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Diese Sängerin aus Syrien verzaubert mit ihrer Stimme die Welt!

Lena Chamamyan ist in arabischen Ländern ein Star. Nun will sie mit ihrer Musik auch das deutsche Publikum erobern.

Syrien, das ist nicht nur Krieg und Terror. Das ist auch fantastische Kunst. Eine der bekanntesten Sängerinnen Syriens ist Lena Chamamyan. Ihre wunderschöne Stimme und ihre Songs, in denen sie Jazz mit orientalischen und armenischen Klängen vermengt, sind im ganzen arabischen Raum berühmt.

Am 13. August tritt die 36-Jährige, die derzeit in Frankreich lebt, in Hamburg auf. Wir haben mit ihr über den Krieg und ihre Kunst gesprochen.

BRIGITTE.de: Frau Chamamyan, was kommt Ihnen als erstes in den Sinn, wenn Sie an Ihre Heimat denken?

Lena Chamamyan: Ich erinnere mich an die Orte. Immer, wenn ich die Augen schließe, sehe ich die Straßen von Damaskus. Sogar in meinen Träumen, sehe ich mich selbst in meiner Heimatstadt.

In Deutschland ist das Bild von Syrien geprägt von zerbombten Städten und Menschen, die fliehen müssen. Was fühlen Sie angesichts der Tragödie, die Ihrem Volk passiert?

Für mich als Syrerin ist es ein Fakt, kein Gedanke. Es tut wahnsinnig weh, mit dem Krieg leben. Ich wünschte, ich hätte die Möglichkeit, mehr Menschen zu helfen. Ich versuche es, indem ich als Exil-Syrerin das Bild der Syrer in Europa präge und präsent halte. Ich bin Syrerin mit armenischen Wurzeln, habe also selbst einen multikulturellen Hintergrund. Ich bin es gewohnt, Brücken zu bauen zwischen Kulturen und Ansichten.

Sie leben derzeit in Paris – wie geht es Ihnen dort?

Paris ist eine sehr harte und eine sehr schöne Stadt. Ich habe hier viel gelernt: allein zu leben ohne meine Familie, eine neue Kultur kennenzulernen, meine Karriere neu zu starten … Vieles ist schwierig für jemanden, alles aufgeben musste, um zu überleben. Aber ich glaube, die große Mehrheit der Syrer hat es viel schwerer als ich.

Haben Sie Kontakt zu Menschen, die noch in Syrien leben?
Meine Eltern leben noch in Damaskus und einige meiner Freunde, darunter Künstler, Ärzte, Musiker. Sie überleben. Sie weigern sich, fortzugehen und ihr Zuhause zu verlassen. Es ist vor allem die junge Generation, die das Land verlässt und ihr Glück woanders sucht. Ich kann diejenigen verstehen, die bleiben. Der Neuanfang ist schon für uns Junge sehr hart. Ich bewundere sie für ihre Werte und ihrem Widerstand. Aber im Grunde sind beide Entscheidungen schwer zu treffen – zu bleiben oder zu gehen.

Sie sind in Damaskus aufgewachsen. Wie war Ihre Kindheit in Syrien?
Es war … lustig! Ich bin mit zwei älteren Brüdern groß geworden. Als einziges Mädchen wurde ich von meinem Vater ziemlich verwöhnt. Ich hatte in meiner ganzen Kindheit genug Freiraum, um zu spielen, zu träumen, zu singen, zu schreiben. Ich habe Basketball gespielt, und wir haben Campingurlaube gemacht. Ich hatte das Glück, offene und aktive Eltern zu haben, aber das ist nicht jedem gegönnt.

Ihre Musik ist eine Mischung verschiedener Stile – was beeinflusst Ihre Kunst?

Die Basis bilden die christlich-armenische und die orientalische Musik, damit bin ich aufgewachsen. Gleichzeitig war ich schon immer ein Fan des Jazz. Ich mag seine Freiheit und die Flexibilität. Dazu kommt der klassische Gesang, den ich in Damaskus studiert habe. Meine Reisen haben mich ebenfalls inspiriert – und am meisten lernt man sowieso auf der Bühne.

Worum geht es in Ihren Liedern?

Traditionelle Lieder handeln meistens von der Liebe. In meinen eigenen Songs erzähle ich Geschichten von meiner Reise, über Syrien, meine Erinnerungen, meine Veränderung, meine Ängste und Hoffnungen. Und manchmal auch über die Liebe. Da ich meine Songs immer aus der Sicht einer orientalischen Frau schreibe, bitte ich oft Männer darum, Texte für mich zu schreiben, um eine größere Bandbreite von Themen zu haben.

Hat sich Ihre Musik verändert, seit der Krieg begann?
Ja, natürlich. Früher habe ich mehr traditionelle Songs gesungen und Texte geschrieben. Seit dem Krieg komponiere und arrangiere ich meine Songs auch. Ich bin unabhängiger geworden, das merkt man auch an meinen Projekten. Generell reflektiert die Musik immer meine Seele. Musik kann nicht lügen! Der Krieg ist böse und verändert viel, aber er eröffnet auch neue Sichtweisen.

Bei Ihrem Konzert in Hamburg werden sicher auch einige Menschen aus Syrien im Publikum sein. Haben Sie eine Botschaft für sie?
Ich hoffe, ich kann ihnen zwei Stunden lang das Gefühl geben, wieder zuhause zu sein. Ich freue mich, einige Syrer wiederzusehen, die nach Deutschland geflohen sind. Und ich freue mich auf das deutsche Publikum. Ich möchte ihnen zeigen, wie die Syrer das Leben und Musik feiern.

Ihr wollt Lena Chamamyan live erleben? Am 13. August singt sie in Hamburg auf dem Kampnagel-Festival. Ihr neues Album wird voraussichtlich im Oktober erscheinen.

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