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Trauerrednerin erklärt "Manchmal ist es besser zu schweigen."– Was trauernde Menschen nicht hören wollen

Trauer: Pusteblume Sonnenuntergang
© UlrikeAdam / Adobe Stock
Beim Thema Tod fehlen den meisten von uns die Worte. Das ist nicht schlimm, sagt Trauerrednerin Christina Kommer: Manchmal ist es besser zu schweigen.

Ob er plötzlich kommt oder den Beteiligten noch Zeit vergönnt war, langsam Abschied zu nehmen: der Tod entzweit uns unwiderruflich voneinander. "Der Tod eines geliebten Menschen ist wie eine Bombe, die das Leben trifft und alles zerstört", fasst Trauerrednerin Christina Kommer eine Ausnahmesituation für jede:n von uns zusammen. 

Gerade wenn uns nahestehende Personen einen solchen Verlust erleben, möchten wir ihnen so gut es geht helfen, wissen aber oft nicht, wie wir das am besten tun können und uns fehlen die Worte. "Die Tränen, die Trauer, die Verzweiflung eines geliebten Menschen auszuhalten, ist schwer." Dem entgegen steht unser Bedürfnis, unseren Mitmenschen Trost zu spenden, der Wunsch, dass es ihnen schnell wieder besser geht. 

Welche Sätze den Hinterbliebenen so gar keine Hilfe sind – unabhängig von unserer eigenen wohlmeinenden Intention dahinter – hat uns Kommer im Gespräch mitgegeben.

"Es ist wichtig, der trauernden Person das Gefühl zu geben: Es ist in Ordnung, dass du traurig bist"

Für Kommer gehört vor allem ein Ausdruck auf die Tabuliste: "Herzliches Beileid." Dies sei alles andere als herzlich, so die Trauerrednerin. "Es ist ein Lückenfüller für die eigene Sprachlosigkeit, eine überholte Konvention." Besser sei es stattdessen, das Mitgefühl auf andere Weise auszudrücken, zum Beispiel mit einer Umarmung – "und die Stille einfach auszuhalten". 

Dass das nicht einfach für viele Menschen ist, dafür hat Kommer Verständnis: "Wir wollen helfen, wir wollen, dass die Trauer vorbeigeht. Dabei ist es ganz wichtig, der trauernden Person das Gefühl zu geben: Es ist absolut in Ordnung, dass du traurig bist. Ich bin da." Denn das gebe den trauernden Menschen Sicherheit und zeige ihnen, dass sie nicht funktionieren müssen, damit jemand an ihrer Seite bleibt.

Sätze, die wir gegenüber Trauernden besser vermeiden

Weiterhin rät sie davon ab, Trauernden unkonkrete Angebote zu machen wie "Melde dich einfach, wenn du mich brauchst". Zwar mag so ein Angebot nett gemeint sein und der trauernden Person Freiraum geben, indem man sich nicht aufdrängt, doch würde hierdurch ein Ungleichgewicht in der Beziehung entstehen, warnt Kommer: "Die trauernde Person kommt dadurch in die Rolle des Bittstellers, der konkret um Hilfe bitten muss. Das fällt schwer." Stattdessen sei es besser, wenn man von sich aus einen genauen Vorschlag gibt, beispielsweise: "Ich rufe dich morgen Mittag an und du entscheidest dann, ob du reden möchtest oder lieber nicht. Ich bin da."

Auch ein empathisch gemeinter Satz wie "Ich weiß ganz genau, wie du dich fühlst", ist oftmals für die trauernde Person wenig hilfreich, wie die Trauerrednerin erklärt: "Jeder Mensch trauert anders und wir können nicht wissen, wie sich der Schmerz und die Trauer eines anderen Menschen anfühlen." 

Schlimmstenfalls verstehe die trauernde Person in dem Satz eine Abwertung ihres eigenen Kummers: "Trauernde wollen verstanden und gesehen, aber nicht in ihrem Schmerz verglichen werden." Stattdessen könnte man so etwas sagen wie: "Ich kann mir nicht vorstellen, was du gerade durchmachst, aber ich stehe an deiner Seite."

Auch eine Form der Abwertung findet sich in so einem Satz: "Es hätte schlimmer kommen können." Hierdurch fühle sich der:die Trauernde nicht ernst genommen, der eigene Schmerz werde heruntergespielt, so Kommer. "Erst mit der Zeit wird der trauernde Mensch einen anderen Blickwinkel auf die Verlustsituation einnehmen können. Im Moment der größten Trauer braucht es Verständnis und Halt, kein Zurechtweisen und Spekulieren."

"Du bist noch jung, du wirst wieder jemanden an deiner Seite finden", sei ebenfalls eine Aussage, die man gegenüber einem trauernden Mitmenschen besser vermeidet, erklärt die Trauerrednerin. "Kein Mensch ist ersetzbar. Trauernde können sich nicht vorstellen, jemals wieder jemanden so zu lieben wie die Person, die sie verloren haben." Der Vorschlag, die verlorene Person einfach zu ersetzen, sei für eine trauernde Person verletzend. "Anstatt eine Lösung für das 'Problem' Trauer zu finden", schlägt Kommer vor, "ist es viel hilfreicher, der trauernden Person einfühlsam und respektvoll beizustehen."

Beim Tod fehlen uns oft die richtigen Worte

"Manchmal gibt es keine Worte, um das eigene Mitgefühl angemessen auszudrücken", sagt Kommer. "Dann vermag eine innige Umarmung oder ein langer, fester Händedruck viel mehr Trost zu spenden." Wichtig sei, den Schmerz einer trauernden Person anzuerkennen und anzunehmen. Auch wenn es verständlich ist, dass wir nahestehenden Menschen am liebsten all das Leid abnehmen würden, macht Kommer ganz klar: "Das kann nicht gelingen". 

"Beistand, Nähe und Verbundenheit sind tröstlich und den:die Trauernden spüren zu lassen: Ich bin für dich da, so lange du mich brauchst."

Am Ende würden Trauernde verstanden werden wollen. "Dafür müssen sie nicht stark sein, dafür müssen sie nicht nach vorne blicken."

csc Brigitte

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