Ich war in meinem Leben schon bei sehr vielen Fußballspielen, auf und neben dem Platz. Aber ich glaube, so eine denkwürdige Stimmung wie am 9. Juli in Wolfsburg habe ich noch nie erlebt. Denn es passierte etwas, was im kosmischen Plan nie und nimmer vorgesehen war: Die deutsche Frauen-Nationalmannschaft, Titelverteidiger und Turnierfavorit, schied im Viertelfinale bei der Heim-WM aus. Gegen Japan, einen Gegner, den keiner so richtig ernst genommen hatte. Als Karina Maruyama die Kugel in der 108. Minute an Torfrau Nadine Angerer vorbei ins Netz schob, war in der Wolfsburger Arena eine 30.000-fache Verblüffung fühlbar, die schon einzigartig war. Die wurde in den verbleibenden zwölf Minuten der Verlängerung zu Hoffnung, zu Verzweiflung, zu Entsetzen und letztlich zu sportlich fairer Anerkennung für eine tapfer kämpfende japanische Mannschaft. Das Publikum in Wolfsburg war besonders, auch in seiner Fairness trotz der nimmer erwarteten Enttäuschung. Ich war auch dabei, als Japan acht Tage später den WM-Titel gegen die USA gewann. Ein unglaubliches Spiel war es, das Japan schließlich extrem glücklich nach Elfmeterschießen gewann. Ich hatte zweieinhalb Stunden nonstop Gänsehaut. Und bin am Ende mit dem guten Gefühl in die kalte Sommernacht getreten, dass es hier mal irgendwie die Richtigen getroffen hat. Ich weiß, die deutschen Damen sehen es anders – aber ich fand die WM echt super.