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Restaurant-Knigge: Die wichtigsten Tisch-Regeln

Frauen beim Dinner
© Shutterstock/Ollyy
Gehört die Serviette noch auf den Schoß? Was mache ich, wenn mir die Froschschenkel so gar nicht schmecken? Und wer zahlt? BRIGITTE.de erklärt, wie ihr den Restaurant-Besuch ohne Fauxpas übersteht.

Unsere Expertin: Elisabeth Bonneau bietet firmeninterne und offene Seminare zu den Themen Business-Etikette, Umgangsformen, erfolgreicher Smalltalk oder gewandtes Auftreten. Gerade erschien ihr Buch "Der Große GU Knigge".

Der Parcours durch das Lokal

MACHEN Wenn ihr Freunde, Verwandte, Bekannte oder Geschäftspartner in ein Restaurant einladet, gilt die Regel: Der Regisseur geht vor und checkt die Lage.

LASSEN Auch wenn ein Abend im Top-Restaurant der Stadt endlich mal wieder die Möglichkeit bietet, das Lieblingskleid vorzuführen: Ihr seid nicht auf einem Laufsteg. Rauscht nicht durch die Tischreihen hin und her - vor allem nicht im Mantel, der gehört nämlich an die Garderobe, auch wenn er noch so schön ist.

Bekannte Gesichter im Restaurant

MACHEN Wenn ihr im Restaurant bekannte Menschen trefft, grüßt am besten stillschweigend aus der Ferne: mit einem Nicken, einem charmanten Lächeln oder einer kleinen, winkenden Handbewegung. Nähert euch dem Tisch nur, wenn ihr ausdrücklich dazu aufgefordert werdet. Falls ein Bekannter auf euch zukommt, geht ihm entgegen und haltet das "Hallo" möglichst kurz.

LASSEN Auch wenn gerade eure drei allerbesten Freundinnen das Lokal betreten: Verzichtet darauf, sie an den Tisch zu bitten. Schließlich habt ihr bereits eine Verabredung - und die hat vielleicht keine Lust, den ganzen Abend die neuesten Gerüchte aus Ihrem Freundeskreis zu hören.

Auch ausgedehnte Vorstellungsrunden sind im Restaurant fehl am Platz. Schließlich seid ihr nicht auf einer Stehparty.

Der Blick in die Speisekarte

MACHEN Darf ich das 5-Gänge-Menü wählen - oder begnüge ich mich lieber mit den preiswerten Pasta? Geladene Gäste sind bei der Menüwahl oft unsicher. Sorgt euch also gleich für klare Verhältnisse, wenn ihr der Gastgeber sind, und helft euren Gästen bei der Wahl! Steckt einen ungefähren Kostenrahmen ab, ohne dabei über die Kosten zu sprechen. Wie man das macht? Wenn ihr nachhakt und fragen: "Was haltet ihr von dem Menü, das der Küchenchef vorgeschlagen hat?", wissen die Gäste, dass ihr nicht nur bei den Hauptgerichten schauen müssen. Wenn ihr sagt: "Die gebratene Ente ist hier besonders gut, das Heilbuttfilet allerdings auch", verstehen alle, dass sich nicht nur auf Pizza und Pasta beschränkt werden muss.

LASSEN Ihr habt keine Ahnung, was sich hinter "Petit Fours", "Tempura-Soba" oder "Pangasius all Arancio" verbirgt? Macht nichts - eurer Gegenüber wahrscheinlich auch nicht. Wenn ihr Gerichte auf der Speisekarte nicht kennt, müsst ihr das nicht für euch behalten. In einem Lokal sollten die Speisen auf der Karte so formuliert sein, dass alle Gäste sie verstehen können. Macht euch also nicht klein, nur weil ihr nicht regelmäßig in französischen Gourmet-Tempeln speisen. Wenn ihr zum Servicepersonal sagt: "Das Küchenfranzösisch wollte ich schon immer mal lernen - vielleicht können Sie mir sagen, was das genau ist?", traut sich sicherlich auch Ihr Nachbar zuzugeben, dass er die Speisekarte überhaupt nicht versteht.

Der Umgang mit dem Servicepersonal

MACHEN Auch wenn die Servicekraft dem Schwiegervater den Rotwein auf die Anzughose kippt: Bleibt locker. Das Personal will euch nicht ärgern und kann auch mal einen schlechten Tag haben. Wenn ihr selbst Gastgeber seid, solltet ihr bei Malheurs der Servicekräfte ein-, aber nicht zugreifen. Macht deutlich, dass etwas getan werden muss. Fragt eure Begleitung, ob er herausgehen möchte, und biete an mitzukommen. Außerdem: Nehmt ruhig den Verursacher in die Pflicht. Natürlich muss das Restaurant für die Reinigungskosten aufkommen.

LASSEN Das Bedienungspersonal heißt heute Servicekraft. Es ist also nicht mehr politisch korrekt, ein "Herr Ober, können Sie mal bitte" oder "Kellnerin!" durchs Restaurant zu rufen. Fragt das Personal stattdessen lieber nach dem Namen, das kommt immer gut an.

Vom Brot bis zum Zahnstocher - die wichtigsten Tisch-Regeln

MACHEN

Egal, ob sie aus Stoff ist, aus Vlies oder aus Papier: Legt die Serviette zum Beginn des Essens auf den Schoß. Und auch wenn es euch altertümlich vorkommt: Nehmt die Serviette auf und tupft euch die Lippen ab, bevor ihr den Mund ans Glas setzen.

Prost! Cheers! Auf Dein Wohl! Es ist weiterhin üblich und durchaus gesellig, sich beim ersten gemeinsamen Schluck Alkohol und beim Wechsel der Weinsorten zuzuprosten. Wenn ihr Gastgeber seid, solltet ihr als Erste das Glas erheben und mit einem Blick in die Runde "Zum Wohl" wünschen.

Das Brot am Tisch zu brechen statt zu schneiden ist seit biblischen Zeiten eine schöne Tradition, also haltet euch auch gern heute noch daran. Aber brecht vom Brötchen oder Baguette möglichst nur Brocken in der Größe eines Bissens ab. Darauf solltet ihr nur eine kleine Menge Butter geben, gerne auch Salz, und dann könnt das Stück elegant und ohne abzubeißen in den Mund schieben. Anders sieht es aus, wenn Toast- oder Schwarzbrot-Scheiben aus dem Tisch stehen. Die könnt ihr auch im Ganzen mit Butter oder Schmalz bestreichen und davon abbeißen.

LASSEN

Es ist verständlich, dass ihr nach einem langen Tag im Büro wahnsinnig hungrig sind. Ihr müsst sich jedoch ein paar Minuten zusammenreißen. Macht euch nicht sofort über die Pizza her, sondern wartet, bis der Gastgeber das Besteck aufnimmt und damit das Signal zum Start gibt. Die Gastgeberrolle ist nicht definiert? Ihr müsst euch trotzdem noch ein wenig gedulden: Erst wenn eine ranghöhere oder ältere Person am Tisch mit dem Essen beginnt, dürfen auch ihr loslegen.

"Mit vollem Munde spricht man nicht" - was schon Oma riet, gilt natürlich bis heute. Auch Geräusche wie Schlürfen, Schmatzen oder lautes Besteckklappern gehören nicht in ein Restaurant. Und wenn ihr euch zuprostet, verzichtet auf ein lautes Klirren der Gläser.

Fallt am Tisch nicht in euch zusammen, sondern seid aufmerksam, sitzt aufrecht und haltet eure Arme nah am Oberkörper. Später auf der Couch könnt ihr sie wieder fallen lassen.

Zahnstocher oder Lippenstift haben am Tisch nichts zu suchen. Erspart der Runde Restaurierungsarbeiten vor, während und nach dem Essen. Vor dem Spiegel auf der Damentoilette könnt ihr die Lippen sowieso viel perfekter nachziehen.

Der richtige Umgang mit dem Besteck

MACHEN Vor euch liegen drei Gabeln, drei Messer, drei Löffel, und ihr habt keine Ahnung, womit ihr das Zanderfilet essen sollt? Keine Sorge: Die altbekannte Regel, das Besteck für jeden Gang von außen nach innen zu benutzen, ist noch immer aktuell.

Doch es gibt Ausnahmen: "Wenn die Anatomie der Speise es verlangt, dürfen Sie auch die Hände zum Essen nutzen", erklärt Elisabeth Bonneau. Das betrifft zum Beispiel Artischocken oder Meeresfrüchte. Sicheres Indiz: eine Wasserschale oder ein Zitronentüchlein für die Finger, das vom Servicepersonal gereicht wird.

Kartoffeln und Gabeln - war da nicht etwas...? Tatsächlich galt früher, dass man Kartoffeln nur mit der Gabel zerkleinern soll, da das Silberbesteck durch die Kartoffelstärke schnell anlief. Im Zeitalter von Edelstahlbesteck und Spülmaschinen könnt ihr diese Regel getrost vergessen und auch bei Kartoffeln zum Messer greifen.

Aufgegessen und rundum glücklich? Legen Sie Ihr Besteck nebeneinander in einem Winkel entsprechend der Uhrzeit "Zwanzig nach Vier" ab. So weiß das Servicepersonal, dass es nun abräumen darf.

LASSEN Das Besteck nach dem Essen abzulecken, geht gar nicht. Zum einem kann das gefährlich sein, denn Messer sind bekanntlich scharf. Zum anderen ist es sehr unhöflich, dem Sitznachbarn die Zunge zu zeigen.

Ihr wollt noch weiter essen? Legt das einmal benutzte Besteck nie so ab, dass der Griff die Tischdecke berührt und merkt euch die Uhrzeit "Zwanzig nach Sieben". Wie die Zeiger bei dieser Uhrzeit sollten im Fall einer Essenspause auch Gabel und Messer auf dem Teller platziert werden.

Mit einem Messer in der Hand über die letzte Motivationsansprache des Chefs wettern? Auf der Bühne würdet ihr damit vielleicht beeindrucken, im Restaurant benutzt ihr das Besteck besser nicht zur Unterstützung Ihrer Gestik.

Wenn das Essen gar nicht schmeckt ...

MACHEN Die Fischsuppe ist widerlich, aber ihr möchtet den Küchenchef nicht in Verlegenheit bringen? Solltet ihr aber: Erläutert sachlich und dezent, aber auch bestimmt, dass die Kartoffeln versalzen sind, und lasst das Gericht zurückgehen.

LASSEN Anders sieht es aus, wenn das Menü Ihren Geschmack einfach nicht getroffen hat. Ihr solltet auf keinen Fall die Servicekraft beleidigen oder den Gastgeber pikieren. Wenn die Geschmacksnerven keinen Spinat mit Curry ertragen können, dann teilt das dem Servicepersonal ruhig mit, dass das Essen nicht Ihr Fall war. Ihr solltet jedoch nicht vor versammelter Mannschaft über das Menü und den Küchenchef lästern.

Lecker war's - aber wer bezahlt?

MACHEN Laut Statistik wollen 50 Prozent aller Frauen in ein Restaurant eingeladen werden, egal wie hoch ihr Gehalt ist. Aber woher soll euer Gegenüber wissen, ob ihr darunter seid? Klärt möglichst frühzeitig, wer die Rechnung übernimmt oder ob jeder für sich selber bezahlt. Wenn ihr die Rechnung teilen möchtet, könnt ihr sagen: "Ich freue mich, dass wir hier sind, ich finde, wir machen einfach Hälfte-Hälfte." Wenn ihr von eurem neuen Freund eingeladen werden möchtet, reicht ein: "Danke für die Einladung." Eigentlich sollte er dann wissen, dass ihr von ihm erwartet, die Rechnung zu übernehmen.

LASSEN "Nein, du hast doch das letzte Mal bezahlt, dieses Mal bin ich dran...", "Aber du lädtst mich doch immer ein, lass mich doch heute..." Diskussionen wie diese nach dem Essen machen keinen guten Eindruck. Wenn Sie unbedingt bezahlen wollt, müsst ihr schnell sein und sich mit dem Kellner verbünden. Zegt ihm, dass er mit der Rechnung zu euch kommen soll oder bezahlt schon unauffällig, bevor eure Begleitung den Geldbeutel zückt.

Mehr Infos: "Der Große GU Knigge" von Elisabeth Bonneau Preis: 16,90 Euro Verlag: Gräfe und Unzer ISBN: 978-3-8338-1133-3

Text: Sybille WarnkingFoto: Getty Images

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