Anzeige

ADHS in Partnerschaften Wichtige Dynamik-Regeln für mehr Harmonie in der Beziehung

Liebespaar
© bnenin / Adobe Stock
ADHS in Partnerschaften kommt häufiger vor, als man vielleicht zunächst annehmen mag. Das Verrückte: Manche Paare bemerken erst nach einiger Zeit, dass so manche Probleme in Beziehungen dort ihren Ursprung haben, andere nie. Umso wichtiger, die Thematik sichtbar zu machen und darüber aufzuklären, welche Dynamik-Regeln einem in Konfliktsituationen helfen können.

Schätzfrage: Was glaubst du, wie viele Menschen in Deutschland haben eine Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung, kurz ADHS? Spoiler: Es sind mehr, als du vermutlich im Kopf hast, dazu am Schluss des Textes aber mehr. Eine mögliche Erklärung könnte womöglich der Kontext sein, in dem wir darüber nachdenken. Das Liebesleben wird selten mitgedacht, "weil wir über ADHS meistens im Leitungskontext sprechen: Schule, Ausbildung, Beruf", erklärt Journalistin Angelina Boeger gegenüber "deutschlandfunknova". Sie selbst hat ihre ADHS-Diagnose selbst vor zwei Jahren bekommen.

Dabei bleibt aber immer wichtig zu betonen: ADHS ­lässt sich – wie viele andere psychische Erkrankungen – nicht pauschalisieren. Alle Beziehungen und Menschen sind individuell und dementsprechend ist auch jede Beziehungsproblematik subjektiv zu betrachten. Dennoch gibt es typische Verhaltensweisen und daraus resultierende Problematiken. Gewisse Dynamik-Regeln können Struktur in den Beziehungsalltag bringen und dabei helfen, die Beziehung zu stabilisieren beziehungsweise das Konfliktpotenzial zu senken.

Wie wirkt sich ADHS im Alltag auf die Beziehung aus?

Die Symptome von ADHS sind ziemlich umfassend, alle gemeinsam haben sie jedoch, dass sie sowohl das Verhalten als auch die funktionellen Fähigkeiten beeinträchtigen und es zu zahlreichen Schwierigkeiten im Alltag kommen kann. Diese können sich beispielsweise in emotionaler Labilität, Stressresistenz, Unordnung, Selbstzweifeln und gestörten sozialen Interaktionen ausdrücken. Meist hat dies nicht nur Auswirkungen auf den:die Betroffene:n selbst, sondern eben auch auf das Umfeld und die Beziehunspartner:innen.

Dynamik-Regeln bei ADHS

  1. Zunächst einmal ist es wichtig, dass beide Partner:innen zu gleichen Teilen aktiv an der Gestaltung dieser Regeln beteiligt sind. Warum ist das wichtig? Weil dadurch ein Verständnis für die Sorgen und Probleme der jeweils anderen Person entsteht. Es klingt wie eine blöde Floskel, allerdings ist Kommunikation tatsächlich der größte aller Schlüssel. Wer seine Emotionen nach außen trägt, hat eine viel höhere Wahrscheinlichkeit auf Klarheit, Verständnis und Annahme. Einmal etabliert, können solche Dynamik-Regeln helfen, den Energiefluss innerhalb der Partnerschaft zu verbessern.
  2. Wichtig ist auch, dass die Bereitschaft von beiden Seiten da ist, selbst wenn das bedeutet, dass man eventuell auch mal zurückstecken muss. Die Person mit ADHS muss lernen, Verantwortung für sein:ihr Handeln zu tragen und zuzuhören. Der:die Partner:in muss im Gegenzug Geduld haben, Verständnis aufbringen und versuchen die – teilweise sprunghaften Gedankengänge – nachzuempfinden. Auch, wenn das vielleicht nicht immer leicht ist. Kurz gesagt: Kompromissbereitschaft. 
  3. Leute mit ADHS sind sehr sprunghaft und das Leben ist meist gezeichnet von Stimmungsschwankungen. Betroffene haben meist zwei Gesichter, sind auf der einen Seite sehr unterstützend, können im nächsten Moment allerdings auch aus heiterem Himmel in einer Abwärtsspirale aus dunklen Gedanken festhängen. Was da besonders gut hilft, ist Routine. Eine Struktur für regelmäßige Gespräche finden, verschiedene Kommunikationsmöglichkeiten durchgehen, gemeinsam Problemlösungsstrategien entwickeln. Das stärkt das Bindungsgefühl.

Um die Schätzfrage am Anfang aufzulösen: Wie das Diagnostiksystem für psychische Störungen (DSM 5) gegenüber dem Infoportal adhs.info mitteilt, leiden ungefähr 2,5 Prozent der erwachsenen Bevölkerung an ADHS. Eine weitere repräsentative Studie legt nahe, dass etwa 4,7 Prozent der erwachsenen Deutschen ADHS haben. Ungefähr 70 Prozent der im Kindes- und Jugendalter diagnostizierten Betroffenen, zeigen auch ohne vollständiges Ausfüllen der ADHS-Kriterien immer noch einzelne Symptome und Beeinträchtigungen.

Fazit: Partnerschaften mit ADHS erfordern viel Arbeit von beiden Seiten – aber es lohnt sich. Mit Geduld, Verständnis und Kompromissbereitschaft können Paare gute Fortschritte machen. Mit dynamischen Regeln als Grundlage kann man eine stabile Basis schaffen – sowohl emotional als auch praktisch – um den Alltag zu meistern und gleichzeitig für mehr Harmonie in der Beziehung zu sorgen. Wenn du dir nicht sicher bist, ob du von ADHS betroffen bist, kannst du dich darauf testen lassen. Am besten geht das durch eine:n Facharzt oder Fachärztin. 

Verwendete Quellen: praxis-neuy.de, Deutschlandfunknove.de, adhs-info

Brigitte

Mehr zum Thema

VG-Wort Pixel