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Weimar-Tatort: Schwarzes Schaf mit Humor

Weimar-Tatort: Schwarzes Schaf mit Humor
© MDR/Andreas Wünschirs
Nora Tschirner und Christian Ulmen geben in Weimar ihr Tatort-Debüt. Ihr Ermittler-Duo Dorn und Lessing bekommt es in seinem ersten Fall mit Rostbratwurst, einer tiefgekühlten Leiche und viel schwarzem Humor zu tun.

Dieser "Tatort" ist das perfekte Einsteigermodell für "Tatort"-Neulinge und Freunde des schwarzen Humors. Müde und satt nach drei Tagen Festtagsschlemmerei servieren Christian Ulmen und Nora Tschirner als Ermittler-Duo Kira Dorn und Lessing (Ja, Ulmens Kommissar hat keinen Vornamen) am zweiten Weihnachtsfeiertag leichte Post-Weihnachts-Unterhaltung, die nach 90 Minuten nicht schwer im Magen liegen bleibt. Statt halbgarer Sozialkritik gibt's skurrilen Humor und Wortwitz. Was für ein Fest!

Obwohl man in Weimar auf übertriebene Action verzichtet - von einer semiflotten Verfolgungsjagd in einer Pferdekutsche mal abgesehen -, hatte sich der Hamburger Kriminalhauptkommissar Lessing (Christian Ulmen) seinen Start in der beschaulichen Kulturstadt wohl ein bisschen anders vorgestellt. Als erste Amtshandlung muss er zunächst seine neue, hochschwangere Kollegin Kira Dorn (Nora Tschirner) aus den Fängen eines Geiselnehmers befreien; dann kümmern sich beiden Kommissare um die verschwundene (und verhasste) Weimarer Wurstkönigin Brigitte Hoppe, deren "Fette Hoppe" die beste Rostbratwurst Thüringens sein soll. Die vermeintliche Entführung entwickelt sich zum Mordfall mit tiefgekühlter Leiche, die schließlich tatsächlich Opfer einer Entführung und eines nächtlichen Roadtrips durch Weimar wird.

Wenn schon Humor, dann rabenschwarz: In Weimar verzichtet man auf die Slapstick-Keule, die bei den Münsteraner Kollegen Boerne und Thiel in letzter Zeit oft überstrapaziert wurde. Die Story ist bewusst skurril gewählt, die Protagonisten überzeugen mit Wortwitz und subtilem Humor - ohne dabei am Ende unfreiwillig komisch auszusehen. Das liegt vor allem daran, dass zwischen Ulmen und Tschirner die Chemie stimmt. Die beiden kennen sich seit Jahren, standen schon beim Musiksender MTV und in "FC Venus - Angriff ist die beste Verteidigung" gemeinsam vor der Kamera. Sie können unterhalten. Und genau das tun sie auch. Einmal packt Kira Dorn ihren neuen Kollegen kurzerhand in den Kofferraum eines viel zu kleinen Autos. Alles im Sinne der Ermittlung, versteht sich. Man darf sich übrigens vorsichtig anfreunden mit den zwei neuen Kommissaren im "Tatort"-Reigen: Eigentlich Film als einmaliges Gastspiel zu Weihnachten gedacht, doch bei der Vorpremiere in Weimar kündigte die MDR-Intendantin Karola Wille eine Fortsetzung an.

ARD-Programmdirektor Volker Herres nannte den Weimar-"Tatort" mit seinem "rabenschwarzen Humor" bei der Vorpremiere das "schwarze Schaf" unter den "Tatorten". Warum auch nicht? Schwarze Schafe sind was Besonderes, sie stechen aus der Masse hervor. Ulmen und Tschirner freuen sich über den Titel "schwarzes Schaf" bestimmt.

Foto: MDR/Andreas Wünschirs Text: Insa Winter

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