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Was will ich, wenn...? Themen, die wir immer aufschieben, über die wir aber JETZT nachdenken sollten

Frau nachdenklich in Natur
© Christian Schwier / Adobe Stock
Es gibt Themen, mit denen will man sich nicht befassen, sollte man aber, aus der Verantwortung für sich selbst und anderen gegenüber. Auch wenn sie sich irgendwie seltsam unangenehm anfühlen und man sie lieber verdrängt.

Es hilft nichts: Wir alle werden älter. Allein dieser Fakt fühlt sich für manche schon ab Mitte Dreißig doof an. Doch auch wenn wir im besten Fall noch lange Zeit fit und agil sein werden, ist genau jetzt der Zeitpunkt gekommen, uns mit den Themen zu befassen, die man sich eigentlich lieber nicht so gern anschaut, weil sie uns auf unmissverständliche Weise unsere eigene Endlichkeit bewusst machen. Die Crux an der Sache ist aber: Es kann tatsächlich jeder Tag der letzte sein, oder aber man wird sehr alt. Auf Ersteres kann man sich nur in Teilen vorbereiten, für Letzteres braucht man Geld. Deshalb lohnt es sich, sich die Zeit zu nehmen und sich über die wichtigsten Punkte Gedanken zu machen. Nur so können wir eigenverantwortlich entscheiden, wie damit umgegangen werden soll, statt schwierige Entscheidungen anderen zu überlassen. Und dazu gehören diese Dinge: 

1. Altersvorsorge – Wie viel brauche ich, wenn ich alt werde?

Altersvorsorge ist ein pain in the ass. Die wenigsten befassen sich gern damit. "Ich lebe im Hier und Jetzt, wer weiß, ob ich überhaupt alt werde." Ein Satz, den man immer wieder hört. Die Frage ist aber: Was, wenn du alt wirst und plötzlich sehr viel weniger Geld zur Verfügung hast? Reicht dir das? Und vor allem, weißt du, wie viel weniger das sein wird? Es ist immer sinnvoll, sich seine eigene Rentenlücke auszurechnen und einen Plan zu haben, wie man diese schließt – sofern man das möchte. In jedem Fall ist es wichtig, darüber einmal nachzudenken, statt später in die Röhre zu gucken, wenn es zu spät ist und einem nur noch der Lotto-Gewinn helfen kann.

2. Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht – Was, wenn mir etwas passiert?

Was passiert, wenn dir etwas passiert? Hast du dir darüber schon mal Gedanken gemacht? Wer entscheidet dann für dich, wenn du es nicht kannst? Deshalb ist eine Patientenverfügung für jede:n sinnvoll. Die regelt, was mit dir im Falle x passieren soll. Wenn jemand anderes entscheiden soll, muss das zusätzlich in einer Vorsorgevollmacht festgehalten werden. Die Patientenverfügung kann man in vielen Fällen ganz unkompliziert online bei den Krankenkassen ausfüllen und hinterlegen – und auch, ob man Organspender:in sein möchte oder nicht. 

3. Wohnen – Wie will ich im Alter leben?

Schon mal ein Seniorenwohnheim besucht? Nein? Vielleicht wird es dann Zeit. Du sollst natürlich nicht direkt einziehen, aber dir Gedanken machen, wie du später leben möchtest und vor allem wo. Seniorenresidenzen sind begehrt. Zimmer rar und je schöner, desto teurer. Allein dieser Fakt ist vielen nicht bekannt. Ein Platz im Pflegeheim kostet richtig Asche. Du kannst aber jetzt schon einmal schauen, wo es dir gefällt, und dich auf die Warteliste setzen lassen, damit es später einfacher wird. Falls das keine Option ist, gibt es natürlich auch noch andere Modelle, wie du später leben magst, wenn du etwas Unterstützung brauchst. Es lohnt sich, sich damit zu befassen, um das selbst und im vollen Vermögen deiner geistigen Kräfte selbst zu entscheiden, statt aus der Not heraus fremdbestimmt.

4. Testament – Wer bekommt was?

Auch darüber sollte man sich frühzeitig Gedanken machen. In vielen Fällen ist ein Testament nicht unbedingt vonnöten. Wenn eine Person stirbt, werden ihr Eigentum und ihre Vermögenswerte normalerweise gemäß den gesetzlichen Bestimmungen aufgeteilt. Ein Testament kann jedoch sinnvoll sein, wenn man sicherstellen möchte, dass das Vermögen gemäß den eigenen Wünschen aufgeteilt wird. Es kann auch spezifische Anweisungen für Bestattungswünsche, Vormundschaften für minderjährige Kinder oder andere wichtige Angelegenheiten enthalten. Wichtig ist vor allem, dass es formal richtig erstellt wird, das heißt handschriftlich und eigenhändig, damit es rechtskräftig ist und nicht angefochten werden kann. In einigen Fällen kann es auch ratsam sein, einen Anwalt oder Notar hinzuzuziehen.

5. Digitaler Nachlass – Was passiert mit meinen Daten?

Mittlerweile ist auch das ein großes Thema: Was passiert mit Social Media Accounts? Wo bestehen Online-Konten? Wer kümmert sich darum, und wie kommt man an die Zugangsdaten? Hierfür ist es empfehlenswert, eine Liste mit allen Daten über den digitalen Nachlass zu erstellen und aktuell zu halten. Außerdem sollte eine Person ausgewählt werden, die sich später um den digitalen Nachlass kümmert. Damit diese handlungsfähig ist, braucht es eine entsprechende Vollmacht, die handschriftlich und datiert erstellt und der Vertrauensperson ausgehändigt wird. Wichtig ist dabei auch, dass es sich um eine Vollmacht über den Tod hinaus handeln muss. Andernfalls kann die vertraute Person nicht handeln. Zusätzlich können die Zugangsdaten für einzelne Online-Konten bei einem Notar hinterlegt werden. Mittlerweile gibt es auch Apps wie Last Hello oder Memoresa, die es ermöglichen sollen, den digitalen Nachlass zu organisieren.

6. Eltern – Wer soll sich um die Kinder kümmern?

Stößt einem Elternteil etwas zu, bleibt das Sorgerecht automatisch bei dem verbliebene Elternteil. Versterben jedoch beide, entscheidet ein Gericht. Wenn Eltern das ausschließen wollen, sollten sie zu Lebzeiten eine Sorgerechtsverfügung verfassen. Hierin wird für den Ernstfall vorab festgelegt, wer die Vormundschaft in ihrem Todesfall übernehmen soll. Umgekehrt können in einer Sorgerechtsverfügung auch bestimmte Personen ausgeschlossen werden, das Sorgerecht zu erhalten.

7. Haustier – Was passiert mit dem geliebten Begleiter?

Ein Tier gehört rechtlich gesehen zur Erbmasse und wird unter den Erben verteilt. Damit es weder zu Streitigkeiten noch zu Unstimmigkeiten kommt, kann man auch das testamentarisch festhalten und für die Unterbringung des Tieres im Fall des Falles vorsorgen – und vor allem auch mit den Personen sprechen, die dem Tier gegebenenfalls ein neues Zuhause schenken sollen. 

8. Bestattung – Wie will ich beerdigt werden?

Die eigene Beerdigung ist etwas, das man wirklich gerne verdrängt. Aber sich einmal hinzusetzen und zumindest die Eckdaten festzulegen, erleichtert den Hinterbliebenen viel. Welche Art der Bestattung? Wo? Gibt es ein Lied, das gespielt werden soll? Gibt es etwas, das du auf keinen Fall möchtest? 

Auch wenn es schwerfällt und man immer wichtigere Dinge zu tun hat, die vor allem, auch wenn sie noch so unangenehm sind, dennoch angenehmer sind als diese Themen, hilft es, sich einmal darum zu kümmern. Anschließend einen Haken dahinter zu machen, fühlt sich außerdem gut an, und zu wissen, dass alles geregelt und unter Dach und Fach ist, lässt die:den eine:n oder andere:n ganz sicher auch besser schlafen.

jba Brigitte

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