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Service statt Do It Yourself!

Manchmal darf es auch ein bisschen mehr sein: BRIGITTE.de-Redakteurin Michèle Rothenberg über die Lust, sich bedienen zu lassen.

"Ist die Temperatur gut so?" - "Wann sollen wir das fertig machen?" - "Können wir sonst noch etwas für Sie tun?" Ich liebe diese Fragen. Nicht, weil ich so gerne herumkommandiere. Oft antworte ich auch einfach mit einem "Nein, danke" oder "Alles wunderbar so". Aber allein die Fragen geben mir für einen Moment lang das Gefühl, etwas Besonderes zu sein. Sie sagen mir: Hey, entspann dich! Da ist jemand, der will dir etwas Gutes tun, also zier' dich nicht, genieß es.

Denn ja, ich genieße es, mich bedienen zu lassen. Warum auch nicht? Den ganzen Tag sind wir damit beschäftigt, Dinge selbst zu tun. Wir arbeiten, wickeln Kinder, schmeißen den Haushalt, sortieren die Finanzen, bekochen die Freunde. Ich finde, da kann man sich zur Belohnung ruhig mal zurücklehnen und andere für sich arbeiten lassen.

Natürlich ist mir klar, dass mir meine Friseurin nicht aus reiner Nächstenliebe den Kopf massiert. Und ja, eigentlich ist es viel billiger, sich die Haare selbst zu färben, und das Gel am Schluss könnte man sich auch sparen. Aber der Effekt, der ist jeden Cent wert! Ich fühle ich mich frisch, erholt und schön wie ein Filmstar - statt mit angeklatschtem Haar zu versuchen, die Farbkleckse aus meinen Badezimmerfliesen zu schrubben.

Denn das ist der größte Vorteil an gutem Service: Die Menschen sind Experten. Warum soll ich mich mit Nadel und Faden quälen, wenn mein Schneider die Hose in zehn Minuten perfekt gekürzt hat? Und wozu erst starke Männer und ein Auto organisieren, wenn der Händler die Waschmaschine nicht nur nach Hause bringt, sondern auch noch gleich anschließt?

Mein Mann hingegen sieht das vollkommen anders. Nach dem Weg fragen? No way. Wenn ihn im Kaufhaus jemand beraten will, ist er ganz schnell wieder draußen. Und er kommt gar nicht erst in die Verlegenheit, den Waschmaschinen-Händler zu bestellen, weil er nämlich versucht, unser altes Gerät selbst zu reparieren. Ebenso bei Fahrradbremsen, Toilettenspülungen, Autoheizungen oder Telefonanlagen. Dabei ist hat er nicht mal Spaß an der Bastelei. In der Regel wird sie unter vielen Flüchen und oft auch Schmerzen vollzogen. Aber am Ende ist der Mann stolz - und froh, wieder mal um fremde Hilfe herumgekommen zu sein.

Diese Service-Allergie meines Mannes führt leider auch dazu, dass sich mein langgehegter Traum, wohl nie erfüllen wird: ein gemeinsamer Wellness-Urlaub, quasi die Krönung des Sich-bedienen-lassens. Während ich mir nichts Schöneres vorstellen kann, als den ganzen Tag betüddelt, bekocht, geknetet und in duftende Handtücher gewickelt zu werden, empfindet mein Mann die vielen freundlichen Masseure mit ihren öligen Händen geradezu als Bedrohung. Dann lieber Urlaub auf dem Bauernhof, da kann man auch gleich mit anpacken.

Doch zu meinem Glück packt ihn auch in dieser Hinsicht der Ehrgeiz: Wozu ein Wellness-Hotel? Massageöl gibt es schließlich auch in der Drogerie! Und ich muss sagen: Inzwischen ist er in Sachen Wellness schon ein richtiger Experte.

Text: Michèle Rothenberg Foto: Getty Images

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