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The Streets im Interview: "Geld ist mir nicht wichtig"

Mike Skinner alias "The Streets" gilt als Großmaul. Zu Unrecht. Auf seinem großartigen neuen Album "Everything is Borrowed" schlägt er nämlich ganz leise Töne an. Wir haben den englischen Rapper zum Interview getroffen - und uns sofort in seinen Akzent verliebt

Mike Skinner trägt keine Socken. Er sitzt da in seiner engen schwarzen Jeans, schwarzem Pulli und Segelschuhen. Und redet dieses unglaubliche Englisch, das nach London, nach Pub und Fish and Chips klingt. Bloß nicht den grünen Tee hier probieren, warnt er. "Der ist wie Raketentreibstoff, da muss irgendwas drin sein." Also bleiben wir bei Wasser. Und reden über sein neues Video, Würstchen und all die Frauen, die früher nicht mit ihm schlafen wollten.

BYM.de: Los geht's, wir haben 25 Minuten.

Mike Skinner: Okay (dreht sich zu einer Label-Mitarbeiterin um). Bekomme ich danach mein Abendessen? (Sie ruft: "Nein, danach hast du noch zwei Interviews.")

Mike Skinner: Ach so. Naja, ich rede ja gerne.

BYM.de: Das ist gut. Ich möchte mit dir über das Verreisen reden. Welche drei Dinge müssen unbedingt mit, wenn du verreist?

Mike Skinner: Mein Handy, meine Zahnbürste, ein paar Klamotten - das reicht. Am liebsten bin ich einfach nur mit einem Rucksack unterwegs. Ich mag den Gedanken, dass man einfach aufstehen und losgehen kann.

BYM.de: So machst du es ja auch im Video zu "The Escapist", dafür bist du von England nach Frankreich gelaufen. Stimmt es, dass du beim Dreh jeden Tag die gleichen Klamotten getragen hast?

Mike Skinner: Ja, das war ein Fehler. Ich habe ganz schön gestunken.

BYM.de: Wie lange warst du unterwegs?

Mike Skinner: Sehr lange. Ich weiß es gar nicht mehr genau, aber es war toll. Das Video ist authentisch. Und das wollen die Leute sehen, gerade in Zeiten von youtube. Für mich ist "The Escapist" eher eine Geschichte als ein Musikvideo.

BYM.de: In dem Video trägst du jeden Tag die gleichen, weißen Turnschuhe.

Mike Skinner: Ja, die waren nach dem Dreh natürlich im Arsch. Ich bin wirklich weit gelaufen.

BYM.de: Die waren eine Sonderanfertigung, extra für dich gemacht, oder?

Mike Skinner: Stimmt. Aber ehrlich gesagt mache ich mir über solche Sachen keinen Kopf. Ich habe viel Geld verdient, ich habe aber auch eine Menge Geld verloren.

Rolls Royce im Garten

BYM.de: Hast du dein Geld verzockt?

Mike Skinner: Ich habe viel beim Spielen verloren und einfach viel ausgegeben. Zum Beispiel für einen Rolls Royce, der nicht mehr fährt.

BYM.de: Ehrlich, du hast einen Rolls Royce?

Mike Skinner: Ja, ein altes Teil, das restauriert worden ist. Er steht jetzt bei meiner Mutter im Garten, total im Arsch. Man könnte schon denken, dass ich sehr materialistisch bin. Ich besitze auch viele Diamanten.

BYM.de: Trägst du gerade welche?

Mike Skinner: (fummelt an seinem Ausschnitt rum, um nachzugucken.) Ich trage sie manchmal, aber im Moment nicht. Wie gesagt, eigentlich sind mir solche Sachen egal. Deswegen würde ich auch sagen, dass ich nicht materialistisch bin. Ich habe zum Glück erkannt, dass Geld nicht wichtig für mich ist.

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BYM.de: Das sagt sich natürlich leicht, wenn man genug Geld hat.

Mike Skinner: Ich sage ja auch nicht, dass man kein Geld braucht. Ich bin nur wahnsinnig froh, dass ich genug Geld habe, um meine Rechnungen zu bezahlen und Musik zu machen, ohne dafür bei Burger King zu arbeiten.

BYM.de: Du hast ja früher wirklich bei Burger King gearbeitet. Vielleicht kannst du mir erklären, warum britisches Essen so furchtbar ist.

Mike Skinner: Deutsches Essen ist doch auch nicht gerade berühmt. Es gibt ziemlich viele Würstchen bei euch. Und Würstchen sind mir suspekt, da ist ja alles möglich drin.

BYM.de: Moment, das ist bei Fish and Chips doch auch so!

Mike Skinner: Du hast schon recht, das englische Essen ist scheiße. Aber ich lebe in London, da gibt es lauter tolle Restaurants. Ich ernähre mich eigentlich ziemlich gesund. Naja, bis auf die letzten zwei Wochen, da haben wir geprobt und ich hatte bestimmt zehn Mal Fish and Chips.

Randale im Hotelzimmer

BYM.de: Lass uns über etwas anderes reden, bevor dir der Appetit vergeht. Ich habe neulich gelesen, dass du in einem Hotel in Brighton darauf bestanden hast, dass ein Karussellpferd in deinem Zimmern steht. Was wolltest du denn damit?

Mike Skinner: Okay, ich muss erklären, wie es zu dieser Geschichte gekommen ist. Wir hatten einen Auftritt in Brighton und im Hotel habe ich ein Upgrade bekommen, für ein besseres Zimmer. Der Mann an der Rezeption war anscheinend ein Fan von "The Streets". Und mitten in dieser Suite stand ein Karussellpferd.

BYM.de: Also hast du gar nicht danach gefragt? So stand es nämlich in der Zeitung.

Mike Skinner: Nein. Aber ich habe eine Theorie: Wir waren an dem Abend in einem mexikanischen Restaurant und ich habe meiner Band erzählt: „Wisst ihr, ich habe dem Hotel-Typen gesagt, dass ich verdammt noch mal ein Karussellpferd in meinem Zimmer haben will!“ Und das hat wahrscheinlich irgendwer gehört und einer Zeitung erzählt.

BYM.de: Stört es dich gar nicht, dass Leute so einen Quatsch über dich schreiben?

Mike Skinner: Nein. Wenn man die Geschichte hört, muss man doch denken, dass ich ein ziemlich kreativer Typ bin.

BYM.de: Oder dass du ganz schön verrückt bist. Hast du auch schon mal ein Hotelzimmer zertrümmert?

Mike Skinner: Klar, das macht man halt so, wenn man jung ist. Man denkt, dass das von einem erwartet wird. Aber ich war nicht so schlimm wie unser Keyboarder!

BYM.de: Das gehört sich also als Rockstar?

Mike Skinner: Irgendwie schon. Da ist diese Wut - man ist als Teenager doch immer wütend auf all die Frauen, die nicht mit einem schlafen wollten. Und dann auf einmal ist man berühmt, alle Frauen wollen mit einem schlafen und man darf auch noch in Hotelzimmern randalieren. Aber irgendwann trifft man dann die Putzfrau und merkt, dass es ziemlich rücksichtslos ist, so eine Sauerei zu machen.

Interview: Julia Müller Fotos: <a class="link--external" href="http://www.theresarundel.de/" target="_blank" rel="noopener">www.theresarundel.de</a>

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