Am Samstag, den 1. Februar, zeigt RTL das Finale des alljährlichen Dschungelwahnsinns. Eine Kandidatin zog in diesem Jahr besondere Aufmerksamkeit auf sich und könnte - was anfänglich niemand gedacht hätte - am Ende sogar die Krone gewinnen: Larissa, das Camp-Küken. Sie weint, jammert, lacht plötzlich hysterisch los oder starrt manchmal nur vor sich hin und stolpert über ihre eigenen Füße. Die 21-jährige Egozentrikerin stand auf der Hassliste der Zuschauer ganz oben und wurde von ihnen in jede Dschungelprüfung gewählt - insgesamt acht Mal, Rekord. Und in den sozialen Netzwerken ergoss sich Spott und Hohn über sie. Der Medienpsychologe Jo Groebel unterstellte in der "Hamburger Morgenpost" dem Publikum, dass es die Macht über das Geschehen genieße: "Der Zuschauer ist Bestrafender, Regisseur und Sadist gleichzeitig."
Mit ihrer Wehleidigkeit und Selbstbezogenheit machte Larissa schon früher auf sich aufmerksam: Sie gewann 2009 die Castingshow "Austria's next Topmodel" und qualifizierte sich damit für die vierte Staffel von "Germany's next Topmodel". Dort landete sie auf dem achten Platz. Auch damals war sie bei den anderen Kandidatinnen nicht unbedingt beliebt. So geht es ihr jetzt auch mit den Mitbewohnern im Dschungel, die von ihr oft nur genervt sind.
Doch wer die Sendung verfolgt, hat das Gefühl, dass Larissa eine Entwicklung durchgemacht hat: In den vergangenen Tagen zeigte sie mehr und mehr ihre verletzliche Seite. Viele Zuschauer bekamen das Gefühl, sie vor den anderen Camp-Insassen beschützen zu müssen. Unter dem Hashtag #teamlarissa schlugen sich bei Twitter in den letzten sieben Tagen rund 1100 Zuschauer auf ihre Seite.
Alles nur gespielt?
Larissa hatte Unterricht an der renommierten "Lee Strasberg"-Schauspielschule in New York. Da drängt sich die Frage auf: Spielt sie im Dschungel allen nur was vor? Wie viel an ihr ist echt? Ihr ehemaliger Schauspiellehrer meldete sich zu Wort: "Die Drama-Queen ist nur eine Rolle!" Der Kölner Psychologe Ulrich M. Schmitz sagte im Gespräch mit RTL.de: "Ich habe den Eindruck, dass sie sich selbst in eine Rolle hineinkatapultiert hat, in die sie sich verfangen hat."
"Ich bin ein erwachsener Mensch, ich überlebe seit fünf Jahren in Großstädten."
"Für mich ist es schon genug Abenteuer, in einem Bett zu schlafen."
"Ich brauch jetzt einen Kaffee. Ich kann nicht kacken ohne Kaffee."
"Mein Herz ist tot. Ich schwör' dir, ich werde sterben."
"Ich hasse den Dschungel. Ich habe mir das überhaupt nicht so vorgestellt. In Zukunft lese ich mir den Vertrag durch und schaue mir Sendungen an, bevor ich mitmache."
Daniel Hartwig über Larissa: "Larissa ist der Long Island Ice Tea des Dschungels. Man kriegt garantiert Kopfschmerzen."
"Sterben können wir nicht, das haben wir vertraglich unterschrieben."
Die Moderatoren sagen, sie hätten sich nach den täglichen Prüfungen an sie gewöhnt. Antwort von Larissa: "Ich mich aber nicht an mich."
Für Jens Wiesner, der für stern.de über das Dschungelcamp berichtet, ist es aber gar nicht so wichtig, was echt ist und was nicht. "Ob es gefaked ist oder nicht, spielt am Ende für den Zuschauer keine Rolle. Bei fiktiven Serien, wie "How I Met Your Mother", fiebern wir ja auch mit den Charakteren mit." Im Vergleich zu den anderen Dschungel-Bewohnern sei Larissa immerhin die einzige, die sich entwickelt hat, unterhaltsam sei sie auch. "Sie hat die Staffel gerettet, ohne sie wäre es wahnsinnig langweilig. Sonst gibt es die Camp-Chamäleons wie Tanja Schumann, und etwas auffälligere Bewohner wie Winfried Glatzeder - aber der spielt neben Larissa auch nur eine Nebenrolle."
Wer noch Chancen auf die Krone hätte? "Melanie hätte den Thron verdient, sie ist cool und patent - wie im vergangenen Jahr Olivia Jones." Doch am Ende gewann nicht die Camp-Mutti, sondern Joey Heindle. Der machte ähnlich wie Larissa eine Entwicklung durch - das haben die Zuschauer belohnt. Aber am Ende steckt natürlich auch immer das Kalkül des Senders dahinter. "Die Gunst der Zuschauer wird durch perfektes Editing gesteuert", sagt Wiesner. Denn natürlich schneidet RTL die Videoaufnahmen aus dem Camp gezielt so zusammen, wie sie ins Skript passen: Drama, Streit und Lästereien ziehen das Publikum vor den Fernseher.
Bleibt abzuwarten, ob Larissa am Ende das Krönchen aufhat. Wegen ihres Unterhaltungswerts wünschen wir uns natürlich, dass sie möglichst lange dabei bleibt. Fest steht bislang nur: Ab dem 2. Februar ist erst mal wieder Ruhe im Dschungel - bis es im nächsten Jahr wieder von vorne los geht. Und auch dann wird es wieder eine neue Nervensäge geben. Ganz bestimmt.