Anzeige

Auf der anderen Seite

Mit "Gegen die Wand" gewann Fatih Akin 2004 den Goldenen Bären, mit "Auf der anderen Seite" in diesem Jahr den Drehbuchpreis in Cannes - und im nächsten Jahr gibt's vielleicht sogar einen Oscar.

image

"Was ich auch immer wollte, ich wollte es besser machen als 'Gegen die Wand', ich wollte nicht wie Frankreich sein, die, nachdem sie 1998 Fußballweltmeister wurden, 2002 in der Vorrunde sang- und klanglos ausschieden." Es noch besser machen, das ist Fatih Akin gelungen.

"Gegen die Wand" war ganz auf das Paar Sibel und Cahet zugeschnitten. In seinem neuen Film, Teil zwei der Trilogie "Liebe, Tod und Teufel", stellt Akin sechs Personen in den Mittelpunkt. Sechs ganz unterschiedliche Menschen, deren Schicksal miteinander verwoben ist. Da ist zum einen Nejat (Baki Davrak), Germanistik-Professor an der Hamburger Uni. Er kümmert sich rührend um seinen alten Vater Ali (Tuncel Kurtiz). Nejats Mutter ist früh gestorben, Ali fühlt sich einsam. Also bittet er die Prostituierte Yeter (Nursel Köse), gegen eine regelmäßige monatliche Unterstützung mit ihm zusammenzuleben. Yeter willigt ein - und schickt den größten Teil ihres Gehaltes nach Hause in die Türkei, damit ihre Tochter ihr Studium finanzieren kann.

Als die Prostituierte durch einen Unfall stirbt, reist Nejat in die Türkei, um ihre Tochter Ayten (Nurgül Yesilcay) zu finden. Nicht wissend, dass Ayten, eine politische Aktivistin, bereits illegal nach Deutschland eingereist ist und dort Lotte (Patrycia Ziolkowska) kennen gelernt hat, eine Studentin, die bei ihrer konservativen Mutter Susanne (Hanna Schygulla) lebt. Als Ayten aus Deutschland abgeschoben wird und im Gefängnis landet, fährt Lotte nach Istanbul, um ihr zu helfen. Bald schon lassen tragische Umstände auch Mutter Susanne in die Türkei reisen, wo sie auf Nejat trifft ...

Was hier reichlich kompliziert klingt, bringt Fatih Akin klar strukturiert auf die Leinwand. Virtuos verwebt er die einzelnen Geschichten miteinander zu einem bewegenden Film über den Tod und die Macht des Zufalls. Das Wilde, Ungestüme von "Gegen die Wand" ist einem ruhigen Erzählstil gewichen. "Auf der anderen Seite" nimmt sich viel Zeit für seine Schauplätze, vor allem aber für seine Figuren. Ganz nah dran bleibt der Film an seinen Hauptpersonen, die von einem hervorragenden Schauspielensemble verkörpert werden.

Gerade ist bekannt geworden, dass "Auf der anderen Seite" als deutscher Beitrag in die Vorauswahl für den Auslands-Oscar geht. Bis zum Oscar ist es zwar noch ein weiter Weg, aber der Berliner Goldbär im Hause Akin sollte sich vielleicht schon mal mit dem Gedanken anfreunden, dass er bald glänzende Konkurrenz bekommen könnte.

Dieser Film könnte Ihnen gefallen, wenn Sie Alejandro Gonzáles Iñárritus verschachteltes Drama "Babel" mochten.

Katharina Wantoch Fotos und Trailer: Panorama

Mehr zum Thema

VG-Wort Pixel