Anzeige

Die Ermordung des Jesse James

Er raubte, mordete und war doch ein Star: Der berüchtigte Gangster Jesse James wurde in Amerika bewundert - besonders von Robert "Bob" Ford. Warum Bob Jesse am Ende umbrachte, erzählt der neue Film mit Brad Pitt
Ein innerlich zerrissener Mann: Gangster und Medienstar Jesse James (Brad Pitt)
Ein innerlich zerrissener Mann: Gangster und Medienstar Jesse James (Brad Pitt)
© Warner Bros. Ent.

Der Räuber und Mörder Jesse James avancierte vor mehr als 130 Jahren zum ersten Medienstar seiner Zeit. Kinder wuchsen mit Groschenromanen über seine Abenteuer auf und Erwachsene bewunderten den Mann aus Missouri als eine Art Robin Hood.

Selbst Hollywood bediente sich am Mythos Jesse James, Filme wie "Jesse James - Mann ohne Gesetz" (1939) oder "American Outlaws" (2001) zeugen von seiner Verehrung. Seine Ermordung durch Robert Ford war ein Skandal, Ford wurde als Feigling und Hurensohn tituliert, der einen Helden vernichtet hatte. Kaum jemand wagte es, diese Sicht auf Ford und auch auf James in Frage zu stellen. Autor Ron Hansen war der erste, der versuchte, die Verklärung und Romantisierung der Western-Ikone aufzuheben. Der neuseeländische Regisseur Andrew Dominik war begeistert vom Hansens Buch und verfilmte "Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford".

Die Ermordung des Jesse James

Warum erschießt Bob Jesse?

Der Mörder von Jesse James: Robert "Bob" Ford (Casey Affleck)
Der Mörder von Jesse James: Robert "Bob" Ford (Casey Affleck)
© Warner Bros. Ent.

Kansas City, 1881: Jesse James (Brad Pitt) ist 34 Jahre alt und ein berüchtigter Gangster, dessen Stern jedoch schon dabei ist, zu verglühen. Er leidet an diversen Krankheiten, ist depressiv und zutiefst paranoid. Ein letztes Mal will er einen Zug überfallen, dann will er sich mit seiner Frau (Mary-Louise Parker) und seinen Kindern ins normale Leben zurückziehen. Bei dem Überfall stoßen die Brüder Charley (Sam Rockwell) und Robert "Bob" Ford (Casey Affleck) zu seiner Gang, die ihre beste Zeit längst hinter sich hat.

Gerade der 19-jährige Bob tut alles, um seinem Idol so nah wie möglich zu sein und ist überglücklich, als er nach dem Überfall für eine Weile bei Jesse und seiner Familie leben darf. Jesse scheint es zu genießen, von Bob angehimmelt zu werden. Doch was genau will Bob von dem zynischen Mann? Will er so sein wie er oder will er gar in Jesse Rolle schlüpfen und auch zum Nationalhelden werden? Schlussendlich tötet Bob seinen ehemaligen Helden mit einem Schuss in den Rücken - doch auch hier wirft der Film Fragen auf: Hat Jesse seinen Tod provoziert? Eingige Anzeichen sprechen dafür. So hat der zerissene Mann kurz vor dem Schuss seinen Pistolengürtel abgelegt und Bob einen besonders schönen Colt geschenkt.

Katz-und-Maus-Spiel

Was will Bob von Jesse? Und warum erschießt er ihn am Ende?
Was will Bob von Jesse? Und warum erschießt er ihn am Ende?
© Warner Bros. Ent.

"Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford" erzählt seine Geschichte in manchmal weiten und manchmal beklemmenden Bildern. Der Soundtrack von Nick Cave passt perfekt. Immer stehen dabei die Schauspieler im Vordergrund. Der Film lebt vom Katz-und-Maus-Spiel zwischen dem hervorragenden Brad Pitt und dem ebenso überzeugenden Casey Affleck - immer wieder gelingt es Regisseur Dominik, die spannungsgeladene Atmosphäre einzufangen und die Angst Bobs vor Jesses Unberechenbarkeit, der nicht davor zurückschreckt, kleine Kinder zu veprügeln, herüberzubringen. Ein Psychoduell par excellence. Bobs Tat wird am Ende absolut verständlich, er kann gar nicht anders als Jesse zu ermorden. So wird die Figur Jesse James auf konsequente Weise entmystifiziert.

Leider ist der Film rund eine halbe Stunde zu lang geworden, den zweieinhalb Stunden hätten die ein oder andere Nebenhandlung und Landschaftsaufnahme weniger gut getan. Und auch einige Unschärfe-Experimente sind ohne erkennbaren Sinn.

Fazit: Ein spannendes Katz-und-Maus-Spiel zwischen zwei herausragenden Schauspielern. Absolut sehenswert.

Bildmaterial Warner Bros. Ent.

Mehr zum Thema

VG-Wort Pixel