Mary Beard - Zwölf Cäsaren
Für den Sommerurlaub empfiehlt man meist eher leichtere Lesekost, und zugegeben: Das ist das Buch von Dame Mary Beard, Professorin an der Universität Cambridge für Alte Geschichte und in Großbritannien auch als streitbare Frauenrechtlerin eine Berühmtheit, wohl nicht. Stattdessen haben wir hier 528 Seiten über die titelgebenden zwölf Cäsaren, also Herrscher des römischen Reiches, angefangen bei Julius. Speziell geht es dabei um deren Rolle in der Kunstgeschichte: Wie wurden sie dargestellt und an welchen Orten? Und warum scheinen diese Abbildungen auch heute noch so omnipräsent im kollektiven Bewusstsein zu sein, sodass auch der/die geschichtlich Unbewanderste eine Assoziation beim Anblick einer Büste mit Lorbeerkranz hat? Mary Beard schreibt trotz enormer Detailfülle so leichtfüßig darüber, dass es eine Freude ist, ihr zu folgen, selbst wenn man sich vorher nie für diese Thematik interessiert hat (und noch nicht mal Latein in der Schule hatte). Und auch die zahlreichen farbigen Abbildungen machen es einfach, die Erklärungen und Argumente nachzuvollziehen. Insofern: Urlaub ist die beste Zeit, sich intensiv mit etwas Neuem zu beschäftigen!
Ü: Ulrike Bischoff, 528 S., 36 Euro, Propyläen
Brenda Strohmaier - Blick aufs Meer, Arsch auf Grundeis
Es gibt ja so einige Bücher über und von Frauen, die ihren Angestelltenjob aufgeben, um an ihrem Sehnsuchtsort im Ausland ein neues Leben anzufangen. Aber selten liest man das so entwaffnend ehrlich wie von der Journalistin Brenda Strohmaier, deren Wunschtraum (und, wie sich rausstellt, auch kleiner Albtraum) eine Wohnung in Marseille ist.
256 S., 14 Euro, Penguin
Othega Uwagba - Wir müssen über Geld sprechen
Dies ist kein Finanzratgeber. Vielmehr geht es um Feminismus, Rassismus und die Frage, wem eine lukrative Karriere eher leicht gemacht wird und wem nicht. Die Londonerin Otegha Uwagba, Tochter nigerianischer Eltern, schreibt über persönliche Erfahrungen wie universelle Fakten, und das in einem sehr angenehmen, unaufgeregten Stil.
Ü: Yezena Leon-Mezu, 352 S., 22 Euro, Atlantik
Bonnie Tsui - Warum wir schwimmen
Die Amerikanerin Bonnie Tsui hat u. a. in Japan die alte Tradition des Samurai-Schwimmens beobachtet, vor San Francisco mit Frauen trainiert, die ultralange Distanzen im offenen Meer zurücklegen, in Island einen Fischer getroffen, dem kaltes Wasser nichts ausmacht – und eine wunderbare Hymne auf diese Art der Fortbewegung verfasst.
Ü: Susanne Dahmann, 320 S., 22 Euro, Harper Collins
Oliver Schulz - 8849
8849 Meter hoch ist der Mount Everest, nur der Mythos rund um ihn ist noch größer. Das Buch des Journalisten und studierten Tibetologen Oliver Schulz ist weniger reißerisch, als der Untertitel "Massentourismus, Tod und Ausbeutung" suggeriert, dafür umso interessanter: die Geschichte der Expeditionen von der Zeit, als der Gipfel noch unbezwingbar schien, bis zur Kommerzialisierung des Berges heute.
192 S., 18 Euro, Westend