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Kino-Tipp: Absurdistan

Faule Säcke sind sie, die Männer in Absurdistan, Arbeit für sie ein Fremdwort. Die erledigen ihre Frauen. Doch als eines Tages, die einzige Wasserleitung des Dorfes versiegt, müssen die Drückeberger doch ran. Denn: Ohne Wasser kein Sex -

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In einer Zeit zwischen gestern und heute, irgendwo im Nirgendwo, möglicherweise zwischen Europa und Asien schmiegt sich ein Dorf an die Hügel einer von der Welt vergessenen Provinz. Die Frauen dort sind schön und fleißig, die Männer faul und träge. Doch eines Tages, als die einzige Wasserleitung versiegt, erwacht das Dorf aus seinem schläfrigen Alltag. Die Frauen haben genug von der Faulenzerei ihrer Männer, wollen, dass sie den Brunnen reparieren. Doch so einfach sind die Drückeberger nicht zu überzeugen. Lieber nehmen sie in Kauf, dass die ungewaschenen Hemden zum Himmel stinken, dass die Fische im Aquarium vertrocknen und sie ihren Rasierschaum mit Spucke anrühren müssen, als dass sie freiwillig ein Finger rühren würden, um die Wasserleitung zu reparieren. Das geht lange, lange Zeit so weiter, bis, ja, bis die Frauen ein Ass aus dem Ärmel ziehen und drohen: Ohne Wasser kein Sex. Willkommen in Absurdistan!

Kino-Tipp: Absurdistan

Sexboykott zur besten Beischlafzeit

Die Frauen in Absurdistan nehmen die Sache ernst, teilen das Dorf per Pinselstrich in zwei Hälfte, kappen die Telefonleitung, als ihre Gatten Zuflucht in Telefonsex-Orgien suchen. Sogar vor Waffengewalt schrecken sie nicht zurück, als die Männer mit dem klapprigen Bus, das Dorf verlassen wollen.

Und ausgerechnet in diese Zeit, so hatten es die Sterne vorherbestimmt, sollte für Aya (Kristyna Malérová) und Temelko (Maximilian Mauff), seit jeher füreinander bestimmt, die erste Liebesnacht fallen. Vier Jahre hatten sie darauf gewartet. Doch eine unumstößliche Regel besagt, dass sie zuvor ein gemeinsames Bad nehmen müssen. Fragt sich nur wie, ohne Wasser. Um die glücksverheißende Sternenkonstellation für die erste gemeinsame Nacht nicht zu verpassen, setzt Temelko alles daran, den Brunnen wieder zum Sprudeln zu bringen.

Surreal und märchenhaft

Regisseur Veit Helmer knüpft mit "Absurdistan" an den surrealen, märchenhaften Stil von "Tuvalu" an. Es ist ein Stil, den man mögen, auf den man sich einlassen möchte. Magisch, komisch, wunderschön - aber eben auch gewöhnungsbedürftig. "Absurdistan" ist eine Komödie, aber keine, bei der man lauthals loslachen könnte, ein Liebesfilm, aber keiner, bei dem Rührungstränen fließen. Zu absurd ist die Geschichte, zu aberwitzig die Charaktere. Das Casting seiner Charaktere ist Helmer ein Heiligtum. Durch 28 Länder - von Europa bis nach Amerika, von Kuba bis zum Iran - hat er Casting Directors geschickt und 2400 Schauspieler vorsprechen lassen. Zu den Dreharbeiten kamen am Ende Darsteller aus 16 verschiedenen Ländern. Eine handverlesene Schauspieler-Schar, die wirkt, als sei sie in der tiefsten kaukasischen Provinz zusammengewürfelt worden. Nur Maximilian Mauff und Kristyna Malérová stechen heraus wie zwei Sterne in Tausend und einer Nacht. Sie überstrahlen alles. Amüsanter anzusehen sind allerdings ihre Mitstreiter.

Fazit

Wer sich auf den unvergleichbaren Stil Veit Helmers einlässt, dürfte mit "Absurdistan" ein paar vergnügliche Stunden verbringen.

TEXT: Britta Hesener BILDMATERIAL: Farbfilm

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