R. F. Kuang - Babel
Dieses Buch ist ein besonderer Schatz: goldenes Lesebändchen, der Einband geprägt mit dem Turm, der im viktorianischen Oxford Zentrum allen Wissens ist. In "Babel" wird nicht nur Übersetzung gelehrt, sondern auch Zauberei. Denn in dieser alternativen Welt fußt die ganze Kolonialmacht des Empires auf in Silber gebannte Sprachmagie. Eine poetische Idee der 26-jährigen Amerikanerin Rebecca F. Kuang, die selbst in Oxford studiert hat. Für ihren Helden, einen chinesischen Waisenjungen, ist Oxford anfangs ein Paradies, das dem Streben nach Wissen gewidmet ist, aber dann wird es zum Gefängnis. Und der Roman zu einer Auseinandersetzung mit Kolonialismus und Rassismus. Ein Buch für leidenschaftliche Lesende, die ein wenig Zeit im Urlaub haben. Es gibt bestimmt Doktorarbeiten, die mit weniger Fußnoten auskommen als dieser gelehrte Roman. Die Lektüre ist trotzdem ein großer Gewinn. Ü: Heide Franck/Alexandra Jordan, 736 S., Eichborn
Naomi Alderman - Die Gabe
Ein Mädchen in Nigeria am Pool, die illegitime Tochter eines Gangster- Clans in London, eine Politikerin in den USA – sie alle verbindet ein Geheimnis: Wie durch ein Wunder haben Frauen weltweit plötzlich "die Gabe". Sie können allen, die sie bedrohen, eins auswischen. Und zwar ordentlich – durch Stromstöße aus ihren Händen. Das stellt die Welt auf den Kopf ... Die preisgekrönte literarische Vorlage zur Serie auf Amazon Prime. Ü: Sabine Thiele, 480 S., Heyne
Tom Rob Smith - Kälte
Der Ort, an den sich die Menschheit retten soll, ist der gefährlichste der Erde: Wer es in 30 Tagen in die Antarktis schafft, wird von einer außerirdische Macht verschont. Ein Wettlauf ums Überleben beginnt, den die Menschen in der eisigen Verbannung fortsetzen: Im Inkubator werden Babys mit tierischer DNA gezüchtet, die der Kälte – aber auch ihren Schöpfern – trotzen. Zukunftsthriller mit Gänsehaut-Ga- rantie, selbst an sonnigen Ferientagen. Ü: Michael Pfingstl, 465 S., Heyne
V. E. Schwab - Gallant
Gallant ist ein altes Gutshaus – und das Tor zur Dunkelheit. Olivia, die Erbin, wächst im Armenhaus auf. Von ihrer Mutter geblieben ist ihr nur ein Tagebuch voll mit wahnsinnigen Träumen und Zeichnungen – und einer klaren Warnung: Du bist in Sicherheit, solange du dich von Gallant fernhältst! Aber wenn man sowieso schon überall die Geister der Verstorbenen sieht, lässt man sich so schnell nicht abschrecken ... Gruselstoff vom Feinsten. Ü: Sara Riffel/Petra Huber, 350 S., Fischer TOR
Hugh Howey - Silo
Eine der besten Dystopien, die ich kenne. Keine Zombies und Mutanten, nur Menschen, die seit Generationen in einem gigantischen unterirdischen Silo leben. Trotz der beengten Verhältnisse beschert uns Hugh Howey ein brillantes Gedankenexperiment und einen gewaltigen Bilderwirbel im Kopf, den Apple TV+ nun geschickt für eine gelungene Serienadaption genutzt hat. So wird aus düsterer Endzeitstimmung glänzende Unterhaltung. Ü: Gaby Wurster/Johanna Nickel, 560 S., Piper