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Karnevals-ABC Von Alaaf bis Zoch: Das Faschings-Wörterbuch

Karnevals ABC: Mensch im Clownskostüm
© drubig-photo / Adobe Stock
Unser Karnevals-ABC sorgt für Durchblick im närrischen Treiben.

A wie Alaaf

Außer "Alaaf" in Köln und "Helau" in Düsseldorf gibt es noch jede Menge weitere Narrenrufe. "Pott Heißa!" rufen die Hildesheimer, "Narri-Narro" ist der Ruf der Alemannen, im westfälischen Beckum heißt es "Rumskedi!" und in der Hauptstadt "Berlin, Hajo! Karneval an der Spree, ole, ole, ole!".

B wie Bützchen

Wer nicht darauf steht, von wildfremden Menschen abgeknutscht zu werden, sollte zur Karnevalszeit lieber nicht durch die Kölner Straßen laufen. Bützchen nennt man dort Küsschen auf die Wange – und davon werden fast so viele verteilt wie Kamellen.

C wie Carne vale!

Warum nennt man das närrische Treiben im Rheinland eigentlich "Karneval"? Ganz genau weiß das keiner, aber das Wort kommt vermutlich aus dem Lateinischen: carne = Fleisch, levare = weglassen. Frei übersetzt bedeutet "Carne vale" also: "Fleisch, lebe wohl!" – ein Hinweis auf die Fastenzeit, die ab Aschermittwoch beginnt.

D wie Dreigestirn

Das Kölner Dreigestirn, bestehend aus Bauer, Prinz und Jungfrau wird jedes Jahr neu gewählt. Und hier achten die Jecken ausnahmsweise penibel auf die Ordnung: Es gibt eine genaue Liste, wann welcher Karnevalsverein die Ehre hat, die obersten Repräsentanten zu stellen.

E wie Elf

Eine teuflische Zahl, wie geschaffen für das Chaos in der Faschingszeit. In der christlichen Zahlenmystik steht sie für Maßlosigkeit, für das Brechen der zehn Gebote, ja für die Sünde schlechthin. Und eine Schnapszahl ist sie noch dazu.

F wie Faschingsgrenze

Fasching, Karneval, Fasnet – da soll mal einer durchblicken. Zum Glück gibt es eine einfache Faustregel: Südlich der Linie Bonn-Erfurt dreht sich alles um Fasching und Fastnacht. Nördlich davon (außer in Sachsen und Brandenburg) spricht man vom Karneval.

G wie Gleichheitsprinzip

Alle Menschen sind gleich - wenigstens im Karneval wird dieses Grundrecht auch gelebt. Herkunft, Stand und Konto spielen in diesen Tagen keine Rolle, jeder feiert mit jedem, vom Chef bis zum untersten Angestellten. Doch leider ist der Spaß ein Spiel auf Zeit – also nicht traurig sein, wenn die Vorgesetzte nach Aschermittwoch plötzlich keine schmutzigen Witze mehr erzählt.

H wie Hochburgen

In Deutschland wird im Rheinland, Rheinhessen, Südhessen, Münsterland, in der Lausitz, Franken und Baden-Württemberg (Schwäbisch-alemannische Fastnacht) am dollsten geschunkelt.

I wie Insignien

Sobald das Kölner Dreigestirn die Insignien in der Hand hält, hat es die Macht über das Narrenvolk. Der Prinz bekommt eine Pritsche (geht auf die Fruchtbarkeitsrute der Germanen zurück), der Bauer trägt die Schlüssel zur Stadt und die Jungfrau bekommt einen Spiegel in dem "Ihre Lieblichkeit" sich betrachten kann.

J wie Jahreszeit, die fünfte

Die so genannte "Fünfte Jahreszeit" ist eine sehr blumige: Nelkensamstag, Tulpensonntag, Rosenmontag (Höhepunkt) und Veilchendienstag werden die närrischen Tage auch genannt.

K wie Kamellen

"Kamelle, Kamelle", rufen die Kölner. Kaum regnet es Bonbons vom Umzugswagen, werden die Regenschirme zum Auffangen aufgeklappt. Fällt nichts, schimpfen sie laut über die Knauserigkeit der Wagenführer: "Knieskopp, Knieskopp!".

L wie Lieder

Falls Sie sich zur Fastnachtszeit in eine der Hochburgen wagen, sollten Sie zumindest den Refrain mitsingen können. Keine Sorge, der beinhaltet meist wenig Silben und lässt sich auch im angetrunkenen Zustand noch mitlallen. Hier finden Sie die Refrains einiger beliebter Karnevalshits

M wie Morgestraich

Weltberühmt für sein Gänsehautfeeling ist der "Basler Morgestraich", mit dem die Basler Fastnacht eingeleitet wird. Dieser Umzug startet nicht am Rosenmontag, sondern am Montag nach Aschermittwoch: Um 4 Uhr morgens gehen in ganz Basel zunächst alle Lichter aus. Die Zuschauer warten gespannt auf das Kommando "Achtig! Morgestraich! Vorwärts, marsch!" - erst dann setzt sich der von Laternen beleuchtete Zug in Bewegung und ein glockenhelles Flötenkonzert beginnt... 

N wie Nubbel

Eine Strohpuppe, die in Köln meist über Kneipeneingängen hängt. Auf den Nubbel werden alle Sünden und Fehltritte, die in der Narrenzeit begangen wurden, abgewälzt. "Wer hat Schuld, dass wir unser ganzes Geld versoffen haben? Wer hat Schuld, dass wir fremdgegangen sind?", fragt ein Redner. Die johlende Menge antwortet: "Dat wor der Nubbel!", "Der Nubbel hat Schuld! Er soll brennen!". In der letzten Fastnachtsnacht muss er schließlich dran glauben und wird verbrannt.

O wie Öffnungszeiten

Rechne in Karnevalshochburgen nicht mit geöffneten Läden und Büros. Es herrscht Ausnahmezustand. Erledigungen müssen verschoben werden.

Sch wie Schunkeln

Sichere Form des Tanzens. Zu den Klängen von Kapellen und Karnevalshits haken sich Jecken an den Armen ein und wiegen sich sitzend nach links und rechts. Um Seekrankheit und blaue Flecken zu vermeiden, hilft nur eins: Mitschunkeln.

S wie Stunksitzung

Auf der Stunksitzung in Köln ziehen Kabarettisten gerne Politiker, die Bundeswehr oder die katholische Kirche schonungslos durch den Kakao. Das kann dann auch schon mal im Streit enden! 

T wie Tuntenlauf

Ein Düsseldorfer Event: Am Karnevalssamstag schreiten am frühen Abend als Frauen verkleidete Männer auf High Heels über die Kö. Wer sich die höchsten Absätze unterschnallt, ins schrillste Kostüm wirft und die beste Show liefert, gewinnt.

V wie Verkleidung

Verkleidung ist in den Hochburgen ein absolutes Muss. Je kreativer, desto besser. 

W wie Weiberfasching

Schere nicht vergessen! Am Donnerstag vor Aschermittwoch geht's den Männern an den Kragen. Als Symbol der Entmachtung kürzen die wilden Weiber jede Krawatte, die ihren Weg kreuzt.

Y wie Y-Kutsche

Die Y-Kutsche bildet die "billigen Plätze" beim Rosenmontagszug. Auf dem Zweispänner landet, wer zu wenig an die Karnevalsgesellschaft gespendet hat. War jemand hingegen großzügig, sitzt er in einem vierspännigen Wagen.

Z wie Zoch

Wer hat den längsten? In Köln verfolgen mehr als 1 Millionen Besucher den über sechs Kilometer langen Karnevalszug. Sie hoffen etwas von den 140 Tonnen Süßigkeiten, Stoffpuppen und anderem Wurfmaterial aufzufangen. Es kommt vor, dass der Zug länger als die Wegstrecke ist und der erste Wagen am Ziel ankommt, bevor der letzte losgefahren ist. Etwa vier Stunden dauert es, bis alle 11.000 Teilnehmer vorbeigefahren und -gelaufen sind. Konkurrenz bekommt der Kölner Zoch ausgerechnet aus Norddeutschland: Der "Schoduvel" in Braunschweig ist ebenfalls mehr als sechs Kilometer lang.

Brigitte

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