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"Bridget Jones - Verrückt nach ihm": lesen oder lassen?

"Bridget Jones - Verrückt nach ihm": lesen oder lassen?
© Foto: Alisa Connan; Cover: Goldmann
Bridget Jones ist zurück. Im dritten Band "Verrückt nach ihm" sucht sie als trauernde Alleinerziehende eine neue Liebe. Lohnen sich die 512 Seiten?

Es gibt gute Gründe, als moderne Frau mit einigermaßen festen Überzeugungen einen Bogen um Figuren wie Bridget Jones zu machen: ihr zwanghaftes Kalorienzählen, verbunden mit der stets mitschwingenden Gleichung dünn = glücklich. Die Tatsache, dass sie offenbar nur mit einem Mann an ihrer Seite die wahre Erfüllung finden kann. Ganz zu schweigen von der unsäglichen Renée Zellweger, die sie in den Verfilmungen der ersten beiden Bridget-Jones-Romane gespielt hat. Den gerade auf Deutsch erschienenen dritten Band "Verrückt nach ihm" (Goldmann, 512 Seiten, 14,99 Euro über

) habe ich trotzdem gekauft - und in einem Rutsch durchgelesen. Der Versuch einer Erklärung in fünf Schritten:

1. Keine ist so herrlich ehrlich wie Bridget

Vermutlich haben Sie es schon mitbekommen: Mark Darcy, Bridgets große Liebe und nach einigem Hin und Her schließlich bezaubernder Ehemann, ist tot. Unsere Heldin ist also eine verwitwete Frau mittleren Alters mit zwei kleinen Kindern und grenzwertigen Karriereaussichten (sie arbeitet an einer modernen Kino-Adaption des Ibsen-Klassikers "Hedda Gabler", von Bridget gern "Hedda Gabbler" genanannt und Anton Tschechow zugeordnet). So weit, so tragisch. Aber wenn Fielding loslegt und beschreibt, wie sich Bridget durch Nächte mit kindlichem Brechdurchfall schlägt, ihren zwanzig Jahre jüngeren Lover nach Kopfläusen absucht oder sich vor den Über-Müttern an der Grundschule ihres Sohnes blamiert, ist das so wunderbar ehrlich, unverkrampft und nah dran am Leben, dass man sie einfach lieben muss.

2. Bridget twittert jetzt

Dank Bridgets lakonisch-kurzen Tagebucheinträgen habe ich schon die ersten beiden Bände verschlungen. Im dritten Teil wird es noch besser, denn wir schreiben das Jahr 2013 und Bridget beschließt, sich bei Twitter anzumelden. Sie dort bei ihren ersten tapsigen Gehversuchen ("Der Dalai Lama folgt doch auch niemandem") und hochkomischen Flirtversuchen zu begleiten, macht irre viel Spaß. Ihren Twitter-Account @JoneseyBJ gibt es übrigens tatsächlich - leider ohne Tweets, aber immerhin mit aktuell 1031 Followern.

3. Es geht nichts über gute Freunde

Was von Freunden zu halten ist, die ihre noch immer trauernde Freundin mit Cocktails abfüllen und in Overknee-Stiefeln auf halbseidene Partys schleppen? Nur das Allerbeste! Denn auch wenn die Menschen rund um Bridget genug Neurosen für eine ganze Nervenheilanstalt in sich vereinen, so sind sie vor allen Dingen eines: für sie da. Und das ist die vielleicht schönste Botschaft des ganzen Buchs.

4. Bridget ist so britisch wie "Notting Hill", "Tatsächlich Liebe" und "Vier Hochzeiten und ein Todesfall" zusammen

Wer ein Faible für Großbritannien im Allgemeinen und romantische Komödien aus Großbritannien im Besonderen hat, für den ist dieses Buch ein Geschenk. Sofort möchte man mit Bridget und ihren Kindern durch die herbstlichen Parks spazieren, neben ihr in zugigen Pubs und schicken Restaurants sitzen oder aus dem Fenster ihrer schnuckeligen Wohnung (die man sich in dieser Stadt niemals leisten könnte) heraus das Londoner Leben beobachten.

5. Ende gut, alles gut

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Ja, das Ende von "Verrückt nach ihm" ist klischeehaft, um nicht zu sagen reaktionär. (Und nein, ich werde es an dieser Stelle nicht verraten - nur so viel: Mark Darcy wird nicht von den Toten auferstehen.) Trotzdem konnte ich Helen Fielding nach diesen 512 Seiten feinstem Unterhaltungsstoff nicht böse sein. Denn Bridget, ihre beiden Kinder, ihre Freunde und sogar ihre furchtbar anstrengende Mutter sind glücklich - und das ist schließlich die Hauptsache im Leben. Ob es sich lohnt, den neuen Roman zu lesen? Ja, unbedingt!

Text: Julia Müller

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