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Im Kino: Tintenherz

Fans der Tintenwelt-Trilogie haben lange darauf gewartet: Jetzt kommt endlich die Verfilmung des Bestsellers "Tintenherz" von Cornelia Funke in die deutschen Kinos - ein aufwendig inszeniertes Fantasy-Abenteuer made in Hollywood

Im Kino: Tintenherz

Tintenherz - das geheimnisvolle Buch

Wieder einmal schleppt Mo (Brendan Fraser) seine Tochter Meggie (Eliza Hope Bennett) auf einen altertümlichen Bücherflohmarkt. Doch diesmal ist alles anders: Zwischen verstaubten Bänden in einem Antiquariat findet der bedächtige Buchbinder das, was er schon seit Jahren sucht: "Tintenherz" - das geheimnisvolle Buch, aus dem Stimmen flüstern: fiese, zischende, schreiende Stimmen, die nichts Gutes verheißen können.

Noch kann Meggie nicht verstehen, warum sie sich anschließend überstürzt mit ihrem Vater auf die Flucht zu ihrer Tante Elinor (Helen Mirren) machen muss. Sie begreift erst im Verlauf der Verfilmung von Cornelia Funkes Beststeller, dass sie und ihr Vater die erstaunliche Gabe haben, durchs Vorlesen Figuren aus der fiktiven Bücherwelt in die Realität zu lesen. Ähnlich geht es dem Zuschauer: Schnell, zu schnell, wird er in die - durchaus gelungene - Verquickung von Realität und fiktiv-märchenhafter Bilderbuchwelt des "Tintenherz"- Regisseurs Ian Softly katapultiert. Promt treten die Schurken der Tintenherzwelt, der Widersacher Capricorn (Andy Serkis) und seine Kumpanen auf, und entführen Mo, Meggie und ihre Tante Elinor.

"Es ist grässlich, der Mann hat überhaupt keinen Geschmack", urteilt Elinor über "Capricorns Dorf" - die düstere, unheimliche Welt des Widersachers, in der Affen mit Flügeln, Einhörner und Wiesel mit Hörnern ihr Dasein fristen. Hinter den grauen Mauern des Bergdorfes wird auch Resa (Sienna Guillory), Meggies Mutter, gefangen gehalten. Sie wurde von Mo in die Tintenherzwelt gelesen, als dieser von seiner Gabe noch nichts wusste und Meggie als kleiner Fratz in der Wiege lag. Um Resa zu befreien erhält das unerschrockene Trio Unterstützung: Staubfinger (Paul Bettany), der mysteriöse, feuerspeiende Gaukler, dem Buch "Tintenherz" entsprungen, und Farid (Rafi Gavron), der Straßenjunge aus "1001 Nacht", sowie Fenoglio (Jim Broadbent), der Schaffer von "Tintenherz", stehen Mo, Meggie und Elinor im Kampf gegen Capricorn und seine Schergen bei.

Regisseur und Produzent Ian Softley gelingt es in der Verfilmung des ersten Teils der "Tintenherz"-Trilogie durchaus, eine fantasievolle, magische, häufig skurrile und nur selten gekünstelt wirkende Kulisse zu schaffen. Aufwendig inszeniert er fiktive Welten, lässt Wüstensand in Capricorns dunkle Gemächer wehen, Goldstücke regnen oder tosende Wirbelstürme aufkommen. Mal dürfen wir uns an der bezaubernden, bunten Kulisse aus "1001 Nacht" erfreuen, dann wieder lässt uns der furchteinflößende "Schatten" erschaudern, der im großen Showdown als Nebel mit funkelnd roten Augen über der ligurischen Landschaft auftaucht.

Helen Mirren als knallhartes Tantchen

Brendan Fraser wurde die Rolle von "Silberzunge" Mo auf den Leib geschrieben. Ihn hatte Cornelia Funke im Kopf, als sie die Figur Mortimer Folchart schuf. Fraser spielt vertrottelt und verhalten, wenn es darum geht, einen in sich gekehrten Buchbinder darzustellen, der sich immer wieder einmal von seiner pfiffigen Tochter bevormunden lassen muss, und überlegen, unerschrocken und heldenhaft, wenn er die Welt vor den Tintenherzhalunken bewahren muss. Daneben ist es vor allem Helen Mirren, die dem Fantasy-Abenteuer Profil verleiht. Als knallhartes Tantchen mit wehenden grauen Haaren, voller Kampfgeist und siegessicher in der Mission, ihre Familie zu unterstützen, setzt sie die mondäne Tante Elinor in Szene.

Der Plot der Literaturverfilmung besteht jedoch nahezu ausschließlich aus dem sich lange hinziehenden Kampf gegen den Widersacher Capricorn und der Befreiungsaktion von Mutter Resa. Der Zuschauer erfährt nichts über das reale Leben von Mo und Meggie. Ihm wird keine Zeit gelassen, sich in ihr Schicksal einzufinden. Und am Ende löst sich die Geschichte in einem kitschig-banalen Showdown auf.

Ursprünglich sollte der Schluss näher an das offene Ende des Buches angelehnt sein. Da dies in den Testvorführungen viele Zuschauer traurig stimmte, wurde das Ende noch einmal umgeschrieben. Schade eigentlich, vielleicht hätte ein weniger dick aufgetragenes Happy-End das fantasievoll und glaubhaft inszenierte Märchenabenteuer noch sehenswerter gemacht.

Bilder Warner Bros.

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