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Im Kino: Die Tränen meiner Mutter

Carlos und Lizzy flüchten vor der argentinischen Militärjunta und stranden Ende der 70er Jahre in Westberlin. Während sie sich immer mehr voneinander entfernen, entdeckt ihr Sohn Alex seine magischen Kräfte
Familie einmal anders: Mama, Papa und die Mitbewohner
Familie einmal anders: Mama, Papa und die Mitbewohner
© Farbfilm Verleih

Langsam quält sich das Taxi durch das Verkehrschaos von Buenos Aires. Alex (Fabian Busch) ist zurück in Argentinien. Dem Land, das seinen Eltern das Herz brach. Er ist auf dem Weg ins Krankenhaus, sein Vater liegt im Sterben.

Rückblende: In den 70er Jahren herrscht die Militärjunta. Regimegegner werden enführt, gefoltert. Viele verschwinden für immer. Auch Lizzys (Erica Rivas) Bruder wurde verhaftet. Um diesem Schicksal zu entgehen, fliehen Lizzy, ihr Mann Carlos (Rafael Ferro) und Sohn Alex. Wie Schiffbrüchige trudeln sie durch Europa. Und landen schließlich, Anfang der 80er, in Westberlin.

Alex als Erwachsener...
Alex als Erwachsener...
© Farbfilm Verleih

Dort zieht die kleine Familie in eine große Fabriketage - und Alex wächst in einer Kommune mit sehr schrägen Mitbewohnern auf: Der ehemalige Trickbetrüger Günther (Volkmar Kleinert) und sein Pfleger Andreas (Roman Russo), Frauenheld Micha (Kristian Kiehling), Fotograf Jürgen (Joachim Paul Assböck) mit seiner spanischen Freundin Anita (Toni Gomiz Chaparro) und Punkmädchen Sik (Alice Dwyer).

Lizzy fühlt sich woh in Deutschland und geht in ihrer Arbeit als Journalisten auf, der Künstler Carlos dagegen hat Heimweh nach Argentinien. Das Paar entfremdet sich - und Alex leidet unter den ewigen Streitereien seiner Eltern. Dabei hat er genug eigene Probleme: Er ist verliebt - und entdeckt seine telekinetische Fähigkeiten. Mit purer Willenskraft kann er Gegenstände bewegen.

Feine Familiengeschichte

... und der junge Alex mit seinem Vater
... und der junge Alex mit seinem Vater
© Farbfilm Verleih

Ganz spielerisch baut Regisseur Alejandro Cardenas Amelio diese wunderlichen Elemente in seinen Film ein - in bester Tradition des südamerikanischen magischen Realismus. So erwachen auch die Zeichnungen von Alex' Vater unverhofft zum Leben und verleihen dieser kleinen, feinen Geschichte einen zusätzlichen Charme. In Teilen basiert "Die Tränen meiner Mutter" auf den Kindheitserinnerungen des Regisseurs. Das erklärt, warum Amelio eine so liebevolle und warmherzige Familengeschichte gelungen ist. Gleichzeitig zeichnet er aber auch ein schillerndes Gesellschaftsporträt der frühen 80er Jahre.

Freunde des Spanischen kommen in >> "Die Tränen meiner Mutter" besonders auf ihre Kosten, denn die vielen Passagen, in denen sich Carlos und Lizzy in ihrer Muttersprache unterhalten, sind nur mit Untertiteln übersetzt.

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