Zeiten des Aufruhrs
Von dem etwas langweiligen und kitschigen Filmplakat darf man sich nicht abschrecken lassen. "Zeiten des Aufruhrs" ist ein dramatischer und packender Film. Auch vor dem wiedervereinten Schnulzenpärchen Leonardo und Kate sollte man nicht zurückschrecken. Die beiden machen ihre Sache fantastisch.
Oscarverdächtig
Leonardo DiCaprio und Kate Winslet haben seit ihrem Erfolg "Titanic" eine große Veränderung durchlaufen. War Winslet damals noch etwas pummelig und ihre Rolle eher das nette Dummerchen, ähnelt sie jetzt - besonders durch ihren trainierten Körper und ihre blonden Haare - eher der Powerfrau Madonna. So kraftvoll wie ihr Aussehen ist auch ihre Rolle im Film. Einen Oscar hätte die frisch gekürte Golden-Globe-Gewinnerin dafür allemal verdient. Leonardo DiCaprio, der sich in den letzten Jahren als Charakterdarsteller etabliert hat, glänzt neben ihr durch eine überzeugende Darstellung.
Die Wheelers - das perfekte Vorstadtpärchen
Es geht um das junge Pärchen April und Frank Wheeler. Die beiden sehen aus wie das Traumpaar der 50er Jahre. Doch der Schein trügt. In ihrem Innersten sind sie Individualisten, die von großen Abenteuern träumen. Dies haben sie aber hintenan gestellt, um ihre zwei Kinder großzuziehen. Und mit Kindern lebt es sich eben besser im Vorort. Und um das hübsche Haus im Vorort zu bezahlen, braucht man auch einen guten Job. Der ewige Kreislauf. So fristen die Wheelers ihr Dasein als perfektes Vorstadtpärchen und fangen langsam aber sicher an, nicht nur ihr langweiliges, eintöniges Leben zu hassen, sondern vor allem sich selbst.
Der Verrückte
John Givings, gespielt von Michael Shannon, ist einer der spannendsten Charaktere des Films. Givings ist eigentlich Mathematiker, doch seit Kurzem in psychiatrischer Behandlung. Seine Mutter, die Maklerin der Wheelers, bringt ihn eines Tages zu dem jungen Paar mit. Das Ehepaar hat das Gefühl, dass Givings der Einzige ist, der sie versteht. Doch als er ihnen die Wahrheit aufzeigt, eskaliert die Szene und die perfekte Fassade der Wheelers bricht zusammen.
Spiegel der Gesellschaft
Der Film schafft es, dem Zuschauer einen Spiegel vorzuhalten. Die Fragen nach Selbstverwirklichung, Karriere und Kindern sind heute genauso aktuell wie zu der damaligen Zeit. Zwar erscheint es heutzutage leichter als in den 50er Jahren, seine Träume zu verwirklichen, doch häufig behindern uns die Blockaden in unserem Köpfen immer noch dabei.
Der Hintergrund zum Film
Revolutionary Road, wie das Buch des Autors Richard Yates im Originaltitel heißt, erschien 1961. Das Buch gilt als sein bestes Werk, brachte ihm aber nicht genug Geld zum Leben ein. Yates wurde alkoholabhängig und starb 1992 in einer Klinik in Alabama. Die Geschichte wurde als zu düster für eine Verfilmung eingestuft. Doch Kate Winslet und ihr Ehemann, der Regisseur Sam Mendes, wagten es trotzdem. Sam Mendes hat seit seinem ersten Kinofilm "American Beauty" Erfahrung mit schwierigen Themen. Anscheinend hat er großes Talent für diese Art von Geschichten, denn für "American Beauty" bekam er gleich den Oscar für die beste Regie und auch sein zweiter Film, "Road to Perdition", war mit sechs Oscarnominierungen sehr erfolgreich. So wird wohl auch "Zeiten des Aufruhrs" ein Erfolg werden und Kate Winslet hoffentlich ihren lang ersehnten Oscar einbringen. Fazit: Ein sehr sehenswerter Film, der tief unter die Haut geht. So muss Kino sein!