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Meer is nich

Was tun, wenn einem der Ernst des Lebens im Nacken sitzt? Die 17-jährige Lena trifft kurz vor ihrer letzten Prüfung eine Entscheidung: "Meer is nich". Der gleichnamige Film ist eine einfühlsame Studie über die Angst vor dem Scheitern und der Suche nach sich selbst - und ab 27. März im Kino

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Es ist schönster Sommer in Thüringen, das Highfield-Festival tobt, die Sonne lacht - doch Lena (Elinor Lüdde) fühlt sich, als lache sie sie aus. Drei Wochen vor dem Schulabschluss wissen alle ihre Freundinnen, was danach aus ihnen werden soll. Lena hingegen verhöhnt zwar regelmäßig den Berufsberater, hat aber selbst nur den Funken einer Idee: Schlagzeugerin werden.

Ihre Eltern (Thorsten Merten, Ulrike Krumbiegel), von der langen Arbeitslosigkeit des Vaters genug bedient, sind wenig begeistert: "Musik wollten wir alle mal machen, das legt sich!" prophezeit der Vater seiner 17-jährigen Tochter und will sie kurzerhand zu einer technischen Ausbildung zwingen. Lena flieht.

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Doch die Angst nimmt sie mit. Die Angst vor dem Scheitern, die Angst vor der Arbeitslosigkeit und vor allem die Angst, sich vor lauter Angst selbst zu verbiegen und ein Leben lang unglücklich zu sein. Ihre letzte Chance, den eigenen Traum zu leben, ergreift sie verbissen: Mit der Hilfe ihrer Freundinnen und von Kumpel Hans, bei dem sie wohnen darf, trommelt sie sich durch den Sommer, sagt den Urlaub am Meer mit ihren Mädels ab und übt, übt, übt - um einmal an der Musikhochschule zu beweisen, wie ernst es ihrem Traum ist.

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Mit kupferfarbenem Haar, Nasenring und viel Mut zu wenig Dialekt haucht Hauptdarstellerin Elinor Lüdde der Figur der Lena so überzeugend Leben ein, dass sich der Zuschauer fast wie ein Voyeur vorkommt, wenn er der zarten Person beim Lernen für die verhasste Abschlussprüfung über die Schulter blickt. Kein Wunder also, dass die heute 24-Jährige für ihre Darstellung in „Meer is nich“ mit den Bayerischen Filmpreis 2007 als beste Nachwuchsdarstellerin einheimste. Der Film selbst hätte auch die ein oder andere Auszeichnung verdient: Mit wunderschönen, sonnigen Bildern macht er dem kleinen Land Thüringen eine Liebeserklärungen, besticht zudem mit lebensnahen Charakteren und großartigen Dialogen.

Der größte Pluspunkt des Spielfilmdebüts von Regisseur Hagen Keller bleibt jedoch: das Thema. Zukunftsängste, die an jedem von uns nagen und uns stückweise unsere Träume rauben, treiben auch Lena zur Verzweiflung und geben ihr das Gefühl: „Mit mir stimmt doch was nicht!“

Fazit: Wer das schon selbst einmal gefühlt hat, wird mit Begeisterung miterleben, wie Lena sich bei Sonnenschein aus der Sinnkrise befreit und ihr Leben zurückerobert.

Autorin: Eva Weber

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