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Im Kino: Revanche

Wien: Alex und Tamara wollen ein besseres Leben. Doch dafür brauchen sie Geld. Viel Geld. Alex hat eine Idee: Sie könnten eine Bank überfallen. Kurz darauf muss Alex jedoch schlagartig aus seinem "Bonnie und Clyde"-Traum aufwachen: Tamara wird auf der Flucht von einem Polizisten erschossen
Alex spioniert in "Revanche" das Leben des Polizisten Robert aus.
Alex spioniert in "Revanche" das Leben des Polizisten Robert aus.
© Lukas Beck

Arbeiten gegen Schuldgefühle

Ein Mann im weißen Unterhemd steht in einer Scheune und schwitzt. Sein Atem taucht in immer gleichen Abständen als kleine Wolke vor ihm auf und verschwindet wieder. Die Axt hebt und senkt sich unermüdlich, und der große Haufen mit den Holzscheiten wächst und wächst. Vor dem heruntergekommenen Bauernhaus sitzt ein alter Mann und spielt auf seinem Akkordeon.

Im Kino: Revanche

Harte Wiener Großstadtrealität

Tamara weiß in "Revanche" nicht, wie sie ihrem Zuhälter entkommen kann. Alex schon. Doch um welchen Preis?
Tamara weiß in "Revanche" nicht, wie sie ihrem Zuhälter entkommen kann. Alex schon. Doch um welchen Preis?
© Lukas Beck

In der Stadt sieht das Leben ganz anders aus. Tamara (Irina Potapenko) kommt aus Russland, hat viele Schulden und kein Geld. Zusammen mit anderen Mädchen verkauft sie Abend für Abend ihren Körper an ihre Freier. Ihr Zuhälter erkennt jedoch ihr "Talent" und will sie an seine wichtigsten Kunden als Edelprostituierte verkaufen. Sein Handlanger Alex (Johannes Krisch) jedoch hat andere Pläne: Er hat sich in Tamara verliebt und will mit ihr aus Wien abhauen. Um das nötige Kleingeld zu beschaffen, überfällt er eine Bank - ein im wahrsten Sinne des Wortes todsicherer Plan: Die im Auto wartende Tamara wird auf der Flucht von einem Polizisten erschossen.

Idyllisches Landleben?

Vor der "Revanche": Vorstadtidyll in Österreich
Vor der "Revanche": Vorstadtidyll in Österreich
© Lukas Beck

Robert (Andreas Lust) und seine Frau Susann haben gerade ihr neu gebautes Haus in idyllischer Vorstadtlage bezogen. Eingebettet in Wiesen und Wälder fehlt den beiden zum perfekten Glück eigentlich nur noch eins: ein Kind. Doch genau das will nicht so recht klappen. Ihre kleine, ohnehin schon angeknackste heile Welt gerät vollends aus den Fugen, als Robert aufs Revier gerufen wird und dort erfährt, dass er eine Frau erschossen hat. Von diesem Tag an drohen seine Schuldgefühle nicht nur sein Leben, sondern auch das seiner Frau zu zerstören.

Tamara hat Schulden und verkauft sich in einem Wiener Bordell an ihre Freier.
Tamara hat Schulden und verkauft sich in einem Wiener Bordell an ihre Freier.
© Lukas Beck

Die Ereignisse spitzen sich zu

Alex ist nach dem Tod Tamaras dem Zusammenbruch nahe. Seiner drohenden Verhaftung trotzt er bei seinem Großvater auf dem Land, wo er Unterschlupf findet. Dort geht er dem Alten, dem nach dem Tod seiner Frau nur noch sein Akkordeon geblieben ist, fleißig zur Hand: Er hackt Holz, kauft ein, erntet die reifen Winteräpfel. Jeden Sonntag kommt Roberts Frau Susanne (Ursula Strauss) vorbei, um den Alten mit zur Kirche zu nehmen. Susanne ahnt nicht, dass sich Alex über sie an Robert ranschleichen will, den Mörder seiner Geliebten. Zu allem Übel fängt Susanne auch noch eine Affäre mit Alex an. Wird Alex seinen Racheplan in die Tat umsetzen?

"Revanche" bei der Oscar-Verleihung

Nach dem Tod seiner Frau bleibt dem alten Bauer nur sein Akkordeon.
Nach dem Tod seiner Frau bleibt dem alten Bauer nur sein Akkordeon.
© Lukas Beck

Regisseur Götz Spielmann hat mit Revanche einen Film gedreht, der realistischer nicht hätte sein können. Er kommt an seine Figuren ganz nahe heran, so dass man teilweise meint, man könne Alex am Kragen packen und einmal ordentlich durchschütteln, um ihn aus seinen Träumereien von einem besseren Leben aufzuwecken. Die großen Themen des menschlichen Daseins wie Liebe, Tod, die Sehnsucht nach einem stabilen, glücklichen Leben und Rache an denen, die uns unser Glück zu nehmen versuchen, werden in "Revanche" meisterhaft verarbeitet. Es entsteht ein einzigartige, nur schwer zu beschreibende Stimmung in diesem Film, eine Ruhe, die so voller Anspannung liegt, als würde jeden Moment das Schlimmste eintreten können. Dazu tragen ganz maßgeblich auch die hervorragenden Schauspieler bei, die ihre Rollen sehr einfühlsam und mit großem Können präsentieren. "Revanche" hat auf verschiedenen Festivals bereits zahlreiche Preise gewonnen und wird bei der Oscar-Verleihung 2009 für Österreich ins Rennen gehen.

Fotos Lukas Beck

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