Olga Tokarczuk - Empusion
Huch? Eine Nobelpreisträgerin? Hier, bei den Krimis? Ich mache das hier schon eine Weile, aber dies ist neu. Und, na ja: Das mit dem Krimi ist auch so eine Sache bei Olga Tokarczuk und "Empusion". Denn es kommen zwar mehrere Menschen zu Tode in dieser, so der Untertitel, "natur(un)heilkundlichen Schauergeschichte", aber Ermittler spielen keine Rolle. Dafür der junge Mieczyslaw Wojnicz, der im September 1913 im schlesischen Kurort Gröbersdorf eintrifft. Er erhofft sich Linderung, ja, Heilung von seiner Tuberkulose. Aber zunächst wird im "Gästehaus für Herren" die Frau des Hausherrn tot aufgefunden. Und dann machen Gerüchte die Runde über ungeklärte Todesfälle, jedes Jahr im November ... Es ist ein fantastisch geschriebener Grusel, in den uns Tokarczuk hier schickt, mit großartig hanebüchenen Dialogen über das krude Frauenbild angeblich kluger Männer - und einer sehr modernen Auflösung. Ü: Lisa Palmes/Lothar Quinkenstein, 384 S., Kampa
Kester Schlenz, Jan Jepsen - Der Bojenmann
Vor dem Hamburger Elbstrand in Övelgönne dümpelt seit Jahrzehnten eine Holzfi gur im Wasser, ein "Bojenmann". Der Autor Jan Jepsen wohnt dort, zusammen mit seinem Kumpel Kester Schlenz hat er um diese Skulptur einen spannenden Krimiplot gebastelt. In dem hat jemand diesen Bojenmann täuschend echt ersetzt – mit einer Leiche. Was den LKA-Kommissar Thies Knudsen vor ein Rätsel stellt. Und das wird nicht kleiner, als aus einer zweiten Wasserskulptur auf der Alster noch ein Toter wird. 320 S., btb
P. G. Pulixi - Die Insel der Seelen
Der sardische Ispettore Moreno Barrali wird sterben, Krebs im finalen Stadium. Aber da sind diese ungeklärten rituellen Frauenmorde aus den Jahren 1975 und 1986, die er nicht mit ins Grab nehmen will. Er zieht die Kolleginnen Mara Rais und Eva Croce ins Vertrauen – und äußert einen unglaublichen Verdacht: dass eine junge vermisste Frau auf die gleiche Art sterben wird. Ü: Katharina Engelmann/ Barbara Neeb/Barbara Schmidt, 544 S., Kampa
Carl Nixon - Kerbholz
Da ist dieser Job in Wellington, eine neue Chance für John Chamberlain aus London. Mit seiner Frau und den vier Kindern geht er nach Neuseeland – und stürzt nachts mit dem Auto in eine Schlucht. Nur die drei Kinder auf dem Rücksitz überleben, werden von einem obskuren Mann gerettet und auf eine Farm gebracht. Doch dieser Peters und seine Freundin Martha denken nicht daran, die Kids wieder gehen zu lassen ... Ü: Jan Karsten, 304 S., CulturBooks
Virginia Hartman - Tochter des Marschlands
Loni Mae Murrow lebt in Washington D.C., zeichnet naturgetreu Vögel für das berühmte Smithsonian Institute und will nur im Notfall zurück in ihre Heimat im Nordwesten Floridas. Der allerdings ist eingetreten: Ihre demente Mutter muss ins Heim und Loni das Haus auflösen. Das konfrontiert sie mit dem verdrängten Tod ihres Vaters, der zwei Jahrzehnte zuvor im Sumpf ertrunken war. Loni wurde immer suggeriert, dass es Selbstmord war. Doch jetzt findet sie Hinweise, die auf etwas anderes hindeuten. Ü: Frauke Brodd, 464 S., Heyne
Don Winslow - City of Dreams
Für viele ist Don Winslow zurzeit der beste Thrillerautor der Welt. Kann ich verstehen, denn auch dieser zweite Teil dieser Saga um den Bandenchef Danny Ryan ist großartig und packend. Er beginnt mit einer Flucht: Ryan hat einen Bandenkrieg in Rhode Island verloren, es zieht ihn an die Westküste. Doch das FBI ist hinter ihm her. Nicht, um ihn zu verhaften – die Bundespolizei will seine Mithilfe ... Ü: Conny Lösch, 324 S., HarperCollins
Mathias Berg - Der Tod des Blumenmädchens
1969 wurden erstmals Frauen zu Kriminalistinnen ausgebildet. Mathias Berg hat aus diesem Umstand ein detailgetreues Gemälde dieser Zeit geschaffen, eingebettet in eine echt gute Krimihandlung. In der wird die 22-jährige Anwärterin Lucia Specht zu einem Wohnungsbrand beordert – einem mit Todesfolge: Die Studentin Lena Malberg, eindeutig ein Hippiemädchen, liegt leblos in ihrer Bleibe. Tatsächlich ist es Lucia, die feststellt, dass ein Verbrechen vorliegt ... 336 S., Emons