerade restaurierte fast drei Kilometer lange Sphinx-Allee verbunden – die besonders mit Abendbeleuchtung ein Erlebnis ist (Öffnungszeiten Karnak-Tempel 6 bis 17.30 Uhr, Luxor-Tempel 6 bis 22 Uhr).

Brigitte

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