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Im Kino: Lulu und Jimi

Für Lulu und Jimi ist es die große Liebe. Für Lulus Familie ist es ein Skandal. Oskar Roehler inszeniert eine quietschbunte Lovestory mit viel Herzschmerz, Rock'n'Roll und Haargel
Lulu (Jennifer Decker) und Jimi (Ray Fearon) treffen sich am Autoscooter
Lulu (Jennifer Decker) und Jimi (Ray Fearon) treffen sich am Autoscooter
© Joseph Wolfsberg / X Verleih

Im Kino: Lulu und Jimi

Rock'n'Roll und rosa Herzchen

Rock'n'Roll, Baby! Lulu, süße Tochter einer bankrotten Fabrikantenfamilie, sucht das Abenteuer. Und findet es auf der Kirmes. Dort arbeitet Jimi, der Herzensbrecher. Natürlich am Autoscooter, wo die coolen Jungs zu Hause sind.

Ein tiefer Blick - und die beiden sind verliebt. Rosarote Herzchen überall. Doch die Liebe zwischen einem schwarzen Amerikaner und einer weißen Deutschen ist zu groß für eine Kleinstadt in den 50ern.

Lulus versoffene Mutter (Katrin Sass) torkelt wie eine Furie durch ihr pinkfarbenes Eigenheim und setzt alles in Bewegung, um Lulu von Jimi zu trennen. Daddy Cool (Rolf Zacher) ist zwar auf Lulus Seite, aber von seiner rabiaten Frau durch eine Zwangskastration und Medikamente außer Gefecht gesetzt.

Als sich Jimi auf einer Gartenparty auch noch mit Lulus Bruder anlegt, ist der Skandal perfekt. Die beiden müssen fliehen, um ihren Traum von der großen Liebe zu verwirklichen. Also schleicht sich Lulu nachts aus dem Haus und braust mit Jimi in seinem hellblauen Cabrio davon.

Zuckersüßes Roadmovie

Rosa Pudel auf goldigem Untergrund. Und dazu eine wunderbar versoffene Katrin Sass
Rosa Pudel auf goldigem Untergrund. Und dazu eine wunderbar versoffene Katrin Sass
© Joseph Wolfsberg / X Verleih

So kurvt das Paar durch eine kunterbunte 50er-Jahre-Welt in Richtung Freiheit. Nachts greifen Jimi und Lulu nach den Sternen, tagsüber turnt Lulu auf einem Gymnastik-Wettbewerb. Doch die Schergen von Lulus Mutter, Chauffeur Schultz (Udo Kier) und Dr. von Oppeln (Hans-Michael Rehberg), sind ihnen dicht auf den Fersen.

Mit "Lulu und Jimi" hat sich Oskar Roehler (Elementarteilchen, Agnes und seine Brüder) einen Traum erfüllt. Einen großen Film über große Gefühle wollte er machen, ein Märchen auf der Überholspur - so wie David Lynchs "Wild at Heart" oder Baz Lurhmans "Romeo und Julia". Dazu lässt er seine Figuren singen, tanzen, schmachten und sterben, packt Bastian Pastewka in einen unmöglichen Karo-Anzug und macht aus Rolf Zacher eine überlebensgroße Karikatur seiner selbst.

Katris Sass als dauerdichte Rabenmutter ist ein Erlebnis, die Hauptdarstellerin Jennifer Decker dagegen ein echtes Ärgernis. Sie grinst zwar sehr niedlich. Mehr aber auch nicht.

"Lulu und Jimi" ist wie Zuckerwatte - sehr süß, ziemlich klebrig und nicht jedermanns Geschmack. Um dieses Trash-Märchen zu mögen, braucht man auf jeden Fall ein großes Herz für Kitsch.

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